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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 3
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0125

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V. van Gogh
zwei wesentlichen Momenten begründet, ein-
mal in den starken stilistischen Unterschieden
gewisser Gruppen, die dann die gleiche Schul-
signatur tragen, zum anderen in dem Mangel
an bildlichem Vergleichsmaterial. Die logi-
sche Fortführung der Methode führt in einzel-
nen Fällen zu Folgerungen, die zum minde-
sten anzweifelhaft erscheinen. Es ist natürlich
ausgeschlossen, sich an dieser Stelle auf Ein-
zelheiten einzulassen. Das Vorgehen Dr.Acker-
mans öffnet auf jeden Fall neue sehr beacht-
liche Gesichtspunkte. Mag der frische Impuls
der Bearbeiterin des Katalogs der Ausstellung
von Chicago auch manchmal über das Ziel
hinausschießen, jedenfalls zwingt er zu einer
erneuten Nachprüfung der Werkstätten mit
den vielen Fragezeichen, der Ateliers der Tou-
raine. IT. Göbel
EIN HOCIIASIATISCHER TÜRKISEN-
SCHMUCK VON LEONHARD ADAM
Dasauf S. 106 abgebildcte Schmuckstück ist ein
einzelner Ohrring, der die stattliche Länge von
etwas über 12 Zentimetern auf weist. Er be-
findet sich in einer an schönen und seltenen
Stücken reichen Sammlung aus Tibet und
Bhutan, die das Museum J. F. G. Umlauff
in Hamburg von einigen der letzten Ilima-
laya-Expeditioncn erworben hat. Die Metall-
teile des Stückes sind teils aus Gold, teils aus

Feldarbeiter. Um 1885
einer vergoldeten Bronze. Die Türkise, die den
Ohrring fast völlig bedecken, sind von schö-
ner, tiefer, mehr blauer als grünlicher Farbe.
Der Ohrring ist zu öffnen und als kleine Dose
gestaltet. Auch die Rückseite zeigt, freilich
sparsamer, Türkisenschmuck.
Die Vorliebe der Flochasiaten, der Einwohner
Tibets, Bhutans, Sikkims, für Türkisen ist be-
kannt. Sind doch auch Türkisen in Hoch- und
Zentralasien in solchen Mengen vorhanden,
daß ganze Matten, angehäuft mit diesen satt-
farbigen Halbedelsteinen, in Nepal den Göt-
tern als Opfer dargebracht werden. Den ge-
drungenen Dämon, dessen Gestalt den oberen
Teil des Ohrringes bildet, kennt man in dieser
Form von den bronzenen oder silbernen Hin-
tergründen lamaistischer Gottheiten. Dort
schweben zu seinen Seiten gewöhnlich Nagis
(weibliche Schlangendämonen). Hier verrät
ihn allein die schnabelförmig gestaltete Ober-
lippe als den Vogeldämon Garuda, den aus der
indischen Mythologie bekannten Vertilger der
Schlangen.
Typologisch kann dieser Ohrring an Form und
Format die Herkunft aus Indien nicht ver-
leugnen. Man kann sich vorstcllcn, wie stark
dieses Gewicht die Ohrläppchen herabzerren
muß. Dies gilt ja als Zeichen der Vornehm-
heit. Man kennt die langen Ohrläppchen von
den Buddhadarstellungen her: das Ablegen der

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