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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 21
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Kieser, Emil: Die Bekehrung des Paulus bei Rubens
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0680

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Abb. 2. Schabkunstblatt von Earlom nach Rubens / Tod desHippolytos
Es sind vorhanden: je ein Bild in München (Alte Pinakothek, Nr. gt8, jetzt
Filialgalerie Speyer), Abb. 1, und in Berlin (Kaiser-Friedrich-Museum, Nr. 762 B),
je eine Skizze in Augsburg (früher Alte Pinakothek, Nr. 81 o), Abb. g, in Winter-
thur (Sammlung Oskar Reinhart), Abb. 8, und in London (Herzog von West-
minster), Abb. 4, eine Zeichnung im Louvre, Abb. g 1.
Wie stehen diese Dinge nun zu einander und in welchem Verhältnis zur übrigen
Produktion dieser Jahre? Ohne weiteres erscheint dem unbefangenen Blick das
große Berliner Stück als das Hauptbild und auch der näheren Betrachtung er-
weist es sich als der Gipfel einer längeren Entwicklungsreihe, zu dessen hohem
Bau von verschiedenen Seiten Material beigeschafft yvurde. Wie ein erster un-
vollkommener Versuch erscheint von ihm aus das Münchner Bild, die Skizzen
führen denn auch sämtlich von diesem weg und auf Berlin zu.
Wenn auch vermutlich die erste Gestaltung des Paulusthemas bei Rubens, ist
das Münchner Bild (Abb. t 2) doch auch seinerseits wieder vorbereitet durch
1 Die Bilder in London und Winterthur, ebenso die Zeichnung im Louvre kenne ich
nicht im Original, von ersterem war mir leider nur die oben abgebildete Radierung vom
Anfang des 19. Jahrhunderts erreichbar. Von der hier zum erstenmal veröffentlichten
Skizze in Winterthur hat mir der Besitzer eine Aufnahme gütigst zur Verfügung gestellt.
Das Original stellt eine mit der ausgeführten Komposition fast vollständig übereinstim-
mende letzte Vorarbeit dar, deren Hauptunterschied zum fertigen Bild den typischen
Fall zeigt, daß die Gruppen der Skizze noch nicht in der endgültigen, knappen und festen
Umspannung durch die llahmenlinien erscheinen.
2 Das Bild ist von späterer Hand völlig übermalt und dabei — was die von Herrn Haupt-
konservator Dr. Gräff aufgenommenen und mir freundlichst zur Verfügung gestellten
Röntgenphotos ergeben haben — nicht unwesentlich verändert worden. Die wichtigsten
Veränderungen seien hier kurz notiert: 1. Paulus sowie der bei ihm Kniende hatten ur-
sprünglich beide den linken Arm erhoben, Paulus wie abwehrend ausgestreckt, der
Kniende hielt, ähnlich wie auf der Louvrezeichnung, die Hand, um abzublenden, vor
die Augen. 2. Der Reiter des mittleren, vom Rücken gesehenen bäumenden Pferdes war
in ganz anderer Stellung, vom Pferd herabfallend, gegeben. 3. Die Geste Christi war
ähnlich wie auf dem Berliner Bild.

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