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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 22
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0737

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Auguste Renoir Die Spanierin mit der Rose. 1919
Leihgabe Pierre Renoirs auf der Renoir-Ausstellung bei Flechtheim

Mätzchen noch entbehrendes Bild der Fran-
ziska von Wertheimstein), Leibi (ein mit un-
vergleichlicher malerischer Sicherheit hinge-
worfenes Bild der Frau Helene Auspitz), Mun-
käcsy (mit dem sehr eindringlichen, flott ge-
malten Bild der Gräfin Fesztetics) veranschau-
lichen in ihren Porträts den Realismus der
Siebzigerjahre, während zu gleicher Zeit Ca-
non und Makart (hier sehr verschieden ver-
treten) die blaue Blume der Romantik suchen.
Was an Bildern aus den letzten drei Jahrzehn-
ten zu sehen ist, steht fast durchweg weit un-
ter dem Mittelmaß und kann hier füglich
übergangen werden. Poglayen-Neuwall
DRESDEN
Die reichlich hundert Aquarelle und Zeich-
nungen von Franz Marc in der „Fides“ (R.
Probst) stellen erneut diesen Frühverstorbe-
nen neben seine noch lebenden Freunde Klee
und Kandinsky, die mit ihm ein Königreich
fanden. Der ganze Zauber seiner Märchenhaf-
tigkeit ist geblieben, man sieht den Arbeiten
das Alter nicht an. Auch dort, wo die Form

noch tastend ist oder zu sehr erfunden, bleibt
ein instinktsicheres Gefüge von Farben und
Formen, denn Marc erschöpfte sich nie im Ex-
perimentieren. Etwas von romantischer Poesie
im Sinne Friedrich Schlegels steckte in ihm
und sicherte den organischen Ablauf und die
Kontinuität durch alle Versuche hindurch. Die
ratio nähert ihn dem Kubismus, der durch ihn
um eine deutsche Variante bereichert worden
wäre wie bei Klee, die Mystik rettete ihm die
Simplizität der Empfindung, die als sichtbarer
Kraftstrom noch in den Abstraktionen kreist.
Über allem aber steht die Freiheit seiner pro-
duktiven Selbstbespiegelung, die ihn über seine
Liebe immer wieder erhebt und den Sinn für
den Zusammenhang der Welt weckt. Schon
deshalb war Marc kein Spezialist, das Tier war
ihm Mittel des Ausdrucks wie anderen der
Mensch. Er spielte auf diesem Instrument,
aber es wäre wohl kaum das einzige geblieben,
das er beherrschte. Die Hälfte der Arbeiten
ist aus dem Nachlaß, zwei Drittel so gut wie
unbekannt. Ein wesentlicher Abschnitt jüng-
ster Vergangenheit wird in dieser Ausstellung
lebendig. Grohmann
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