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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 10
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Bethe, Hellmuth: Ein unbekannter norddeutscher Schnitzaltar des 14. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0327

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Abb. 5. Kopf Christi (Detail von Abb. 2)

der äußere Rahmen, den ursprünglich zahlreiche Zinnbeschläge mit bunten
Glasflußeinlagen schmückten.
Die Flügel, die, vom Corpus getrennt, im Turmgeschoß der Rossower Kirche
aufbewahrt werden — die Angabe in den Kunst- und Geschichtsdenkmälern
Mecklenburgs V, 59], die Flügel seien verschollen, ist falsch —, setzen auf den
Innenseiten die architektonische Gliederung und den figürlichen Schmuck des
Schreins vierachsig fort. Links erscheinen auf Goldgrund acht weibliche Heilige,
von denen jedoch nur eine vollständig erhalten ist, und rechts acht ebenfalls
mehr oder weniger zerstörte männliche, unter denen als vierter im oberen
Stockwerk der hl. Laurentius zu erkennen ist. Ursprünglich zeigte der Altar also
im geöffneten Zustand — er war dann fast m breit — im Wetteifer mit
dem Schmuckprogramm der Kathedralen auf 14 Achsen rechts und links von
den beiden Mittelgruppen 28 teils geschnitzte, teils gemalte Standfiguren.
Auf den Außenseiten der Flügel sind auf dunkelrotem Grund zusammen acht
Scenen dargestellt, von denen sich die vier oberen auf das obere, die vier un-
teren auf das untere Hauptthema des Schreins beziehen. Die vier oberen Scenen
stellen vier von den Freuden Mariae dar, die Geburt, Anbetung, Darstellung und
den 12 jährigen Jesus im Tempel, die vier unteren vier von den Leiden Christi,
Christus vor Pilatus, Christi Geißelung, Kreuztragung und Auferstehung. Alle
acht ßilder sind vorzüglich erhalten, wohl weil sie unmittelbar auf Holz und
nicht wie die der Innenseiten auf Kreidegrund gemalt sind. Von späteren Über-
arbeitungen sind beide Flügelseiten verschont geblieben.

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