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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 18
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Doesburg, Theo van: Über das Verhältnis von malerischer und architektonischer Gestaltung: (mit einer Einführung zur Stijlbewegung, Holland)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0589

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Abb. 2. Jan Wils Siedlung »Papaverhof« im Haag. 1919
Neben Oud’s Tuschendykken in Rotterdam (1919), erste größere Siedlung, die sich neuer Form-
gedanken bediente. Es handelt sich um kleine Beamtenhäuser — Miete 600 Gulden jährlich
von denen ein Compartiment herausgegriffen wurde. Bereits werden breite Fensterreihen verwendet —
man kann sie nach unten versenkenund darüber kleinere »Oberlichter«, die, zurückgesetzt, Licht
in die Tiefe des Zimmers lassen. (Aufgenommen August 1926.) G.

Auch später erwiesen sich die dünnen Hefte des »Stijl« als griff sicher: Van Eesteren,
Mies van der Rohe, Kießler. Und auf anderer Seite: Arp, französische Surrealisten,
Hans Richter, Vikking Eggeling, Moholy-Nagy, Man Ray usw. Auch der amerikanische
Maschinenmusiker George Antheil fand frühzeitig Gehör.
Hegemann gab in TVasmuths Monatsheften iy2j der Doeshurgschen Auffassung, aller-
dings manchmal bis zur Unkenntlichkeit polemisch durchsetzt, Gehör, die sorgfältigste
Zusammenstellung gab wohl die »Architecture vivante«, Herbst 1^2^, durch ihren
Herausgeber Jean Badovici. Giedion
Meine um 1916—17 in der Zeitschrift »Die Nieuwe Beweging« erschienenen
Aufsätze über die neuen Bestrebungen in der Malerei, dürften der erste Alarin-
schrei zu einer Neugestaltung der Kunst in Holland sein. Mein Atelier in Leiden
wurde allmählich Sammelpunkt jener, die sich für die neuen Aufgaben ein-
setzten. Im November 1917 gründete ich die Zeitschrift »De Stijl«, in der ich
international allen Kräften ein Hörrohr schaffen wollte, die sich mit den neuen
Problemen befaßten.
Die große Neugestaltung der Kunst und der Architektur sollte tatsächlich auch
eine »Erneuerung« sein und nicht bloß ein Kompromiß mit der Tradition.
Wir begnügten uns nicht damit (wie etwa Expressionismus, Kubismus usw.)
an der äußersten Grenze der Tradition stecken zu bleiben, sondern bis auf den
Grund durchzudringen. Wir wollten die neuen Erkenntnisse auch in die Praxis
ziehen und forderten in unseren Manifesten (»De Stijl«, Jahrg. 1, S. 2) auch
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