Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0274
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Heft 8
DOI Artikel:Adam, Leonhard: Die Kunst des alten Amerika und die alte Welt
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Abb. 14. Salomon Köninck (?) Simson und Delila
The Fearon Gallery, New York
Zu dem Beitrag Freund »Vom amerikanischen Kunsthandel«
vier ausgedehnte und in sich durch zeitlich abgegrenzte Schichten wie durch
Stammesverschiedenheiten komplizierte Gebiete zu verzeichnen sind, in denen
eine »Kunst« im eigentlichen Sinne existiert hat. Dies ist einmal der Nord-
westen, d. h. die Küste des südlichen Alaska und Britisch-Kolumbiens5 hier sind
Wechselwirkungen mit den Stammeskulturen Nordostasiens vorhanden. Die Phy-
siognomien der Menschen sind kaum eigentlich »indianisch«, viel eher mongo-
lisch. Eine Anzahl wichtiger Gebrauchsgegenstände sind ihnen mit den Nord-
ostasiaten gemeinsam, so der hölzerne Stäbchenpanzer, über den wir Dr. Kricke-
berg vom Berliner Museum eine wertvolle Studie verdanken und der bekanntlich,
wenigstens der Idee nach, in Japan wiederkehrt. Es ist nicht zu leugnen, daß
die geschnitzten Totempfähle der Nordwestküste wie auch die Masken an Dinge
aus der Südsee erinnern, daß die Ornamentik polynesisch anmutet. Aber für
jeden, der einmal die amerikanischen Arbeiten wirklich eingehend betrachtet
und ebenso sorgfältig Schnitzereien und Ornamentik aus den verschiedensten
Gegenden und Kulturen der Südsee studiert, ist der Unterschied so klar fühl-
bar, daß wohl eine Verwechslung ausgeschlossen ist. Man mag z. B. Maori-
schnitzereien, also Polynesisches, oder ganz davon abweichende melanesische
Holzbildwerke, z. B. Ahnenfiguren aus Neuguinea, mit nord westamerikanischen
Totempfählen vergleichen (siehe meine »Nordwestamerikanische Indianer-
kunst«, Orbis Pictus, Bd. 17), man wird immer finden, daß die indianischen
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