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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 4
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0156

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Wilhelm Kolbe genannt werden, darf erwähnt
werden, weil sehr viel kleinere Geister als Re-
präsentanten ihrer Epoche auftreten dürfen
und Schefflers Gewissenhaftigkeit sonst nir-
gends ausläßt.
Was aber dem Ganzen, bei allen Vorzügen im
Detail, den Stempel des Unübersichtlichen
auf prägt, ist die Subjektivität der begriffli-
chen Einteilung. Scheffler setzt selber in einer
gedankenreichen Einleitung die Schwierigkei-
ten auseinander, die in dem Durcheinander-
wirken von Stil (historischer Betrachtungs-
weise) und Künstlerpersönlichkeit (resp. Bil-
derkritik) für den Geschichtsschreiber liegen.
Da nun seine Stärke in kritischer Synthese
liegt, so wäre es das beste gewesen, altüber-
kommene Einteilungen bei der ungeheuren
Stoff- und Namensfülle beizubehalten, anstatt
die Wölfflinschen Begriffskategorien der offe-
nen und der geschlossenen Form ausschließ-
lich auf die Entwicklung von i5o Jahren als
Leitmotiv anzuwenden und dieses Unbe-
stimmte noch durch eine befremdende Ver-
lagerung des Begriffs „Romantik“ zu verwir-
ren. Romantik, so sehr die Geister sich über
ihre Definition erhitzen, ist ohne Ausnahme
bisher auf sämtliche Anschauungsformen der
ersten beiden Jahrzehnte des ig. Jahrhunderts
bezogen worden. Scheffler teilt diese unter
„Nazarener“ und „Biedermeier“ auf (zu wel-
chen er z. B. den von ihm recht verkannten
Runge nebst C. D. Friedrich zählt), dehnt da-
für seine „Romantik“ von 1820—60 und
subsumiert sie unter die Phase der „sich öff-
nenden Form“, wonach sie also von Geri-
cault bis zu Puvis und von Rottmann bis zu
Leibi reicht. Courbet und der Leibikreis
(„Schönes Handwerk“) sind ihm „passive Ro-
mantik“. Nun kann man ja die gangbaren und
einigermaßen begründeten historischen Na-
men getrost umstülpen, wenn man seine Um-
wertung solcher Werte begründet. Allein
Scheffler begründet sie nicht, sondern spricht
ohne weiteres als von feststehenden Begriffen,
und so ist die Folge, daß eine heillose Verwir-
rung entsteht und man sich gar nicht mehr
auskennt, wo man diesen und wo jenen Künst-
ler zu suchen habe.
Das Drollige ist, daß er sich eigentlich selber
widerspricht, indem das ihm Wertvollste (Das
Schöne Handwerk) dabei seinem Kontrastbe-
griff (des „Gestaltenden“) eingepreßt wird.
Die Erscheinung des Buches ist stattlich und
würdig, wie immer bei den Ausgaben des B.
Cassirerschen Verlages, mit monumentalem
Einband, klarem Druck und sehr schönen und
gewählten Abbildungen. Paul F. Schmidt

PAUL SCHUBRING: DIE ARCHITEKTUR
DER ITALIENISCHEN HOCHRENAIS-
SANCE. Hugo Schmidt Verlag, München.
Als Fortsetzung seiner „Architektur der ita-
lienischen Frührenaissance“ läßt Schubring
den vorliegenden Band erscheinen. Nur ein
souveräner Beherrscher der Renaissance konnte
auf so knappem Raume von 106 Seiten das
üppige Material zum harmonischen Bau fü-
gen.
Das Wesentliche über die Stilentwicklung an
sich und die betreffenden Beispiele wird von
dem Verfasser geboten, und zwar in einem
Tone, der gut die Mitte zwischen Belehrung
und Unterhaltung einzuhalten weiß. Dabei
hat Schubring sich möglichst freigehalten von
akademischen Floskeln und einige Male mutig
und mit gutem Recht der Meinung Jakob
Burckhardts widersprochen, wie zum Bei-
spiel in bezug auf die Fassade des Palazzo Far-
nese oder Michelangelos Vorhalle der Lau-
renziana.
Treffsicher ist die Formanalyse des Palazzo
Farnese und das Urteil über Palladio als
Künstler.
So kann das handliche, leicht auf die Reise
mitzunehmende Buch mit seinen vielen Abbil-
dungen als Führer auf Italienfahrten und als
Leitfaden zum Studium wie der vorhergehen-
de Band über das Quattrocento sehr empfoh-
len werden. Es bleibt zu hoffen, daß Schub-
ring zum Abschluß uns auch einen dritten
Band über „Die Architektur des italienischen
Barock“ schenken wird. S Sch
WALLRAF-RICHARTZ JAHRBUCH. Her-
ausgegeben von der Wallraf-Richartz-Ge-
sellschaft in Köln. Dritter und vierter Band.
1926/27. Verlag Klinkhardt & Biermann.
Leipzig.
Der Doppelband des bekannten von Walter
Cohen geleiteten Jahrbuches verdient diesmal
besondere Bedeutung. Wir heben aus der Fülle
der Beiträge und Miszellen folgendes hervor:
P. 0. Rave. S. Severus zu Boppard; R.
Hamann. Motivwanderung von Westen
nach Osten; A.L. Mayer. Simion de Colonia;
F. Piademaclier. Gotische Gläser in den
Rheinlanden; F. Winkler. Stadtkölnische
Buchmaler Werkstätten im 10. Jahrhundert; A.
Liebreich. Der mittelalterliche Altar im erz-
bisch. Museum zu Utrecht; M. Konrad. Das
Weltgerichtsbild im Stadthause zu Diest; 0.
H. Förster. Der Linzer Altar und die Früh-
werke des Meisters des Marienlebens; M. J.

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