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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 15
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0511

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Edvard Munch Zwei Mädchen. 1905
Aus der Munch-Ausstellung der GalerieFlechtheim, Düsseldorf

seine Lieblinge ist es auch, die ein nach allen
Richtungen hin ausgezeichnetes Buch zu-
stande brachte, das kein Kunsthistoriker hätte
besser machen können. Zunächst wird das rein
Historische ungleich gründlicher behandelt,als
dies bei Weber der Fall war, da hier viel
mehr Quellen, namentlich auch die Kirchen-
bücher, herangezogen werden, so daß wir
nicht nur über die Fabrikanten und Künstler,
sondern auch über die Dreher, Schlämmer
oder Brenner vielleicht allzu gründlich unter-
richtet werden. Und doch ist eine solche aus-
führliche Darstellung nicht nur vom lokal-
geschichtlichen Standpunkt nicht ohne Inter-
esse, sondern auch vom nationalen Standpunkt
aus sehr wichtig, weil auf diesem Wege der
geradezu erdrückende Einfluß des deutschen,
zum Teile sogar reichsdeutschen Elements für
eine Industrie festgelegt wird, die ebenso wie
die Glasindustrie zu den führenden Böhmens
gehört. Selbstverständlich beherrscht der Ver-
fasser von Haus aus alle technischen Fragen
vollkommen und läßt auch die kommerziellen
nicht links liegen. Wir lernen den ganzen Um-
fang der einzelnen Betriebe, deren Anstieg,
mitunter auch deren Verfall ganz genau ken-
nen. Von den vorwiegend in der Umgebung

von Karlsbad liegenden Manufakturen wie
Rabensgrün, Schlaggenwald, Klösterle, Gies-
hübel, Pirkenhammer, Elbogen, Dallwitz, Alt-
rohlau und Unterchodau arbeiten die meisten
in ununterbrochener Folge bis zum heutigen
Tage, während die im Landesinnern früher
tätigen Betriebe von Prag und Teinitz längst
nicht mehr bestehen. Aber Meyer beschränkt
sich mit gutem Grund vorwiegend auf die
Biedermeierzeit, in welcher die besten Er-
zeugnisse gemacht worden sind. Die Pro-
dukte sind es aber in erster Reihe, die den
Verfasser mit Recht interessieren. Von der
ersten nachweisbaren Porzellantasse von Klö-
sterle von 1793 ist jede Manufaktur mit ihren
besten Stücken vertreten, obwohl sich die Ab-
bildungen lediglich auf die eigene Privat-
sammlung dos Verfassers zu beschränken schei-
nen. Alle Arten der erzeugten Geschirre und
Geräte werden nach Form und Dekor an guten
und charakteristischen Musterbeispielen vor-
geführt, wobei der Zusammenhang mit älte-
ren größeren Fabriken nicht aus dem Auge
verloren wird. Am wertvollsten waren natür-
lich dem Sammler und Forscher, der die meist
recht unzulängliche Porzellanplastik Böhmens
mit vollem Recht in den Hintergrund drängte,
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