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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 3
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Kohlhaussen, Heinrich: Über eine gotische Lüneburger Truhe
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0109

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Abb. 4. Silbergetriebene Johannesfigur auf einem Reliquienbuch
Um 1500
zwangsläufig die Gebilde des weichen Stils als in mancher Hinsicht ihrer Sehn-
sucht verwandt erkannten.
Die Entwicklung Albrecht Dürers, in dessen Lebensarbeit sich uns das künst-
lerische Streben jener Epoche kristallisiert, zeigt jene zum Monumentalen fort-
schreitende Vereinfachung, Ordnung und Klarheit. Daß italienischer Einfluß,
weil Erfüllung auftauchender Sehnsucht, dieser ganzen Bewegung verschärfte
Gangart und bewußtere Blickrichtung gab, ändert nichts daran, daß dieser
Klassizismus, wie die vorgeführten Beispiele lehren, auch ohne Italien kommen
konnte, hätte kommen müssen. Nun ist es sehr lehrreich zu sehen, daß das
bedeutendste der 1506 von Dürer in Venedig gemalten Bilder, das Rosen-
kranzfest, in Anlage und Aufbau nordisch ist. Die Komposition fußt auf dem
von einem deutschen Holzschnitt von 1476 vorgezeichneten Schema. Wölfflin,
der diese Beziehung notierte, erkannte aber auch das Wesentlichere, nämlich
daß in der Absicht auf monumentale Wirkung, die auf symmetrischer Ord-

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