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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 16
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0545

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Aus dem Hause J. u. S. Goldschmi dt - Max Heilbronner, Berlin
Salon mit einer großen Garnitur Louis XV. mit Tapisseriebezügen der Manufaktur Aubusson-Royal,
der Fond der Tapisseriebezüge ist rosa, der Rücken der Sitzgelegenheiten stellt galante Szenen dar,
auf den Sitzen die Fabeln von Lafontaine. Das Ameublement ist sehr groß und noch in seiner
ursprünglichen Anzahl vorhanden, bestehend aus einem Sofa, zwölf Sesseln, zwei Bergeren und
einem ecran. Dahinter sind Tapisserien sichtbar aus der berühmten Serie »Die Jagden Louis XV«
nach Kartons von Van der Meuten, verfertigt in der Brüsseler Manufaktur. Die Serie besteht aus
sechs Stück, die alle komplett vorhanden sind. In der Mitte des Raumes steht ein großes bureau-
plat aus der Regence-Zeit, Rosenholz mit reicher Bronzemontierung. Pariser Arbeit des 18. Jahrli.

In den folgenden Kapiteln werden auch die
Einzeldarstellungen der Maria in Kunst und
Dichtung auf ihren Symbolinhalt, auf ihren
entwicklungsgeschichtlichen Gehalt, auf ihr
künstlerisches Gewicht geprüft.
Erst vom Konzil von Ephesos an, nach ihrer
Rangerhöhung zu Theotokes konnten die by-
zantinischen Darstellungen ihre hierarchischen
und sakrosankten Fassungen finden. Die Wich-
tigkeit von Byzanz als Verschmelzung östlich
abstrakter und westlich anschaulicher Bild-
momente wird hervorgehoben. „Die endgül-
tige Formsetzung (Typik) des Madonnener-
lebnisses eroberte sich eine seltsame Einheit
des im Grunde Unvereinbaren (Ost- und West-
geistes). Wesenliaftes Geschöpf — und zu-
gleich Begriff, gestaltetes Bild eines Natur-
wesens ■— und zugleich ganz Symbol, Ban-
nung des Irrationalen, Ausdrucks träger sinn-
lich faßbarer Erscheinung und Gefäß der
(menschlichen) Erregung — und zugleich Ab-
bild des ewigen Rythmus, der unbewegten

Bewegung. Längst ist weiterhin anerkannt,
daß hinter der scheinbar erstarrten Typik
Formveränderungen vor sich gehen, wofür
schon durch die Entstehung in Randgebieten
gesorgt war.“ Wichtige Einzelheiten wie die
llerleitung der schwarzen Madonnendarstel-
lungen aus antiken Göttinnenbildern werden
mitgeteilt.
Die unterschiedlichen Möglichkeiten in Dich-
tung und bildender Kunst, diese als Mittel
zum Ausdruck des mystischen Aufschwungs,
jene gebundener an die Welt der Wirklich-
keit, aber stärker in der Veranschaulichung
und Geschichte, werden fühlbar. Der Verfas-
ser zeigt die Wirkung der geistlichen Spiele
auf die Anschauungskraft der bildnerischen
Darstellung, die Entwicklung des mittelalter-
lichen Madonnentypus von einer kosmologi-
schen Auffassung des Mariawesens als eines
naturhaft und nornenartigen zur reizvoll
weiblichen Gestaltung und schließlich die Zer-
störung des Symbols in den individualisti-
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