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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 7
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0246

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Wilhelm Trübner Mädchen mit gefalteten Händen. 1878
Ausgestellt bei Karl Haberstock, Berlin

recht in Berlin vernachlässigt wird. So ist es
auch auffallend, daß wir bisher keine Trüb-
ner-Monographie besitzen. Dieser .Heidelber-
ger war ein Maler schlechthin wie wenige. Das
sinnliche Erlebnis der Farbe stand für ihn an
erster Stelle. Handwerklich durch und durch
solid, geschaffen in voller Freude an der Er-
scheinung, aber trotzdem gebaut mit einer in-
tuitiven tektonischen Gesetzmäßigkeit, sind die
Bilder heute noch genau so jung und wir-
kungskräftig wie in den Jahren, als sie ent-
standen. Ähnlich in der Gewachsenheit dem
Corinth, unterschied sich Trübner von ihm
durch seine Abneigung gegen das Zeichnen.
Seine Bilder sind ausschließlich mit dem Pin-
sel gemacht, Lichtfläche steht gegen Licht-
fläche. Die Formen sind nicht scharf kontu-

riert, sie sind eigentlich nur unter der Ober-
fläche. hinter ihr spürbar. Gegen Ende seines
Lebens sind die Einflüsse des Kubismus be-
merkbar. Bewußt oder unbewußt. Wahrschein-
lich unbewußt. Trübner hat von allem Kennt-
nis genommen, aber er ist ruhig seinen Weg
unbeirrt weitergewandelt und hat immer nur
das entwickelt, was in ihm selbst von Anfang
gelegen. Der systematische Bildaufbau des Ku-
bismus entsprach seiner Natur, die so sicher
die Gemälde aus Tonwerten zusammenfügte.
Gerade die Straffheit der Komposition, das
Konstruieren der Körper aus einfachen Flä-
chen muß heute interessieren.
Die Ausstellung, die nicht weniger als 55 Num-
mern aufweist, beginnt mit den weichen, toni-
gen, leibihaft gemalten Bildern der 70er Jahre.

22 ).
 
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