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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 8
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Adam, Leonhard: Die Kunst des alten Amerika und die alte Welt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0277

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14 cm hoch. Berlin, Museum IV Ca 25490 10 cm hoch. Berlin, Museum IV Ca 21 067
Zwei Alabastergefäße aus Honduras
zu haben. Daß diese Verbindung vorhanden gewesen sein mochte, war schon
früher aus bestimmten Tatsachen als möglich zu unterstellen. Hierzu gehören
die nachweisbaren etwa zehn Fälle, in denen Schiffe aus den japanischen Ge-
wässern an die amerikanische Nordwestküste durch Meeresströmungen ver-
schlagen wurden 5 weiter ein Fund chinesischer Münzen in einem Grabhügel
an der Nordwestküste (Vancouver). Wenn Forscher wie Grünwedel und
F. W. K. Müller schon seit vielen Jahren die Überzeugung hatten, daß die Be-
ziehungen nicht nur bis in die Südsee, sondern noch viel weiter, bis Ostasien
reichten, so haben sie sich doch darüber öffentlich lediglich in der Zurück-
haltung nicht ausgesprochen, die der Wissenschaft Pflicht ist, solange nicht
systematische Arbeit genügendes Material gesichert hat. Die Kulturkreislehre
(Gräbner, W. Schmidt, Ankermann, Foy u. a.) bildet ihre zunächst theoretischen
Kulturkreise, indem sie diejenigen geographischen Punkte miteinander ver-
bindet, an denen sich gewisse Gemeinsamkeiten an Werkzeugen, Waffen, Bau-
art, religiösen Vorstellungen, sozialen Einrichtungen finden. Diese Kreise über-
brücken den Ozean, sie verbinden Südseeinseln mit Südamerika. Noch hat
freilich diese Lehre und Methode die Schwäche, daß sie die internen Ent-
wicklungsvorgänge auf dem amerikanischen Kontinent vernachlässigt, wie sie
überhaupt die die Kultur kreise durchschneidenden Stämme und deren Schick-
sale außer acht läßt. Aber was die Kulturkreisforscher im einzelnen inzwischen
geleistet haben, ist solider als ihre eigene Theorie. Vor allem sei eine Abhand-
lung F. Gräbners erwähnt, in der alt- und neuweltliche Kalender miteinander
verglichen und dabei neben anderen frappanten Gleichungen ganz offensicht-
liche Beziehungen zwischen Mexiko und Ostasien herausgestellt werden. John
Loewenthals Arbeiten im 37. Bande der Zeitschrift für vergleichende Rechts-
wissenschaft führen sogar gewisse mexikanische Bräuche durch malaiische Ver-
mittlung bis nach Vorderindien zurück.
Für die Kunstwissenschaft ist nun in erster Reihe der Augenschein entscheidend,
doch das Vergleichen der Formen gewinnt seinen wissenschaftlichen Wert erst,
wenn es parallel geht mit den oben skizzierten Arbeiten der vergleichenden Völker-
forschung. Betrachtet man die auf S. 2 5 3 gezeigten Alabastergetäße aus Honduras,

18 Der Cicerone, XIX. Jahrg., Heft 8

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