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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 5
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Biermann, Georg: Das Stillleben in der deutschen und französischen Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0174

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F. Hodler Glas und Frucht

vom Jahre 1875, der in diesem Zusammenhang eine besondere Kostbarkeit be-
deutet. Ja, wieder ist man versucht, die Kontroverse Gauguin und van Gogh
an zwei so vielsagenden Beispielen anzuschneiden, wüe sie hier aus Abbildungen
erkennbar sind. Auf beiden Seiten stellt diese Ausstellung die besten Vertreter
der europäischen Malerei heraus und zwar in Arbeiten, die oft musealem und
privatem Besitz entnommen, höchste Qualität zeigen. Was hier etwa noch an
Werken von Cbzanne, Fantin-Latour und seinem romantisierenden Nachfolger
Odilon Redon, vom Zöllner Rousseau als dem Vater der stärksten künstlerischen
Bewegung, die gegenwärtig Europa erfüllt, von Matisse und Derain und ähn-
lich von den Vertretern der abstrakten Kunst etwa der Juan Gris und Picasso
gezeigt wird, ist im Hinblick auf die Fragestellung der Veranstaltung besonders
ausgesucht und offenbar mit größter Liebe zusammengetragen. Diesen Tat-
sachen gegenüber haben die deutschen Künstler keinen leichten Stand, zumal
hier nicht jede Persönlichkeit von ihrer stärksten Seite gezeigt wird. Dafür
aber gibt es ein paar kunstgeschichtliche Überraschungen (Hoguet, Scholderer,
Blechen), die neue Schlaglichter auf gewisse Zusammenhänge werfen und
grade in der deutschen Malerei der Epoche das schlechthin Europäische schärfer
erkennen lassen. Sehr interessant in diesem Sinne der Kreis um Leibi etwa,
mit Arbeiten von Th. Alt, Schuch, Sperl und dem Meister selbst, der diesem
Einzelkapitel deutscher Kunstgeschichte seinen Namen gegeben hat. Trübner
führt grade in der Stillebenmalerei die Entwicklung dann in die Moderne,
die vor allem in Corinth und Paula Modersohn auf diesem Gebiet ihre stärk-
sten schöpferischen Kräfte entwickelt, die ihrerseits wieder zu den Jünge-
ren vom Typ der E. L. Kirchner, Kokoschka, Hofer u. a. überleiten, das heißt
zu einer Phalanx deutscher Maler, deren Erdgebundenheit und bedächtig sich
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