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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 23
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Freund, Frank E. Washburn: Kunstpflege in Amerika: das neue Museum in Detroit /
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0754

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Italienischer Renaissancesaal im neuen Detroiter Museum
Säle: Die Note privater Vornehmheit ist überall gewahrt und damit trotz
einer gewissen, keineswegs unerwünschten Distanz das Gefühl zugehöriger
Häuslichkeit. Man ist, sozusagen willkommener Gast, nicht bloß Beschauer.
Dieser Bau und seine Schätze sind für die Besucher da, und das erkältende
Gefühl eines Magazines für die Aufnahme toter Kunst kommt nirgends auf.
Alles ist lebendig und weist vielerlei Beziehungen zur Gegenwart.
Deswegen ist hier auch die umgekehrte historische Anordnung durchgeführt,
daß der Besucher von der Kunst der Gegenwart aus durch die verschiedenen
Jahrhunderte geführt wird. Aus dem ersten, sich lang nach rechts zu dehnen-
den Saal, in dem die europäische Kunst des 19. Jahrhunderts residiert, geht
es in den getäfelten Eckraum der englischen Kunst des 18. Jahrhunderts:
solide Vornehmheit bestimmt seinen Duktus. Ihm folgt ein echtes Zimmer
mit der französischen Kunst des 18. Jahrhunderts, das als vollkommenes In-
terieur eingebaut ist. Nach links tritt man in zwei ihrem Charakter entspre-
chend niedrigeren Stockwerken in die holländischen Zimmer des 1 7. Jahr-
hunderts mit schwerer Balkendecke, während sich in der Hauptflucht die flä-
mische Kunst anschließt. Dann der spanisch-französiche Saal, in dem u. a.
ein glorioser Claude Lorrain und ein Wunderwerk Poussins, das Abendmahl,
hängen. So geht es weiter, Schritt für Schritt, in die zu erobernde Vergangen-
heit hinein. Pompös rauscht der Hochrenaissancesaal mit einer Decke von Tin-
torettos Hand auf. Kühl dagegen erschließt der Frührenaissanceraum seine
intimen Schönheiten. Es folgen sodann Gotik und Romanik. Streng redet in
den wenigen, aber ausgesuchten Werken die Antike, die römische in einem
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