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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 16
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0540

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viel in der Zeit um 1880 in Deutschland, was
sich an meisterhafter Durchbildung und glän-
zenderCharakteristikdenBildnissen desProfes-
sors Müller und des Hofrats Ru hl vergleichen
ließe. Ein Kabinettstück ist das köstliche Bild-
chen seiner Frau in der Laube. Auch in sei-
nen Landschaften — „Pferderennen in Ben-
rath“ — bleibt Ivolitz der Meister einer durch
wenige farbige Akzente belebten Dunkelmale-
rei. Der begabteste seines Kreises ist Max Lie-
berg, in dessen Straßburger Einzugsbildern
sich liebevollste Beobachtung des Details mit
großzügiger Gesamtwirkung verbinden.
Die letzten Kabinette der historischen Abtei-
lung sind den letzten Direktoren der Akade-
mie: Hans Olde und Carl Bantzcr sowie Paul
Baum gewidmet, der in Kassel als Lehrer für
Landschaftsmalerei gewirkt hat.
Damit haben wir die Schwelle der Gegenwart
erreicht. Es folgen nun die Räume mit den



Bernard Karfiol Mädchenakt
Ausgestellt bei J. Brummer, New York

Arbeiten der heutigen Lehrer (Burmester,
Witte, Nebel, Vocke, Söder), die wiederum
den Übergang zur modernen Abteilung bil-
den. Walter Passarge
BERLIN
Bei Neumann-Nierendorf stellt Rad-
ziwill kollektiv aus. Mehrere Jahre hatte
sich der Maler von der Öffentlichkeit zurück-
gehalten, die ihn als einen ziemlich oberfläch-
lichen Nachahmer der „Brückeleute“ in der
Erinnerung hat mit etwas volkskunsthafter,
russischer Note. Was Radziwill heute zeigt,
unterscheidet sich vollständig vom früheren.
Die brutale Farbigkeit ist gewichen, aber es
ist nicht ein einheitliches Neues an die Stelle
getreten, sondern vielerlei Einflüsse stehen
nur obenhin verarbeitet nebeneinander. Drei
Bilder Radziwills, Seite an Seite an der Wand,
zeigen drei Persönlichkeiten. Da gibt es Ge-
mälde, die in ihrer krausen, verschlungenen,
grabenden, bohrenden Handschrift an Herku-
les Seghers oder gar an die Maler des Donau-
stils denken lassen; daneben gibt es solche
reinster belle peinture, Stilleben, in denen
die Farben Grau, Krapplack, Blau und Bein-
schwarz mit höchster Delikatesse zart hinge-
strichen und abgewandelt sind; dann wieder-
um sind Bilder zu sehen, deren pikante Far-
bigkeit sowohl in technischer Machart als auch
Komposition den starken Einfluß Utrillos zei-
gen. Zweifellos ist das alles sehr geschickt
mit einer gewissen Brillanz des Vortrags so
richtig effektvoll hingestcllt. Man wird an
Künstler wie Mopp und Wollheim zwangs-
mäßig erinnert. Was fehlt., ist die eigene Per-
sönlichkeit, ist die Notwendigkeit, das Gewach-
sene. Kuhn
NEW YORKER AUSSTELLUNGEN
Von modernen Werken sah man bei Brum-
mer eine Kollektivausstellung des immer
strebend sich bemühenden, zu innerer Syn-
these vordringenden Bernard Karfiol,
von dem hier einer seiner keusch-zarten Mäd-
chenakte abgebildet sei, und bei J. B. Neu-
mann den in langem, schmerzhaftem Rin-
gen auf Monumentalität ausgehenden Max
Weber, der in einem kleinen Mädchenkopf
inneres und äußeres Gleichmaß gefunden zu
haben scheint.
Bei de Ilaake gab es eine anregende Aus-
stellung „moderner Klassiker“: einen herr-
lichen Mädchenakt von Pumoir und Werke von
Cezanne, Gauguin, van Gogh u. a., die sich
jetzt hier eine wachsende Gemeinde erwerben.
Deutsche Kunst war in den Grand Central

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