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Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt — 16.1936

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Heft 1
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Li, Peter: Kleine Filmfibel
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https://doi.org/10.11588/diglit.74679#0021

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Utop ische Vision

Hermann Rombach

Freund? Was ohne Schulternheben und Wimpernsenken und ein im zweiten
Akt geflüstertes „Ach"? Was wäre sie ohne solche schöne Kulisse? Ein taubes
Gefühl, wie es Jünglinge haben, aber nicht glitzerndes Kino. Augenwimpern
und langer Blick drapieren den Vorgang, und mit einem Grafen an der Hand
marschiert sie vor unserem Herzen Parade. Man möchte beinah „Viktoria"
rufen. Aber dort steht, von Hamsuns Meisterhand geschrieben, etwas ganz
anderes: „Ja, was war die Liebe? Ein Wind, der in den Rosen säuselt, nein, ein
gelbes Irrlicht im Blut. Die Liebe war eine höllenheiße Musik, die selbst die
Herzen von Greisen tanzen macht. Sie war wie das Maßliebchen, das sich
beim Nahen der Nacht weit öffnet, und sie war wie die Anemone, die sich
vor einem Hauch schließt und bei der Berührung stirbt. So war die Liebe.
Sie konnte ihren Mann zugrunde richten, konnte ihn wieder aufrichten und
ihn wieder brandmarken, sie konnte heute mich lieben, morgen dich und
die nächste Nacht ihn, so unbeständig war sie. Aber sie konnte auch fest/
halten wie ein unzerbrechbares Siegel und gleich unerlöschlich bis zur Todes^
stunde flammen, denn so ewig war sie. Nein, man möchte nicht mehr „Vik/
toria"rufen, denn diese Schlacht hat der Film ein für allemal an den Kintopp

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