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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 9
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Trübner, Jörg: Zwei unbekannte sienesische Primitive in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0294

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Über dem Kopf läßt er ein
wenig die Haare frei, be-
deckt rechts die Schulter
und teilweise den Arm und
fällt dann in der ganzen
Breite des Schoßes nach
unten. Die ruhig und weich
fließenden Gewandfalten
kann man auf diesen Bil-
dern wie auf allen anderen
des Meisters sehen. Genau
so charakteristisch sind die
langen drahtähnlichen Fin-
ger und die Bildung der
Köpfe. Die weiblichen Pro-
filköpfe sind regelmäßig in
ein Dreieck komponiert,
dessen Ecken auf der Stirn,
am Ohr und am Kinn liegen.
Auch den von Falten ge-
furchten Kopf des Bartho-
lomäus findet man ähnlich
bei dem Nikolaus der Bosto-
ner Tafel wieder. Da das
hier besprochene Bild noch
stärker unter dem Einfluß
der Lorenzetti steht als die
meisten anderen Werke von
Niccolo di Buonaccorso,
Tafel des Luca di Tomme 75x50 cm wird man es wohl in die
Kaiser-Friedrich-Museum, Berlin / Nr. III, 59 früheste Zeit des Meisters,
ungefähr zwischen 1550 und 1560, ansetzen dürfen, womit es sein frühestes
bekanntes Werk ist.
Das andere Bild, das hier besprochen werden soll, befindet sich im Depot des
Kaiser-Friedrich-Museums, wohin es 1821 mit der Sammlung Solly gelangt ist.
Früher schloß die Tafel oben in einem Spitzbogen. Jetzt ist sie durch Abschneiden
und Ausfüllen der entstandenen Zwickel in ein rechteckiges Feld verwandelt.
Die alten Teile, die man auch in der Abbildung noch leicht von dem ergänzten
Goldgrund in den oberen Ecken unterscheiden kann, sind gut erhalten, so daß
die helleuchtenden Farben den für die zweite Trecentohälfte so typischen bunten
Eindruck hervorbringen. Die Darstellung der auf einem Kissen hockenden Ma-
donna al latte zwischen den zwölf Aposteln mit der Taube und der Erscheinung
Gottvaters in einer Seraphimglorie, die von vielen anbetenden und musizierenden
Engeln umflogen wird, ist recht ungewöhnlich. Den ersten Anlaß, dieses Bild
mit dem Werk eines bestimmten Meisters zusammenzubringen, gab der Ver-
gleich mit dem signierten und 1570 datierten Polyptychon des Luca di Tomme
in der Galerie von Rieti. Die Ähnlichkeit beider Bilder ist so klar, daß man

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