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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203 - 228 (1. September 1898 - 30. September 1898)
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und den Plakatsäulen.
Telephon-Anschluß 'Nr. 82.

Ar. 225.

1898.

Dienstag, den 27. September

1)

Frankreich ein. In dem neuen Prozeß wird ihm ohne
Zweifel Gelegenheit geboten werden, sich auf alle Anklage-
punkte zu äußern. Vermag er sich zu rechtfertigen, um so
besser für ihn, vermag er es nicht, so wird seine Strafe
bestätigt — und das von Rechtswegen.

Wortlos fiel der arme Onkel zurück in seinen Stuhl. Noch
immer konnte er's nicht glauben. Zu jählings traf in dieser
Schlag. Er hörte nicht, wie sie ihm nun von der glänzenden
Partie sprach, er war ganz in sein Unglück vertieft.
Und erst, als er wieder allein war, fühlte er die ganze
Wucht des Schlages, der ihn getroffen hatte. Schrecklich —
schrecklich! Nun sollte also wieder dasselbe elende Leben be-
ginnen, an das er mit Grauen zurückdachte. Für immer
sollte ihm dies Juwel einer Köchin verloren sein- Schrecklich
— schrecklich!
Aber da mit einmal kam ihm eine neue Idee. Wie, wenn
er selbst sein Juwel heimsührte? Dann konnte sie ihm doch
keiner mehr rauben. Von diesem Gedanken kam er nun nicht
mehr los. Und je länger er darüber nachdachte, desto mehr
war er mit seiner Idee zufrieden.
Am dritten Tage sagte er es ihr.
Zuerst zierte sie fick, that überrascht und verschämt zu-
gleich und meinte, daß sie sich die Sache erst überlegen müsse,
schließlich aber als er nicht abließ mit Bitten und Drängen,
sagte sie endlich kleinlaut „ja".
Er war natürlich übergtücklich und gab ihr gleich den Ver-
lobungskuß. Und sie verrieth mit keiner Miene ihre Freude,
daß sie ihr lang ersehntes Ziel nun endlich erreicht hatte.
Sie war seine Frau geworden.
Die Hochzeit war ganz klein gewesen. Und dann hatte
das junge Paar eine Reise gemacht.
(Schluß folgt.)

Schweiz. Lugano, 26. Sept. Hier passiren per
Bahn täglich 10 bis 15 Italiener durch, die theils
als heimathlose, theils als Anarchisten nach Chiasso be-
fördert und an der dortigen Grenze an die italienische
Polizei abgeliefert werden. Heute verhaftete die hiesige
Polizei den hier seit acht Jahren ansässigen italienischen
Anarchisten Bildhauer Panizza.
Frankreich. Paris, 26. Septbr. Am Samstag ist
die Entscheidung des CassationshofeS wegen Verurtheilung
Zolas zu 30000 Frauken im Prozesse der Schrift-
kundigen des Esterhazyprozesses gegen Zola in Kraft
getreten. Ein Gerichtsvollzieher erschien in Zolas Woh-
nung zur Zustellung des Urtheils. Wegen Abwesenheit
Zolas konnte aber die Summe nicht gezahlt werden. Es
heißt, daß Octave Mirbeau, der bereits früher eine Geld-
strafe für Zola bezahlt hatte, sich erboten habe, auch diese
Summe zu zahlen, um eine Beschlagnahme des Eigenthums
zu verhindern.
Rußland. Petersburg, 25. Sept. Eine Depesche
der russischen Petersburger Zeitung aus Wladiwostok
vom 24. ds. meldet, Prinz Heinrich von Preußen
sei von Chadarowka zurückgekehrt. Der Prinz sei sichtlich
befriedigt von dem dortigen Empfang und namentlich auch
von der Jagd, an der er zum Schluffe theilgenommen.
Es seien ihm an einem Tage über 300 Hirsche zum
Schuß gekommen. Der Prinz habe nur drei davon er-
legt, dann das Schießen eingestellt und sich den ganzen
Tag an dem Treiben der zutraulichen Thiere erfreut. Am
24. ds. fand bei dem Prinzen an Bord des „Deutsch-
land" großer Empfang statt.
England. London, 26. Sept. Daily Telegraph
meldet aus Kairo: Der englisch-egyptische Oberkomman-
dirende Ki tch e ne r traf die franzö si sche Expedition
Marchand in Faschoda und theilte Marchand mit, er
hätte eine ausdrückliche Instruktion, das betreffende Gebiet
für englisch zu erklären. Die Franzosen müßten es ver-
lassen. Marchend lehnte ab, sich zurückzuziehen, ohne
daß die französische Regierung es angeordnet hätte.
Kitchener hißte die englische und die egyptische Flagge und
ließ zwei sudanesische Bataillone und eine Abtheilung
Kamelreiter als Garnison zurück unter dem Kommando des
Oberst Jackson. Die weitere Regelung der Angelegenheit
ist den diplomatischen Verhandlungen Vorbehalten. —
Zu Gewaltthätigkeiten ist es also nicht gekommen. Die
französischen Blätter loben Marchand, daß er den von ihm
besetzten Platz nicht räumte und sie erkennen andererseits
an, daß Kitchener maßvoll gehandelt und einen offenen
Streit vermieden hat. Vermuthlich wird die Sache so
enden, daß Frankreich die Expedition Marchand aus
Faschoda zurückzieht und dafür von England an irgend
einer andern Stelle der Welt eine Entschädigung erhält.
Asien. Das Edikt, das die Abdankung des Kaisers
ausspricht, ist, nach dem Vertreter der Times in Peking,
von der Kaiserin-Wittwe diktirt worden. Es erklärt die
Einführung der Regentschaft. Der Kaiser erinnert in dem
Schriftstück daran, daß schon zweimal in stürmisher Zeit
die Kaiserin die Regentschaft geführt habe, und verkündet,
daß sie auf sein dringendes Ersuchen abermals eingewilligt
habe, die Regierung zu unterstützen. Die Kaiserin-Wittwe
ist seit dem Tode ihres Mannes im Jahre 1861 bis in
die jüngste Zeit stets die einflußreichste und die meiste Zeit
die unbedingt herrschende Person im Reiche dec Mitte ge-
wesen. Sie ist nach allgemeiner Anerkennung eine sehr
kluge und außerdem eine sehr erfahrene Frau, die vom
Taipingaufstande an bis in die letzten Monate ununter-
brochen die Fäden des Ränkespiels in Peking gelenkt hat.
Zum Vorschein kommt sie fast nie, Audienzen ertheilt sie

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
dem Königl. Preuß. Generalarzt a. D. Dr. Lentze, bisher
Corps- und Generalarzt beim 8. Armeecorps, das Kommandeur-
kreuz erster Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen, dem
Grafen Paul Alm eida aus Wien das Kommandeurkreuz
zweiter Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen, sowie den
nachgenannten Fürstlich Fürstenbergischen Beamten und Bedien-
steten die folgenden Auszeichnungen verliehen: a. das Verdienst-
kreuz vom Zähringer Löwen dem Kabinetssekretär A. Schulte
und dem Garteninspektor Oskar Berndt; b. die kleine goldene
Verdienstmedaille den Kammerdienern Abdallah Wahid und
Philipp Kuttruff, dem Haushofmeister B. I. Imhof, dem
Küchenmeister I. Reichmann und dem Kutscher I. Krabschik;
o die silberne Verdienstmedaille dem Bereiter Richard Zerbst,
dem Tafeldecker Christian Schmidt, den Lakaien Karl
Dvorak und Baptist Baumann und dem Leibjäger David
Müller.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
den Exprorektor der Universität Heidelberg, Geheimen Hofrath
Professor Dr. Georg Meyer in Heidelberg, zum Geheimen
Ratb 2. Klasse und den Exprorektor der Universität Freiburg,
Professor Dr. Heinrich Rosin in Freiburg, zum Hofrath
ernannt.
Karlsruhe, 26. Sept. Die Großherzogin ver-
ließ Karlsruhe am 24. d. Mts., Morgens 8 Uhr 15 M.
und begab sich zunächst nach Villingen. Dortselbst stattete
dieselbe der Superiorin der Erziehungsanstalt der Ursuli-
nerinnen einen Besuch ab und besichtigte sodann die Kranken-
pflegestation der barmherzigen Schwestern unter der Leitung
des Zweigvereins des badischen Frauenvereins, sowie das
städtische Spital. Nach 2 Uhr Nachmittags fuhr Ihre
Königl. Hoheit zu Wagen nach Dürrheim und besichtigte
dortsclbst die Kindersoolbadstation. Um halb 5 Uhr begab
sich Ihre Kgl. Hoheit nach Donaueschingen, traf dort mit
dem Erbgroßherzog zusammen und setzte die Weiterreise um
5 Uhr 14 Minuten fort. Die Ankunft auf Mainau er-
folgte um 8 Uhr Abends.

Stadttheater.
Heidelberg, 27. September.
„Wohlthäter der Menschheit", Schauspiel in 3 Akten
von Felix Philippi.
Das interessante und an manchen Stellen ergreifende Stück
baut sich auf dem Konflikt zweier Aerzte auf, die zu einander im
Verhältniß von Schwiegervater und Schwiegersohn stehen. Der
ältere ist Leibarzt des Herzogs und hat diesen während seiner

Deutsches Reich.
— Die Demokraten haben letzten Samstag und
Sonntag in Stuttgart ihren Parteitag abgehalten. Zum
Vorort wurde Frankfurt gewählt. Bisher war Stuttgart
Vorort. Zwischen beiden Orten herrschte eine gewisse
Rivalität, die nun zu Gunsten des ersteren entschieden ist.
Es wurde eine Resolution gegen die „Zuchthausvorlage"
und eine solche zu Gunsten der Abrüstung angenommen.
Einer der Hauptwortführer war der sattsam bekannte Hr.
Quidde.

Auslau d
Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. Sept. Das öster-
reichische Abgeordnetenhaus ist heute zusammen-
getreten. Zum ersten Präsidenten wird F u ch s (klerikal) mit
205 Stimmen gewählt. 119 Stimmzettel (der deutschen
Opposition) sind unbeschrieben. Zum ersten Vicepräsidenten
wurde der Slovene Ferjancic, zum zweiten der Rumäne
Lupnl gewählt. Präsident Dr. v. Fuchs hielt der Kaiserin
Elisabeth eine ergreifende Trauerrede, dann wurde die
Sitzung geschlossen. Bekanntlich hat Graf Thun das Ab-
geordnetenhaus mit Rücksicht auf die Ausgleichsverhand-
lungen mit Ungarn zusammenberufen. Ob die Deutschen
für diesen speziellen Fall die Obstruktion einstelleu und so
die Berathung möglich machen werden, ist noch zweifelhaft.

ihn auf den Kirchhof getragen. Und gegen den Kirchhof hatte
der gute Onkel Erich eine unüberwindliche Abneigung-
Aber all diese Sorgen waren lange von ihm genommen.
Seit drei Jahren schon hatte er sein gutes Fräulein Amanda
Fröhlich und seit dem Tage, da fie ins Haus gekommen war,
hatte der bis lang so gequälte Onkel Erich keine Tafelsorgcn
mehr- Er lebte wie in einem nimmer endenden schönen
Traum. Jeder Tag brachte ihm neue Tafelfreuden und nie
konnte Fräulein Amanda sich genug thun, ihre reiche Kunst
zu zeigen.
Diese Gedanken gingen dem guten satten Onkel Heinrich
durch den Kops und schon war er nahe daran, sein gewohntes
Schläfchen zu machen, als eben an die Thür geklopft wurde.
Etwas unwillig rief er: „Herein!"
Im nächsten Augenblick stand Fräulein Amanda in der
Thür. „O, ich störe wohl," sprach sie zögernd.
„Aber durchaus nicht, liebes Fräulein." Damit ging er
ihr entgegen, führte sie ans Sopha und setzte sich ihr gegen-
über. „Na, was haben Sie denn auf dem Herzen?" begann
er lächelnd.
„Ja, ich komme heut in einer —" Sie zögerte wieder.
Erschreckt sah Onkel Erich sein Juwel an — sie plante
doch nichts gegen ihn — das wäre ra fürchterlich!
„Na kurz und gut," fuhr sie endlich fort, „einmal muß es
ja doch gesagt sein, Herr Wolff — ich muß Ihnen sagen, daß
ich Sie verlassen will."
Onkel Erich saß da und starrte sie sprachlos an. Vor
seinen Augen flimmerte es und vor seinen Ohren summten
hundert Stimmen durcheinander — sie will mich verlassen —
die paar Worte waren nur hasten geblieben.
„Es thut mir ja sehr leid, Herr Wolff, aber schließlich bin
ich mir doch selbst am nächsten und eine solche Partie kann
man doch nicht alle Tage machen —" Sie blinzelte ihn an
und beobachtete die Wirkung ihrer Worte.
„Sie wollen heirathen, liebes Fräulein!?" starrte er sie an.
„Ja, Herr Wolff, ich möchte es mal versuchen," sagte sie
lächelnd.

Strafe mutz fein.
Humoreske von Paul Blist.
(Nachdruck verboten.)
Herr Erich Wolff ist der glücklichste Mensch von der Welt.
M Ut zufrieden mit seinem Schicksal. Er hat auch nicht den
^liktfien Grund, unzufrieden zu sein, denn die Göttin auf
"sollenden Kugel hat ihn reich mit Glücksgütern gesegnet,
js. ist Rentier, nicht nur, sondern auch — das heißt, er
.u ein reicher Rentier. Er ist nicht verheirathet, weil ec
Awer b>e Ruhe geliebt bat. Und er hat eine Wirthschafterin,
kn^r. . Hn das höchste Glück bedeutet, denn sie kann kochen —
wen! — Worte können diese Kunst nicht schildern. Und
Mn man weiß, daß Herrn Erich Wolff die Hauptsache im
Men ein guter Bissen ist, dann wird man ermessen können,
"aArth -r das Juwel einer Wirthschafterin hielt.
I„. Mo, Herr Erich Wolff ist ein zufriedener Mensch. Er
dr°' Lflna und für sich allein; alle Sonntag nur sind seine
»^ Neffen bei ihm zu Gast. Das sind drei lustige, junge
emx, Waisen, die dereinst ihren geliebten Onkel Erich be-
rrven werden.-
b-i- 2. solcher Sonntag ist heut. Die drei Neffen haben
c.jw Otzkel Erich gegessen und alle, der Onkel mit den Neffen
schm c den Genüssen eines üppigen Mittagsmahles ge-
MMat. Nach dem Essen haben sich die drei jungen Herren
MAdschledet, weil sie mit ihrem Klub eine Partie macken
aus Onkel Erich ist allein geblieben und hat sich
l em Ruhebett lang ausgestreckt, um noch in der Rück-
"Aerung an das vortreffliche Essen zu sckwelgen.
siid o > stt er da, halb wachend, halb im Traum und freut
Aje schön es doch auf der Welt ist, wenn man eine
^lAhschasierin hat, die gut kochen kann.
biM'er denkt mit Schrecken an die Zeiten von früher. Alle
kn-k b" Teige hatte er eine andere gehabt. Keine konnte
Med 77 Und m den Kneipen schmeckte es ihm längst nicht
1'atr Schreckliche Zeiten waren das gewesen. Nie ist er
" geworden, und noch ein paar Jahre so fort — man hätte

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Mzugeben, damit die Zustellung pünktlich vom 1. k. M.
erfolgen kann und die bei verspäteter Bestellung ein-
stetenden Störungen vermieden werden.
Zur Dreyfus-Affaire.
. Paris, 26. Sept. Die Berathungen des Mini-
sterraths, dcmsämmtliche Minister beiwohnten, »regender
Revision des Dreyfus-Prozesses waren sehr
iangwierig. Die Sitzung dauerte bis 1 Uhr Mittags;
s? wurde ausschließlich über die Dreyfus-Angelegenheit und
über die wegen der Revision zu fassenden Beschlüsse be-
uchen. Die Verhandlungen waren sehr lebhaft und die
°er Revision geneigten Minister hatten große Mühe, Sarrien
hon seinen Bedenken infolge des Gutachtens der Justiz-
winmission abzubringen. Der Ministerrath beschloß sodann,
Akten des Dreyfusprozesses dem Cassa-
nshof zu übergeben. Die Revision des Drey-
susprozesses ist damit entschieden.
Nach der Entscheidung über die Einleitung der Revi-
ston beriethen die Minister sodann über einen Antrag des
Kriegsministers Chanoine, der eindringlich die Noth-
wendigkeit betonte, dem Feldzuge gegen die Armee ein
Ende zu machen. Auf das wiederholte Verlangen des
^liegsministers beschloß der Ministerrath, in die der^Presse
wstzutheilende Note den Satz aufzunehmen, daß alle die-
sigen, die die Armee angreifen, von dem Staatsanwalt
Erfolgt werden sollen. Nach Aufhebung des Ministerraths
Men verschiedene Gerüchte um, darunter das, der Laud-
Wirthschaflsminister Viger habe die Absicht geäußert, infolge
°er Entscheidung des Ministerraths seine Entlassung ein-
reichen zu wollen. Dieses Gerücht scheint sich auch bestä-
stgen zu sollen. Sehr bemerkt wird dagegen, daß, während
Ager gegen die Revision auftrat, der Kriegsminister
Chanoine der Wiederaufnahme des Prozesses das Wort
redete.
, Damit ist man nun in der leidigen Dreyfus-Angelegen-
heit endlich auf den richtigen Weg gekommen. Schon
^ugst hätte man ihn beschreiten sollen, dann wäre dem
Mde viel Aufregung erspart geblieben. Was gibt es doch eigent-
"ch Einfacheres, als einen Prozeß, in dem ein Formfehler
bemacht wurde, zu kassieren und durch ein neues Verfahren
öu ersetzen! So lange Richter Menschen sind, werden
urinier Jrrthümer und Verstöße Vorkommen. In allen
ändern hat man sich deßhalb auf solche Fälle eingerichtet
*wd ein Revisionsverfahren festgesetzt.
Erschwerend wirkte freilich hier der Umstand, daß ein
Megsminister gegen die Prozeßform verstoßen hat und daß
M Widerstand eines Generalstabes zu überwinden war,
theils aus Getäuschten, theils aus Täuschenden bestand.
A"nn nun die Revision des Dreyfusprozesses durchgeführt
wird, dann muß Dreyfus nach Frankreich gebracht werden,
voraussichtlich wird also Dreyfus in kurzer Zeit die Teufelsinscl
Klassen. Vielleicht trifft er noch in diesem Jahre in
 
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