Unser Hochzeitstag soll nicht mehr als 100 Thlr. kosten... Nicht mehr als
achtzehn Personen sollen Zeugen von unserem Feste, die ganze Stadt aber von
unserem Glücke seyn... Endlich wird nach langem Warten der glückliche
Augenblick kommen, da ich Sie mit der reinsten Zärtlichkeit umarmen und
Ihnen mit der vollkommensten Freude versichern kann, daß ich kein irdisches
Glück sonst kenne, als ganz die Ihrige zu seyn. ..
Luise Adelgunde Kulmus, „die Gottschedin", an
ihren Verlobten Joh. Chr. Gottsched, i. März
Ja, mein ewig Geliebtester, ich habe Ihre letzte Bitte erfüllt, ich bin seit Samstag
so gelassen und heiter, als ich die Tage nach unserem letzten Abschied, da wir
uns kaum kannten und staunten, und ich eine Stärke da fühlte, die Berge versetzt
hätte, gewesen bin; ich fühle sie jetzt wieder! und zehnmal lebhafter als jemals.
Ach! der süße Gedanke, daß mir ein Herder mit seiner ganzen schönen Seele gut ist,
daß er mich mit allen meinen Fehlern doch lieb haben kann, daß er mein Engel
sein will, das erhöht mehr als alle Erdenglückseligkeit! Siehe, edel redlichster
Freund, dies hebt mich über Trennen und Abschiednehmen und zehen Berge,
die zwischen uns sind...
Karoline Flachsland an Joh. Gottfr. Herder,
April 1771
Die Leidenschaft der höchsten Liebe findet wohl auf Erden nie ihre Be^
friedigung, fühle es mit mir, diese suchen wäre Torheit; miteinander sterben —
doch still, es klingt wie Schwärmerei und ist doch so wahr — ist die Befriedigung...
„Diotima" an Friedr. Hölderlin, September 1799
O! Du Ungeheuer, Genie, Bösewicht, Lügner, Verleumder, Räuber, Schrift^
steller, Comödiant — ach Du Teufel — ich bin außer mir, ich sterbe, ich bin
schon tot. Betrauere mich, weine ein paar verführerische Tränen, um damit das
Lächeln eines weichfühlenden Mädchens zu gewinnen, schreibe die rührendsten
Trauerlieder auf deine arme Geliebte, um Dir neue Freunde damit zu erkaufen —
ach, wie interessant wirst du sein in Deinem heuchlerischen Schmerz. Deine
Koketterie lockt mich von den Toten zurück, ich kehre noch einmal ins Leben,
um mich von Neuem in Dich zu verlieben...
Sophie Mereau an Clemens Brentano, 1804
Nur ein einfaches „Ja" verlangen Sie? So ein kleines Wörtchen, — so wichtig!
Doch — sollte nicht ein Herz so voll unaussprechlicher Liebe wie das meine dies
kleine Wörtchen von ganzer Seele aussprechen können? Ich tue es, und mein
Innerstes flüstert Ihnen „ewig" zu. Die Schmerzen meines Herzens, die vielen
Thränen, könnt ich das schildern — o nein! — Vielleicht will es das Schicksal,
daß wir uns bald einmal sprechen und dann — Ihr Vorhaben scheint mir riskiert,
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achtzehn Personen sollen Zeugen von unserem Feste, die ganze Stadt aber von
unserem Glücke seyn... Endlich wird nach langem Warten der glückliche
Augenblick kommen, da ich Sie mit der reinsten Zärtlichkeit umarmen und
Ihnen mit der vollkommensten Freude versichern kann, daß ich kein irdisches
Glück sonst kenne, als ganz die Ihrige zu seyn. ..
Luise Adelgunde Kulmus, „die Gottschedin", an
ihren Verlobten Joh. Chr. Gottsched, i. März
Ja, mein ewig Geliebtester, ich habe Ihre letzte Bitte erfüllt, ich bin seit Samstag
so gelassen und heiter, als ich die Tage nach unserem letzten Abschied, da wir
uns kaum kannten und staunten, und ich eine Stärke da fühlte, die Berge versetzt
hätte, gewesen bin; ich fühle sie jetzt wieder! und zehnmal lebhafter als jemals.
Ach! der süße Gedanke, daß mir ein Herder mit seiner ganzen schönen Seele gut ist,
daß er mich mit allen meinen Fehlern doch lieb haben kann, daß er mein Engel
sein will, das erhöht mehr als alle Erdenglückseligkeit! Siehe, edel redlichster
Freund, dies hebt mich über Trennen und Abschiednehmen und zehen Berge,
die zwischen uns sind...
Karoline Flachsland an Joh. Gottfr. Herder,
April 1771
Die Leidenschaft der höchsten Liebe findet wohl auf Erden nie ihre Be^
friedigung, fühle es mit mir, diese suchen wäre Torheit; miteinander sterben —
doch still, es klingt wie Schwärmerei und ist doch so wahr — ist die Befriedigung...
„Diotima" an Friedr. Hölderlin, September 1799
O! Du Ungeheuer, Genie, Bösewicht, Lügner, Verleumder, Räuber, Schrift^
steller, Comödiant — ach Du Teufel — ich bin außer mir, ich sterbe, ich bin
schon tot. Betrauere mich, weine ein paar verführerische Tränen, um damit das
Lächeln eines weichfühlenden Mädchens zu gewinnen, schreibe die rührendsten
Trauerlieder auf deine arme Geliebte, um Dir neue Freunde damit zu erkaufen —
ach, wie interessant wirst du sein in Deinem heuchlerischen Schmerz. Deine
Koketterie lockt mich von den Toten zurück, ich kehre noch einmal ins Leben,
um mich von Neuem in Dich zu verlieben...
Sophie Mereau an Clemens Brentano, 1804
Nur ein einfaches „Ja" verlangen Sie? So ein kleines Wörtchen, — so wichtig!
Doch — sollte nicht ein Herz so voll unaussprechlicher Liebe wie das meine dies
kleine Wörtchen von ganzer Seele aussprechen können? Ich tue es, und mein
Innerstes flüstert Ihnen „ewig" zu. Die Schmerzen meines Herzens, die vielen
Thränen, könnt ich das schildern — o nein! — Vielleicht will es das Schicksal,
daß wir uns bald einmal sprechen und dann — Ihr Vorhaben scheint mir riskiert,
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