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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 19
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0631

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Galerie vertreten. Bei der neuen Leihgabe han-
delt es sich um eine stattliche Herbstland-
schaft in bräunlich-schummrigen Tönen. Als
Staffage dient vorn ein Angler an einem mit
Wasserrosen bedeckten Teich. Im Mittelgründe
wird ein Gehöft mit weidendem Vieh sichtbar.
Köstlich ist der von hinten beleuchtete, gol-
dig schimmernde Baumschlag mit seinen cha-
rakteristischen, weich-verfließenden Konturen.
Das einwandfrei signierte Bild stammt aus der
bekannten Broseschen Sammlung und ist um
1822 — also vor dem italienischen Aufenthalt
des Künstlers entstanden. Es hängt in Bautzen
neben Caspar David Friedrich, Karl Gustav
Carus und den beiden Brüdern Albert und
Max Zimmermann aus Zittau.
Eine Überraschung bietet ein großes Gemälde
von Heinrich Franz-Dreber (geh. 1822 in
Dresden; gest. 1876 in Anticoli bei Rom).
Das mächtige Bild stellt einen bukolischen
Reigen in zarter, südlicher Landschaft unter
gedämpftem, grausilbrigem Lichte dar und
paßt sich der kühlen Harmonie des Bautzener
Thoma-Saales in seiner starken und doch zu-
rückhaltenden Farbigkeit ausgezeichnet an.
Anscheinend ist es um 1869/70 entstanden, da
das Motiv der sitzenden Frau im Vorder-
gründe, die mit einem Kind auf dem Schoß
dem Tanz der jugendlichen Hirten und Hir-
tinnen zuschaut, eine offensichtliche Bezie-
hung zur „Medea“ des großen Kampf- und
Gesinnungsgenossen Feuerbach auf weist. Da
die Bautzener Galerie bedauerlicherweise
noch keinen Feuerbach ihr eigen nennen darf
und da neuerdings gewichtige Gründe gegen
die Eigenhändigkeit der Bautzener Böcklin-
Landschaft (angeblich i85i/5a unter Einfluß
Drehers entstanden) geltend gemacht wurden,
so wäre zu wünschen, daß sich das hervor-
ragende Drebersche Werk bald in dauernden
Besitz des Museums übergehen möchte!
Unter den jüngsten Erwerbungen sind beson-
ders zu nennen: Eine vorzügliche Trübner
Landschaft von 1892 (Waldrand hei Obing)
und eine köstlich gelöste Frühlingssymphonie
von Slevogt (Blick aus dem Atelierfenster von
Neukastell in der Pfalz, gemalt 1923). Das
letztgenannte Bild ist von der jungen Gesell-
schaft der Freunde des Stadtmuseums ge-
schenkt worden. B-l
DIE ENGLISCHE AUSSTELLUNG IN
WIEN
Die „Meisterwerke englischer Malerei aus drei
Jahrhunderten“, die der Wiener Verein der
Museumsfreunde in der Sezession vereinigt
40 Der Cicerone, XIX. Jahrg., Heft 19

hat, bieten eine Art „Salonausstellung“ aller
Kunst. Prima Konfektion, geliefert von den
ersten Meistern Old Englands. Weniges nur,
das wirklich packt, ans Herz greift. So dgs
meisterhafte, von größter Selbstverständlich-
keit und Natürlichkeit erfüllte Doppelbild-
nis zweier Brüder von Reaburn (der Glanz-
punkt dieser Schau). Das lebendige Bild der
Miß Tyler of Bath von Gainsborough, dessen
vielfältig nuanciertes Weinrot angenehm von
den üblichen zeitgemäßen Saucen in Braun


Abb. 1. Holzkruzifix mit Originalfassung.
1. Hälfte des 15. Jahrh.
Aus der Kirche von Schönau a. d. Eigen bei Löbau
(Das Kreuz von 1695 ist eine spätere Hinzu-
fügung)
Stadtmuseum Bautzen
und Lackrot absticht, das charaktervolle
Frauenbildnis von Constable (der auch durch
einige Landschaften vertreten ist), das delikat
gemalte Bildnis der Gattin eines schottischen
Rechtsanwaltes von Northoote gehören mit zu
dem Besten. Selbstredend sind auch die Eti-
ketten von Flogarth, Reynolds (mit dem sehr
reizvoll durchkomponiertem schon ganz klas-
sizistischem „Amor und Psyche“), Romney
(dessen süßliche Mrs. Davenport auf, sage und
schreibe, 80000 Pfund versichert wurde),
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