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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 22
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Scharf, Alfred: Das flämische Landschaftsbild
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0715

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Jan Brueghel d. Ä. Fahrweg auf waldiger Höhe
Flämische Landschafts-Ausstellung der Galerie !)r. Gottschewski-Dr. Schaffer, Berlin
messen festzustellen. In diesem Bilde beherrscht die Gestalt der Maria mit
dem Kinde das Bildgefüge trotz des geistvollen Landschaftsausblickes, im Gegen-
satz zu den Landschaftsbildern eines Patinir oder Bles, die die Grundlage für
die weitere Entwicklung abgeben. Von den phantastischen, panoramaartigen
Fernsichten dieser beiden Künstler mit Bergen, Tälern, Burgen, Flüssen, die
entweder gar nicht oder nur unwesentlich staffiert sind, hat mehr als ein Jahr-
hundert flämischer Malerei gezehrt. Die menschliche Figur ist nur ein winziger
Teil in der Landschaft, die sich in drei Gründen kulissenartig hintereinander-
schiebt. Die farbige Erscheinung, nach dem Hintergrund zu heller werdend,
stützt sich auf eine nicht sehr umfangreiche Palette, die hauptsächlich aus den
fönen Braun — Grün — Blau besteht und bis in das 17. Jahrhundert ange-
wandt wird.
Entscheidend für die Weiterentwicklung der flämischen Landschaftsmalerei waren
um die Wende des 17. Jahrhunderts die Meister Gillis van Coninxloo, Paul
Bril und Joos de Momper, die in der Ausstellung charakteristisch vertreten
sind. Es ist bezeichnend, daß von diesen lediglich Joos de Momper im Lande
blieb, während Bril hauptsächlich in Italien tätig war und Coninxloo in die
Verbannung gehen mußte. Die panoramaartige Landschaft Coninxloos mit
dem Parisurteil (die Figuren sind vielleicht von Hendrik de Clerck) zeigt ihn
noch nicht auf der Stufe der Vollendung, die er in den Schilderungen be-
schränkter Waldausschnitte, den ersten selbständigen Landschaften in Nah-
sicht überhaupt, erstrebt hat. Paul Bril dagegen ist durch Gebirgslandschaften
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