Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

DOI Heft:
Heft 20
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0670

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Stanislaus Cauer-Königsberg
Büste Bürgermeister Thiessen

lytiker des sozialen Lebens mit einem politi-
schen Nebenakzent, Kretzschmar, der aus brei-
ten, vollklingenden Farbenf lachen aufbauende,
von trockener Sachlichkeit weit entfernte
Landschaftier. Der als Graphiker bekannte W.
Rudolph nähert sich dieser Mal weise ähnlich
wie Skade, Lachnit und Grundig der 0. Grie-

bels. Eine Gruppe also, die nach zwei Seiten
hin tendiert, aber über Elan und Begabung
verfügt. Lachnit ist von großer Einfühlung
und malerischer Kultur, Grundig hat vorläu-
fig noch mehr Kraft als Nerven. Aber beacht-
lich sind sie alle. W. Grohmann,
PERSONALIEN
Am 18. Oktober wird der Bildhauer Stanis-
laus Gau er, Professor an der Kunstakade-
mie in Königsberg, sechzig Jahre alt. Obwohl
wir sonst nicht gewöhnt sind, derartige Da-
ten im Leben eines einzelnen Künstlers be-
sonders zu unterstreichen, scheint es uns dies-
mal Pflicht, das lang geübte Prinzip zu durch-
brechen, da es sich um einen Meister han-
delt, den man im Reich unverdientermaßen
zu übersehen scheint, seitdem Ostpreußen vom
übrigen Deutschland leider auch kulturell ab-
geschnitten ist. (lauer, von Geburt Rheinlän-
der, entstammt einem alten Künstlergeschlecht
und kam bereits mit i5 Jahren in das Atelier
seines Vaters nach Rom; erlebte also in sei-
ner Jugend ein letztes Kapitel des Deutsch-
Römertums, das heute nicht mehr denkbar
wäre. Die stille Größe seines reichen bild-
hauerischen Werkes, klassizistisch geadelt,
spricht heute wieder stark zu uns. Das Wert-
vollste hat Cauer zweifellos auf dem Gebiet
der Denkmalkunst geleistet. Neben dem Rei-
terdenkmal für Insterburg gibt es gerade aus
jüngster Zeit ein paar kleinere Gedächtnismale
in ostpreußisohen »Gemeinden, deren feine Ar-
chitektonik ebenso überrascht wie die delikate
künstlerische Art, mit der sich der Bildhauer
auch rein plastisch seiner Aufgabe entledigt
hat. B
Am 3i. August ist in seinem Landhaus in
Oybin bei Zittau der frühere Leipziger Mu-
seumsdirektor Prof. Dr. Julius Vogel im
Alter von 65 Jahren gestorben. Goethe-For-
scher und Kunsthistoriker in eins, hat Vogel
eine Reihe wertvollster Bücher hinterlassen,
die fast ausnahmslos um die Kulturwelt Goe-
thes kreisen. Als die wichtigsten sind etwa zu
nennen: Anton Graff (98); Goethes Leipzi-
ger Studentenjahre (99);. Aus Goethes römi-
schenTagen (o5); Bramante und Raffael (10);
Goethe in Venedig (12). Vogel war mit Max
Klinger eng befreundet und gehörte zu den
intimsten literarischen Wegbereitern des Künst-
lers. Direktor am Leipziger Museum wurde
er 1912, doch ist er Jahrzehnte lang Kustos
der Sammlung gewesen, von deren Leitung er
vor einigen Jahren krankheitshalber zurück-
treten mußte. Mit Julius Vogel hat die deut-

646
 
Annotationen