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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 11
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0387

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Renoir Porträt der Mme. Henriot
Aus der Versteigerung der Sammlung Zpubaloff bei
Georges Petit. Paris am 16. und 17. Juni

verlangen. Nach dem Tatbestand und
den Entscheidungsgründen scheint näm-
lich die Frage gar nicht aufgeworfen
zu sein, ob in dem Verkauf einer nach
einer Zeichnung von Hans Thoma her-
gestellten, von fremder Hand übermal-
ten Lithographie als Thoma-Gemälde die
„Lieferung einer anderen Sache“ zu er-
blicken sei. Wenn nämlich der gelie-
ferte Gegenstand nach seiner Beschaf-
fenheit so erheblich von der Bestellung
abweicht, daß nach vernünftiger Auf-
fassung der Sachlage von dem Käufer
ein Behalten desselben als Erfüllung
nicht erwartet werden kann, weil die
Lieferung mit der Bestellung nichts ge-
mein hat, so finden die Grundsätze, die
das Gesetz über die Gewährleistung auf-
stellt, überhaupt nicht Anwendung, viel-
mehr gelten die Grundsätze über den
Erfüllungsverzug nach § 32G
BGB., auf Grund deren der Käufer
auch Schadenersatz wegen Nichterfül-
lung verlangen kann.
NEUE KUNSTHANDLUNGEN
IN BERLIN.
Wir können unsere Aufzählung vom
letztenmal fortsetzen. In der Viktoria-
straße hat sich Dr. Gold eingerichtet,
provisorisch und nicht eben luxuriös. Aber
was zeigt er? Ein lebensgroßes Männerpor-
trät von Manet, ein Stilleben von Cezanne
aus der besten Zeit, ein anbetungswürdi-
ges Frauenbildnis von Renoir in Pastell,
eine römische Landschaft von Corot. Soll
bei Gold erst noch das Etui für die Bi-
joux kommen, so breitet Dr. Otto Bur-
chard seine Schätze in der Bellevue-
straße im würdigsten Rahmen aus. Der Ar-
chitekt Lissa, wohlbekannt als Sammler und
Kenner ostasiatischer Kunst, hat ihn mit be-
stem Takt geschaffen, eine Vermittlung mit
Erfolg erstrebend zwischen der Art, wie der
ferne Osten seine Kunstwerke aufbewahrt und
wie die Besitzfreude des Westens sie vorzu-
führen drängt. Einiges nur sei hier genannt:
Vor allem muß auf die Großplastik in Holz
und Stein des 6.—10. Jahrhunderts hingewie-
sen werden, auf die Statue inStein aus Khmer
vom 6. Jahrhundert, auf die Kleinbronzen der
T ang-Zeit, auf die Vitrine mit Opfer jade der
vorchristlichen Zeit. Ein besonderer Saal ist
den Bronzegefäßen Vorbehalten, darin die
herrlichsten Stücke aus dem Besitz des Kai-
sers ChienLung und aus berühmten Samm-
lungen des Landes: gold- und silbertauschiert

und mit Steinen eingelegt. Endlich Samte
und Brokate und eine große Serie von Vasen
der Kanghi-Zeit.
Am Liitzowufer hat Flechtheim seine
Räume vergrößert, um sich dauernd in Berlin
zu fixieren. Mit wirklichem Geschick hat Dr.
Mahlberg die architektonische Frage gelöst.
Man wird von Saal zu Saal gelockt, ahnt
schon Kommendes, ohne cs zuerst sehen zu
dürfen, um endlich nach Überwindung ge-
heimnisvoller Korridore im geräumigen
Schlußsaal den letzten Genuß zu finden. Die
gewählte Ausstellung von Cezanne-Aquarellen
leitet versprechend ein.
Wir haben das letzte Mal schon auf das Haus
Amsler u. Ruthard hingewiesen, das im
alten traditionsvollen Heim in der Behren-
straße verbleibend, nun auch den Gemälden
der Vergangenheit bei sich Zugang verschafft.
Besonders Kunst des ig. Jahrhunderts führt
seine erste Ausstellung vor, ein paar sehr wert-
volle Bildnisse von Rayski, ein Bildnis des
Thorwaldsen von Senff, 1817, ein sehr male-
risches, ganz ungewöhnliches Blumenslück von
Lenbach, ein in seiner Art nicht minder un-
gewöhnlicher weiblicher Akt von Schuch aus

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