A. Brouwer Der Lausknacker
Museum der Provinz Hannover
grob gemeißelte Büste eines bartlosen Alten
aus dem Quattrocento. Eine Medaillensamm-
lung schließt sich an, während kostbare orien-
talische Teppiche den Kenner besonders an-
ziehen. Venedig hat ein neues Museum. Geord-
net hat die Sammlung Gino Fogolari. L Br.
DAS MUSEUM DER PROVINZ HANNOVER
NEUORDNUNG, ANKAUF DER FIDEIKOM-
MISS-GALERIE, NEUERWERBUNGEN
Die Neuordnung der Kunstsammlungen ist
jetzt im wesentlichen abgeschlossen. 44 Säle
sind fertig: Das Weifenmuseum mit 11 Sälen,
die io Säle der alten Gemäldesammlung, und
die 2 3 Säle der neuen Galerie, die sich etwa
zur Hälfte aus Bildern der Stadt zusammen-
setzt. Die Färbung der Säle ist verschiedent-
lich gemäßigt worden und ganze Saalgruppen
in ein und derselben Tönung zusammen-
gefaßt.; z.B. das spätere Mittelalter in tiefem
Graugrün, der Klassizismus in Hellblau, die
Romantik in Violett. Vor allem ist versucht
worden, die drei Hauptkomplexe: das Mittel-
alter, die Zeit von i5oo—1800 und die Mo-
derne, durch die Ausgestaltung der Räume
voneinander abzusondern. In Arbeit ist noch
ein Kabinett, das der modernsten Kunst reser-
viert ist. Über diesen Raum, der nach dem
Entwurf des Professors an der Moskauer Aka-
demie El Lissitzky ausgestaltet wird, soll nach
seiner Fertigstellung besonders berichtet wer-
den.
Die Fertigstellung der Neuordnung hatte sich
durch die unerwartete Unterbrechung verzö-
gert, die die Kündigung des Leihver-
trages über die Fideik'omm i ß - Ga 1 e r i e
des Herzogs von Braunschweig herbeiführte.
Die Sammlung wurde der Provinz zum Kauf
angeboten. Die Vorbedingungen für einen sol-
chen Ankauf waren denkbar ungünstig. Denn
abgesehen von der schlechten finanziellen Lage
der Provinz und dem Umstand, daß gleich-
zeitig der Neubau eines naturwissenschaftli-
chen Museums auf der Tagesordnung stand,
hatte der Herzog verträglich das Recht, jedes
ihm beliebige Bild vom Verkauf aus-
zusehliießien. Auf diese Weise gingen von
vornherein 125 Bilder dem Museum verloren,
darunter ein sehr schöner Pesne, das Porträt
Friedrichs des Großen von Ziesenis, ein kleiner
hatte der Herzog vertraglich das Recht, jedes
Ilolbein d. J., H. Miclich, Ostade, Dou, zwei
Ruisdaels, Vlieger, Palamedez, Roth, Teniers,
ein großer Paul de Vos u. a. Einige dieser Bil-
der sind dann später versteigert worden. Das
zweite Übel war, daß die Provinz als Käufer
im Kunsthandel einen Konkurrenten bekam,
der deshalb sehr gefährlich war, weil er be-
weglicher und kaufkräftiger war als die Pro-
vinz. So stand die Provinz vor der Alter-
native: entweder die Konkurrenz zu ignorieren
und dabei Gefahr zu laufen, alles zu ver-
lieren, oder mit der Konkurrenz zu paktieren
und damit die Möglichkeit zu gewinnen, viel-
leicht den wichtigsten Teil für sich zu erhal-
ten. Es fand eine Einigung mit dem Handel
statt. Die notwendig sehr niedrig angesetzten
Preise blieben niedrig und das Museum behielt
den größten Teil aller bedeutenden Bil-
der. Wie schwierig aber trotzdem noch die
ganze Situation blieb und wie berechtigt eine
Beschränkung in Preis und Zahl der vom Mu-
seum zu erwerbenden Bilder war, beweist der
Umstand, daß der Provinziallandtag den An-
kauf dieser Auswahl nur mit ganz geringer
Stimmenmehrheit annahm, und daß diese An-
nahme bis zum letzten Augenblick an einem
Haare hing.
Den Ankauf des Prinzenbildes von Holbein,
für das die Provinz bis zuletzt das Vorkaufs-
recht hatte, lehnte der Provinzialausschuß ein-
stimmig mit der vielleicht nicht unberechtig-
ten Begründung ab, daß in Anbetracht der
sehr schlechten Finanzlage der Provinz die
Zahlung von mehr als eine Million Mark für
ein einzelnes Bild nicht zu verantworten sei.
Als Gegenbedingung für die Freigabe dieses