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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 7
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Mayer, August Liebmann: Unbekannte Spanier
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0241

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Sakristei abspielenden Vorganges ge-
dacht ist. In der Skizze zu der Verkün-
digung und Fleischwerdung des Wortes
mit den Propheten und Sibyllen hat
Coello eine höchst barocke Umrahmung
für das Altarbild entworfen, die die stark
gefüllte Szene sowohl kräftig einläßt
wie auch der etwas komplizierten Bild-
bühne eine noch größere Tiefe ver-
leiht. Außer den schweren, gewunde-
nen Säulen mit Weintraubendekor hat
Coello auch Heiligenfiguren skizziert,
die als Plastiken den Auftakt zu dem
Bild geben sollten.
Die Ausführung aber zeigt nichts von
dieser Barockform, sondern trotz man-
cher frühchurrigueresker Details im
Dekor ist die leichtklassizistische Form
gewahrt, in der die Kirche in den zwan-
ziger Jahren des 17. Jahrhunderts erbaut
worden ist. Das Bild selbst weist gegen-
über der Skizze eine ganze Reihe kleiner
Veränderungen auf. Der überraschend
anGrecosche Gestalten erinnernde Cha-
rakter der beiden einen Vorhang hal-
tenden kleinen Putten, links oberhalb
Mariä, ist bei dem ausgeführten Altar-
bild vollkommen verschwunden.


5. ZUM WERK DES GR ECO Abb. 3. Claudio Coello. Die Verkündigung
1-^. 0 -t t-a t-» -1 ta 1 Madrid, Kirche der Benediktinerinnen
Die Sammlung Don omu lo ßosch y Ca-
tarineo in Barcelona, über deren Reichtum an Meisterwerken mittelalterlicher
spanischer Tafelmalerei wie an hervorragenden Werken der neueren spanischen
Kunst ich an dieser Stelle hoffentlich bald ausführlicher berichten kann, ent-
hält eine in der Literatur unbekannte »Verkündigung« von Greco (Abb. 4).
Das mittelgroße Gemälde auf Leinwand, rechts unten voll signiert (die Signatur
anscheinend etwas nachgefahren) steht im engsten Zusammenhang mit dem
bekannten kleinen Bildchen auf Holz im Prado. Wie meistens bei Greco scheint
das kleine Bild nicht etwa eine Skizze zu dem großen, sondern eine leicht ver-
änderte, etwas spätere Wiederholung zu sein. Das Prado-Bildchen zeigt oben
mehr Luft und unten im Vordergrund mehr Boden. Das Format ist dadurch
gestreckter, das Ganze leichter und eleganter, die Partie im Vordergrund links,
wo Maria kniet, malerisch reizvoller. Von dem frühbarocken originellen Bet-
pult der hl. Jungfrau, wie von dem Buch ist in Barcelona mehr zu sehen. Die
Durchführung des größeren Bildes ist sehr sauber, erinnert in vielem noch an
die Bilder der italienischen Zeit. Das Gemälde muß zu den frühesten Arbeiten
gehören, die Greco auf spanischem Boden geschaffen hat.

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