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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 4
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Cunow, Heinrich: Der Zweck ethnographischer Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0135

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Altmexiko. Aztekische Zeit des Hochlandes. Tonkleinplastiken, die Göttin Ciuacouatl,
»Schlangenweih« darstellend, mit einem göttlichen Kind im Arm. Das ist die Erd- und
Geburtsgöttin
überhängt (vielleicht, um in der Regenperiode die Hauswände vor Feuchtig-
keit zu schützen), warum bei dem Haus eines anderen Volkes das Dach mit
verschnürten Latten belegt und mit großen flachen Steinen beschwert ist
(nämlich um den häufigen Stürmen Widerstand leisten zu können), warum
ein drittes Haus sehr lang ist, in der Mitte einen breiten Korridor mit Koch-
herden und an den Seiten kleine Kojen enthält (weil es ein indianisches Groß-
familien- oder Sippenhaus ist, auf den Kochherden gemeinsam von den Frauen
gekocht wird und die Seitenkojen als Schlafkammern für die Einzelfamilien
dienen) usw.
Selbstverständlich dürfen solche Zusammenstellungen, wenn sie wirklich den
Beschauer in das Kultur werden der verschiedenen Völker einführen sollen,
nicht schabionisieren und nicht geradlinige, den besonderen Einfluß der natür-
lichen und sozialen Umwelt außer Betracht lassende Entwicklungsreihen kon-
struieren. Oft haben anfänglich gleiche oder nur sehr wenig voneinander ab-
weichende Gebrauchsgegenstände unter dem Einfluß besonderer Natur- und
sozialer Lebensverhältnisse in einzelnen Erdgegenden verschiedene Entwick-
lungsrichtungen eingeschlagen. Ist das irgendwo geschehen, so dürfen natür-
lich die einzelnen Typen nicht ohne Rücksicht auf ihren Entstehungsort und
ihren Zusammenhang mit anderen Typen buntgemischt aneinander gereiht
werden 5 sondern es müssen besondere Parallelreihen gebildet werden.

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