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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 14
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0478

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Emile Branchard

The Stephan Bourgeois-Galleries

Der Fluß

ten Sonderschau dieses begabten Mannheimer
Malers. Das ernsthafte Suchen nach überper-
sönlichem Ausdruck hat Fuhr in ein Dilemma
zwischen Ost und West geführt, das sich nun
in einer merkwürdigen Verbindung von Ein-
flüssen Chagalls und Utrillos zu festigen sucht;
eine typisch deutsche Situation, die in der
entschlossenen Schwere ihrer Durchführung
sympathisch bleibt.

Anläßlich der Tagung des deutschen Werk-
bunds in Mannheim bereitet die Kunsthalle
eine Ausstellung „Internationale Werbekunst“
vor. Das Kunstbaus Tannenbaum, das
mit einer fein pointierten Gegenüberstellung
von Werken aus den verschiedenen Entwick-
lungszeiten Utrillos, dessen Weg aus ge-
dämpfter Lyrik über verhaltene Humore zur
klaren, sonnenscharfen Realität erschlossen
hatte, läßt nun eine Kollektion des unbeküm-
mert weltoffenen, eleganten und freigebigen
Adrion folgen. In dieser nicht zu anspruchs-
vollen Umgebung gewinnen die Arbeiten des
als Plastiker manches versprechenden E.
Kuhn für sich durch die Emsigkeit ihrer in-
neren Bewegung, der allerdings noch die Ge-
schlossenheit eines entschiedenen Charakters
mangelt. Erich Dürr
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DIE BOURGEOIS BOYS IN NEW YORK
Stephan Bourgeois, der aus dem bekannten
Kölner Kunsthändlerhause stammt, ist seit
Jahren in New York als Kunsthändler, mehr
aber noch als Anreger tätig gewesen. Er war
es z. B., der hierzulande die einzige umfas-
sende Munchausstellung veranstaltete; er, der
als erster „der Kunst auf der Bühne“ im
Rahmen mehrerer Ausstellungen in New York
zu Worte verhalf; er, der vielen hier erstmals
die tiefe spirituelle Bedeutung der chinesi-
schen Kunst der großen Zeit zum Bewußtsein
brachte. Sie war immer seine Liebe gewesen,
und von ihr hatte er das eine große Geheimnis
gelernt, daß nur die völlige Selbsthingabe wah-
ren Gewinn und schließlich die Erreichung
des inneren Selbst verschafft, wenn Univer-
sum und Selbst zur unzertrennlichen Ein-
heit verschmelzen. Wie ein Gegenpol zu den
zersetzenden Tendenzen dieses Landes er-
scheint dieser Glaube. Es ist wahrlich nicht
bloß äußerliche Mode, daß gerade die chine-
sische Kunst der großen alten Zeit mehr und
mehr liier Anhänger findet.
Ein solcher Mann, der bereit war, Künstler,
die etwas zu sagen hatten, den „Weg ins
Freie“ zu bahnen, mußte sich nach einiger
Zeit von solchen umgeben sehen, die in ihrem
 
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