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Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0129

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Erſcheint Montags ausge- !
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteliährig 45 kr.

_ Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.. ]
10 kr. Bei Inseraten koſtet

die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“’

Bestellung wird gemacht in

D) ! ! R : blik Heidelberg in der Buch-
j ? druckerei von Renner u:
) Ic F I cp1 [ <§ Wolff und bei Kaufmann,

Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.









R 32



1849.



Der Sinsheimer Volksverein an die
Burger und Einwohner Sinsheims
und seiner Umgebung!!

In einem Beiblatt der heutigen Nummer des sogenann-
ten vLandboten- , deſſen volk s feind liche und iutereſ-
ſirte Politik sich bereits des Vertrauens baar gemacht hat,
ergeht eine Art Ausruf. an alle „redlichen und ehrlichen Mit-
bürger zur Bildung von vaterländischen Vereinen. –

Wir würden diesem glattzüngigen Machwerke mit sei-
nen Entſtellungen und Verdre hung en von ge-

ſchichtl ichen T hatſachen Satz für Satz gefolgt sein
und geantwortet haben, wenn voir nicht der Anſicht wären,
es nur mit einem wahrheitsg e treuen Gegner aufnehmen
zu wollen. Wir appellren einfach an die Geſchichte, und ver-
weisen auf die letzten 33 Jahre, auf die vielen gegebenen und
nicht erfülten hohen und höchſten Worte und Versprechungen,
auf den geiſtigen und materiellen Druck des
V olk es, und wer denſelben verschuldet.

Eins jedoch können wir nicht unberührt laſſen. Es heißt
nämlich in beregtem Aufrufe : „Der Cinheit und Kräftigung
Deutſchlands stünden hauptsächlich 2 Feinde entgegen. Das
ſei einmal die Reaktion, sodann und hauptsächlich aber die
sogenannte wühleriſche Partei.« Wir tragen aber, wer hat,
ſeit Sinsheim politiſch denken gelernt hat, die reactionäre
Partei hier gebildet, wer hat sie kürzlich wieder so kraß ver-
treten durch Ueberreichung einer Vertrauensadreſse an. die 2 te
Kammer? Wir lassen die Frage unbeantwortet ~ ihre Lö-
sung liegt sehr nahe. Denn wer einer solchen Kammer, die
von 4/, des badiſchen Volkes des Vertrauens verluſtig erklärt
wird, noch ein Vertrauensrotum gibt, gehört nach unserem
Dafürhalten zu den reaktionärſten Reaktionären. –~

Was den zweiten und heftig ere n Feind betrifft, die
„sogenannten Wühler- , Anarchiſten, und wie das Heer von
Namen heißt, womit dieſe Cathegorie von politiſclh ~ Gläu-
bigen ftändig getauft wird, ſo iſt dies viell e icht der hiesige
Volksverein und überhaupt Jeder gemeint, der den politiſchen
Anſichten desselben huldigt. Wir haben die Tendenz unseres
§:!w '. und laut ausgeſprochen, und wiederholen ſie

iemit nochmals :

„Wir wollen die errungenen Volksrechte in r eligiöfßer,

ſ o zialer und politisch er Beziehung befestigen und

die noch zu erringenden erſtreben helfen. Um dies aber

mit Erfolg zu erzielen , bcdarf es vor Allem der Bil -

dung eines kräftigen, dem Zeitg eiſte huld i-

genden Bürgerthu ms, Erweckung und Bele-

bung volk sthümlicher Grun d sätze uu d In te-
reſsſen im Staat und in der Gemeinde..

_ Wer hierin ein Wühlen oder Untergraben des Beſtehen-

den erblickt, oder überhaupt unserem offenen und geraden Auf-

treten und Handeln eine verdächtige oder unr edli ch e Ab-

Mittwoch, 7. Februar.



ſicht unterſtellt, kann nur ein befangener oder bös w illi ger
Menſch sein. Wir wollen und streben vorwärts mit allen
gese u lich erla ub ten Mitteln; denn wir kennen die Uebel-
und Notyſtände unſerer wehen Zeit nur zu genau, und ge-
nauer als viele unserer Gegner , und ſuchen denselben nach
Kräften abzuhelfen, und weil wir die Quellen kennen, ſo müſ-
ſen wir auf ihre Verſtopfung hinarbeiten. Wir ſcheuen zu

dieſem Zwecke auch kein Opfer, und wollte uns das Heiligſte

aufgebürdet werden, weil uns nicht in unsern Bestrebungen
Privatintereſſ e oder Ges penſterfurcht leitet, sondern
die Macht der Idee, der innerſten und inn iigsten
Ueber zeug ung. Wir ſchleichen auch nicht im Finſtern
umher und säen Gift und Unsa at, und ſuchen Spal-
tung unter Familien und Volk zu bringen + nein,
wir lieben das Licht, die Wahrheit und deutsche Of-
fenheit und deutsche Gera dheit, und unterwerfen alle
unsere Handlungen jedem ehrlichen uud unbefangenen Beur-
theiler.
Darum, ihr Bürger und- Einwohner in der Stadt uud
auf dem Lande, wachet und prüfet, und ſchließt euch dem Ver- .
eine an, der nach Eurer Ueberzeugung es redlich mit dem
Volke und seinen Interessen meint. Laßt Euch nicht
beirren durch ſchöne und heuchleriſ che Redensarten,
und lernt die wahren von den f al sc en Propheten unter-
ſcheiden, die in Schaafskleidern zu Euch kommen, in w e ndig
aber reißende Wölfe ſind! Hun-
Sinseheim, 2. Februar 1849.
Der erſte Vorsitzende: Speise r.
Der zweite Vorsitende: E. Fran k.
Der Rechner ;, Ph. Laubinger
Die Ausſchußmitglieder: Dörner,
Hoffmann, Reinig,
Der Schriftführer: J. Ruſſſert.

Vereinigte Staaten von Denutſchland.

N Durlach, 5. Febr. Sie haben wohl sc<on von der
Karlsruher Hofdirne, wenn Sie sich die Mühe nehmen, immer
und ewig daſſelbe dumme Geschwätz zu lesen, vernommen , daß
hier eine Versammlung von den einzelnen Abgeordneten der Volks-
vereine des Krciſes stattfinden soll. Mit den alten Redensarten :
„Es bereitet sich etwas vor'“, „Es regt ſich wieder“ u. s. w. er-
zählt uns die alte Waschfrau von Zeit zu Zeit von dem ,,Trei-
ben der Wühler“/ „„deckt die verborgenen Plane der rothen Re-
publikaner auf’ und sucht so dem unaufhaltsamen Siege der
Volkssache entgegenzutreten, indem sie ſich an die Dummen wen-
det. So ſchwatzte sie (die Karlsruher Zeitung nämlich, die po-
litiſche Hure) schon vor einigen Tagen von einer Republikaner-
versammlung, die hier stattfinden werde,, und machte ein höchst
bedenkliches Gesicht dazu, Gestern fand hier diese Versammlung
wirklich ſtatt und die Organisation des Durlacher Kreiſes wurde
 
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