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Die Republik — 1849

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No. 1 - No. 26 (2. Januar - 31. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0021

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nommen täglich. In Heiden.
berg vierteljährig 45 kr.

M 6 . ! R M bl k Heidelberg in der Buch-
.. | | / druckerei von Renner u.
, d ) Ic . Ap cpu ! - > Wolff und bei Kaufmann

Erſ heint Montags augen. ,



Durch die Poſt bezogen im

ganzen Großh. Baden | fl. ÿ
tO kr. Bei Inseraten koten.
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr. Fi

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'"

Beftellung wird gemacht in

Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe

werden frankirt erbeten.









ne s. Samstag,

Vereinigte Staaten von Deutschland.

* Heidelberg, 3. Januar. (Fortſ.) Wenn man in
dieſer fortgesetzten Veröffentlichung der erbaulichen Aktenftücke
die Ansgaben für das Kunſt- und Naturalienkabinet mit jenen
erſtaunlichen, von 100,000 fl. für den Marstall vergleicht, so
fommt man uniwiderſtehlich zu dem Urtheil, daß man am Hofe
zu Karlsruhe mehr Sinn für das Unvernünftige (tie Pferde)
als für das Vernürftige (das Kunſtkabinet) habe. Man läßt
ſich den allerhöchſten Kunſtſinn nur mit 18,000 fl. vom Volke
belohnen. Obgleich dieſe Summe keineswegs eine große für
die Kunſt iſt —- tritt wie bei größeren und zweckloſeren doch
die grenzenloſe Zumuthung , die unausſtehliche Anmaßung her-
vor: Volk zahle dieſe Liebhabereien, oder man zwingt dich
dazu – und dieser Gedanke allein weis! das Verwerfliche
ſolcher Forderungen nach, wenn sonst nicht noch Millionen
Gründe das Volk beſtimmen müßte, solchen Mißbräuchen , bei
denen ſich Bevorrechtete, Begottesgnadete ſehr wohl befinden
mögen, aber eine überlaſtete Menge zu Grunde gehen muß,
ein baldiges Ende zu machen. .

Um einen zu bereichern unter Allen,
Soll keine Menſchenwelt vergeh'’n !

C. Kunſt-Cabinette.

1. Hof - Bibliothekar Molter ; 1700 fl.
> " r Hofrath Rinck 1200 fl.
z H Gratz . 1000 fl.
Blibliothekdiener Herrmann . 2900 fl.
Aufwand . . y 2000 .

t Summa 6190 f...
.. 1400 t.. <Âfr. :
2598 fl. 15 kr.

Naturalien: Cabinett .
Geh. Hofrath Gmelin .

Cabinetsdiener Ruppert 270 fl. - kr.

; 4268 fl. 15. kr.
Gemälde: Cabinett in Carls-
ruhe und Mannheim .. 1200 fl. — kr.
Gallerie-Direktor Kuntz 1266 fl. – fr.

. Staßen 530 fl. — kr..

» Irnſpektor Zoll . 600 fl. ~ kr.

, Dienec Breyſacher 340 fl. 20 kr. s
. E " 3936 fl. 20 kr.
Kupferſtich-Cabinet . . 41300 fl. + kr.
Münz-Cabinet . . . 100 fl. — kr.
. U . 1400 F..
Hofkünſiler :

300 fl — fe

Hofmalerin Ellenrieder .
Hofmaler Fedor . . 1500 fl. – fr. -
400 fl. ~ kr..

Frommel . .

6. Jaunar.

| Hof.Kupferſtecher Halten-



18/49.

wäng . . .- . - ; t00 gl. - ke.

3000 fl.
Summa 18,794 fl. 35 kr.

(Forsegung folgt.]

H Von der VBergqſtraße, Schriesheim. 2. Jan.
Wie ich Iynen unlängst ſchrieb, sind drei unſerer Mitbürger,
die wegen der bekannten Weinheimer Eisenbahn - Afaire un-
ſchuldigerweiſe in Bruchsal ſaßen, von da zurückgekehrt, und
es haben ſich die Freunde derselben dahin verſtändigt, daß man
alle gercuſchvolle Demonſtrationen, die zu Ehren der Zurück-
gekehrten von verſchiedenen Seiten beantragt waren, umge-
hen und dagegen ein einfaches Mittagmahl halten wolle Die-
ſes Feſteſſen fand vorgeſtern im Gasthaus „zur Pfalz-- dahier
ſtatt, und obſchon der Mehrzahl ter hiesigen Einwogner keine
Einladung zukam, worüber man dem Wirth oder Demjenigen,
der die Sache leitete, enen Vorwurf machen muß, ſo hatte
ſich doch eine beträchtliche Anzahl Theilnehmer dabei einge-
unden. +s;

f Während des Essens fehlte es nicht an paſſenden Trink-
ſprüchen, die den Gefeierten galten und an anderen, die die

| Gebrechen unserer Zeit beührten, alle aber die Aufforderung

enthielten, an der Volkssache festzuhalten und wenn je wieder
ein Frühling wie der lezte in Deutſchland einbreche, ſtch von
Volksverräthern nicht mehr bethören zu laſſen. Es war er-
hebend zu sehen, wie wenig die Leute, denen das Feſt galt,
durch die Züchtigung daß man ſie 70 Tage im Kerker gefan-
gen hielt , in ihrem politiſchen Glauben geschwächt worden
ſind, denn daß man ſie nur wegen diesem ‘eingesteckt hat, iſt
als gewiß anzunehmen ; im Gegentheil, ſie wurden gehärtet,
geſtählt, und sie sagen es wäre gut, wenn man alle wankel-
müthigen Demokrat nach Bruchſal ins Zuchthaus ſperrte,
dort würden ſie gerviß eniſchiedene Republikaner werden.

Das Feft erhielt. noch dadurch eine erhöhte Weihe, daß
man das Andenken an. unsern gemordeten Robert Blum ver-
ewigte, indem man zu Ehre dessen eine junge Linde auf einen
paſſenden Platz an der Landſtraße setzte und heute einweihte.
Gewiß iſt dieſes das ſchönſte Zeichen, womit man das An-
denken an den großen Mann verewigen konnte , denn nach
vielen, vielen Jahren wird die Blumslinde noch grünen, und
es wird fich der Wanderer wie der Einheimiſche beim Anblick
derſelben erinnern, daß der Mann, dem zu Ehren der Baum
gesetzt wurde, für die deutsche Freiheit geſtorben iſt, und daß
deſſen Tod noch gesühnt werden müſſe.

Der noch im Kerker ſchmachtenden politiſchen Gefangenen
wurde natürlich auch gedacht, und man hat eine Sammlung

zu deren Gunſten veranstaltet, die den Betrag von 8 Gulden

lieferte.
Karlsruhe, 1. Jan. Es gewährt uns ein beſonderes

Vergnügen, wird der Mannh. Adztg. geschrieben, Ihnen heuts
 
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