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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 16.1936

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Heft 6
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Wodehouse, Pelham G.: Zweierlei Methode
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0505

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Düster und reizbar sperrte er die Wohnungstür auf. Aus dem Salon kam
Gelächter, silbernes Frauenlachen. Wie kam eine Frau in seine Junggesellen^
wohnung? Er riß die Tür zum Salon auf. Sein Diener John sprang bestürzt auf
und eilte ihm zur Türschwelle entgegen; er schien — zum erstenmal — etwas
außer Fassung. „Ich habe Sie noch nicht zurückerwartet, Sir!"
„Das glaube ich gern", versetzte Robert grimmig.
„Am besten, du erklärst alles, John", sagte ruhig jemand hinter ihm. Der Diener
trat zur Seite. „Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen, Sir?"
„Ihre — Frau?"
„Wir sind heute morgen getraut worden, Sir."
Robert sperrte den Mund auf. „Freut mich, Sie kennenzulernen", sagte Johns
Frau. „Wir müssen einander übrigens schon irgendwo begegnet sein, nicht wahr?
Sie haben mir auch Blumen geschickt — wie lieb von Ihnen!" Seelenruhig knackte
sie eine Walnuß. — Mühsam fand Robert die Sprache wieder. „Sie hätten mir
wenigstens sagen .können, daß Sie heute nicht ins Carlton kommen!"
„Ins Carlton?"
„Ich habe Ihnen eine Einladung ins Theater geschickt!"
„Heute war ich den ganzen Tag nicht im Theater, ich habe mir wegen unserer
Trauung freigenommen. Hoffentlich haben Sie nicht allzu lange auf mich ge>
wartet?" Sie lächelte ihn entwaffnend an. Roberts Groll schmolz. „Ach keines^
wegs, keineswegs!" sagte er.
„Gestatten Sie, Sir, daß ich Ihnen erkläre —"
„Erklären Sie, erklären Sie, bevor ich vor Überraschung überschnappe!
„Meine Frau und ich sind seit langem befreundet. Wir stammen aus demselben
Ort —"
„Aus Pitt — Pitt —"
„Jawohl, Sir, aus Pittleburn. Wir waren verlobt, bevor ich nach London ging.
Es gab einen kleinen Zwist zwischen uns, durch meine Schuld —"
„Nein, John, es war meine Schuld!"
„Nicht deine, Rosalind, meine!"
„Weiter, weiter!" unterbrach Robert.
„Als ich Ihre Blumen im Theater übergab, sprachen wir die Sache noch einmal
durch und versöhnten uns."
Die Jungvermählte sah strahlend von den Walnüssen auf. „Sie sind doch
nicht böse?"
„Böse?" Robert überlegte, ob er nicht berechtigt war, wenigstens etwas un>
gehalten zu sein. Da fiel ihm Erbonkel Galloway mit seinen Heiratsgedanken ein,
und er rief: „Durchaus nicht! Ich bin überglücklich, daß Sie bereits Ihre Wahl
getroffen haben, Miß Rosalind — Miß John — Mrs. John, und ich freue mich,
daß ich gerade noch zur Hochzeitstafel zurechtkam! Sie werden morgen in Ihrer
Theatergarderobe ein kleines Hochzeitsgeschenk finden, drei Rosensträuße, ein
Armband und ein goldenes Schweinchen. Möge es Ihnen Glück bringen. Übrigens
John! Die Methode bei Ihnen daheim in Pitt — Pitt —"
„Pittleburn, Sir."
,, — sie hat etwas für sich, die Methode von Pittleburn!"

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