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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 12
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Kühnel-Kunze, Irene: Die Ausstellung italienischer Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0410

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an Stelle des sterbenden
Jünglings erblüht, sowie
die Malven im Hinter-
grund stehen kaum hin-
ter den Blumenstilleben
französischer Impressio-
nisten zurück.
Von den Settecentisten
außerhalb Venedigs fällt
der Mantuaner Giu-
seppe Bazzani mit einer
»Darstellung der Apostel
bei der ohnmächtigen
Maria« auf (Bes.:E. Lang).
Sie zeigt eine ähnliche
Farbenskala wie einige
Bilder des Domenico Fe
ti, der bis 1624 in Man-
tua tätig gewesen ist.
Auch Bologna brachte
kurz vor dem endgül-
tigen^Versiegen noch ein-
mal einen eigenartigen
Abb. 8. Giuseppe Maria Crespi Flucht nach Ägypten Künstler hervor: Giu-
seppe Maria Crespi. Aus-
ser einigen religiösen Darstellungen zeigt die Ausstellung von ihm ein großes hi-
storisches, besonders apartes Bild, »Die Begegnung des Königs Jakob III. Stuart mit
Don Carlo Albani an der Grenze des Kirchenstaates« (Bes.: Hugo Helbing). Wie bei
fast allen Bildern Crespis, so leuchten auch hier die weißgelben Köpfe aus dem
stark nachgedunkeltem Hintergrund heraus und geben jener historischen Szene
ein gespenstiges Gepräge. In der Reihe dieser dunklen Bilder fällt eine Flucht
nach Ägypten (Bes.: Gal. Fritz Gurlitt) (Abb. 8) durch ihre Buntfarbigkeit auf,
die wohl darauf zurückzuführen ist, daß Crespi hier nicht auf den bei ihm sonst
sehr durchgeschlagenen Bonusgrund gemalt hat. Im Zusammenhang mit Crespi
ist auch eine sehr reizvolle »Tanzstunde« zu erwähnen, die unter dem Namen
des Pietro Longhi ausgestellt ist (Bes.: Sanitätsrat Weiler). Dem Gegenständ-
lichen nach steht sie mehreren Bildern Pietro Longhis ganz nahe, die Malweise
ist aber typisch für Crespi. Da Crespi einige Zeit in Venedig und Longhi zu
Lebzeiten Crespis in Bologna gewesen sein soll, ist eine solche Verbindung leicht
erklärlich. Ein für Pietro Longhi ganz charakterisches Bild ist dagegen die
»Venezianische Volksszene« aus dem Besitz von Ch. A. de Burlet.
Aus dem florentinischen 18. Jahrhundert sind zwei dem Matteo Bonechi
zugeschriebene mythologische Szenen, wohl Entwürfe für Deckenmalereien, zu
sehen (Bes.: Dr. F. Roth mann). In ihrer spritzigen Malweise, dem tiefen Blau
und den hell herausleuchtenden Lichtern sind sie eigenartig genug, um den
Schluß auf eine bisher noch wenig bekannte, aber nicht uninteressante floren-
tinische Malerei des Settecento zuzulassen.

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