Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 16.1936
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0561
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Heft 7
DOI Artikel:Benndorf, Werner: Hotel in Avignon
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(Anleuchten mit schwarzen Augen von links. Spielen mit Spiegel. Zeichnen mit Lippenstift. Ver^
bergen des Ringes.) Mein Zimmer geht nach dem Garten, aus dem würzige Diffie
hereinströmen. Ich brenne nie Licht, Monsieur."
— „Hm, hm."
— ,,Ich bin weder verheiratet, noch habe ich andere Verpflichtungen ..."
— „Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf: Verschliefen Sie von heute ab die
Tür zu Ihrem Zimmer, solange ich in Ihrer Nähe bin und warten Sie auf nichts.
In Monte Carlo will ich mich von Ihnen trennen, ohne Verpflichtungen — wie Sie
vorhin andeuteten — und ohne auch nur einmal die vertraute Anrede gebraucht zu
haben."
— „Sie wollen ein Mann sein?"
— „Mademoiselle, ich habe daheim ein Mädchen, das bangen Herzens auf mich
wartet. Und ich werde sie nicht enttäuschen, sondern auch in diesem neuen Kampf
siegen. Mademoiselle, das letzte Glas! Stofen Sie an, auf eine nette Freundschaft!"
— „Der Mond scheint wunderbar."
— „Es ist ja nur ein Lampion."
— „Sein Gesicht ist wie das Aussehen eines Pfirsichs."
— „Verweist von den schmachtenden Blicken so vieler Verliebter."
— „Wie prosaisch!"
— „Mademoiselle, ich werde Ihnen ein angenehmer Gesellschafter sein und ver&
spreche Ihnen, jede Romantik zu verjagen."
Monolog im Bett:
„Mit diesem Abend darf ich zufrieden sein. Ich habe eine angenehme Freunde
schaft erworben; denn die Dame ist schlank und durchaus begehrenswert ! Ich spare
die Ausgaben für Hotel und Reise, so daß ich einen Abstecher nach Korsika wagen
darf. Meinem Mädel schreibe ich einen Brief. Sie hat etwas übrig für Romantik, und
ich kann auch auf dieser Flöte blasen."
In einem französischen Hotel gibt es nur sehr begrenzte Möglichkeiten, aber
man kann sie durch gewisse Charakterhärten und Eigenheiten schmackhaft
machen — — —
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