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Die Republik — 1849

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No. 78 - No. 101 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0353

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Etſcheint Montags augen.

nommen täglich. InHeine. M !

berg vierteliährig 45 kr. .
Durch die Poſt bezzgen im. (U)
ganzen Großh. Baden ! fl..
10 kr. Bei Inseraten koftet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.







„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'“

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.







K VV

Deutſchland.

ss Vonr Neckar, 13. April. Es wird mit jedem
Tage klarer: Europa geht einer neuen ungeheuren
Revolutionskrisis entgegen. In Paris, dem großen
europäischen Revolutionevulkan gährt und kocht es. Nie,
ſelbſt unter Louis Philipps Herrſchaft, iſt der franzöſiſchen Na-
tion größere Schmach durch ihre Regierung angethan worden,
als jetzt durch das Regiment Louis Napoleons und ſeiner Mi-
niſter Barrot und Faucher. Die Republik muß ruhig zuſehen,
wie Italien von Neuem zu einer öſterreichiſchen Provinz ge-
macht wird; sie muß die italieniſchen Republikaner in den
Straßen von Breecia und Genua verbluten und ohne Hülfe
erdrücken laſſen durch die Uebermacht der Oſterreicher und die
Truppen des Königs Emanuel von Sardinien. Sie läßt die
Österreicher gegen die neuen Schweſterrepubliken Toskana und
Rom marschiren, um ihnen den Todesſtoß zu geben. Noch
nicht genug der Schmach! ſie verweigert den flüchtigen Frem-
den, die in den Reihen der Italiener gegen Oesterreich ge-
fochten haben, das Gaſtrecht und läßt ſie durch ihre Schergen
über die Gränze ſchleppen. Mit Siegesfreude in den Mienen

darf ſich ein Odillon Barrot erfrechen, vor die Nationalver-

ſammlung der französichen Republik zu treten, um die Nieder-
lage Italiens zu berichten. Die franzöſiſche Republik ſchweigt,

ſie rührt keinen Finger, ſie fußt auf ven Verträgen von 18 tz, -

ſie erhält ſchmeichelhafte Noten aus Wien und iſt im beſten
Einvernehmen mit dem Czaaren. Die französ iſ<e Re-
publik? Nein, die verrätheriſche Regierung
Louis Napoleons.

Und glaubt Ihr, eine Nation wie die franzöſiſche, werde
diese Schmach und diesen Verrath auf die Länge hin ertragen f
Das französiſche Volk müßte seit Jahreefriſt ein anderes ge-
worden sein, als es seither gewesen. Aber man leſe die Be-
richte über die Stimmung der franzöſiſchen Armee und der
franzöſiſchen Demokraten, und man wird ſich überzeugen, daß
dieſem Regiment von jetzt ein jähes und ſchreckliches Ende be-
vorſteht.

Der Sturz der monarchiſchen Partei in Paris, der Sieg
der Sozial- Demokraten in Frankreich wird der Fels sein, der
die europäische Revolutionslawine von Neuem in Bewegung

etzen wird.
Ü. Während ſich in Paris das Volk zum Kampfe vorbereitet,
wogt in diesem Augenblick die Schlacht der Ungarn um die
Mauern von Peſth. Siegen die Ungarn ~ und wir halten
es für wahrscheinlich, wenn wir das Genie ihrer Führer, die
Stärke ihrer Armee und den Muth der Truppen erwägen -
ſo werden ſie nach Wien marſchiren müſſsen. Eine große
verlorene Schlacht der ÖOeſterreicher an der Donau wird aber,
auch ohne daß die Ungarn Wien erreicht haben, den zusam-
Mengepreßten Aufstand in dieser Stadt und die Erhebung
Prags und Böhmens zur Folge haben. Ein allgemeiner
öſterreichiſcher Aufstand wird, gleichwie der Sieg der rothen
Republik in Paris , den ganzen Welttheil in den Strudel der
Revolution hineinziehen. Mit banger Erwartung ſehen wir
daher den nächſten Nachrichten aus Ungarn entgegen. Denn

port Jolet legt zunächſt die Schickſalswürfel des deutſchen

KU Anus dem Vadiſchen, 42. April. Immer neue
und neue Volsvereine, immer neue Demonstrationen des

Samstag, 14. April.







V49.

Volkes, dem reactionären Miniſterium Befkk. Matlhy, der volks-
feindlichen Politik unserer Regierungsmänner gegenüber. In
Obergro mba < wurde am 9. April ein Volksfest abgehalten.
Die dortige Bürgerschaft hatte zur Gründung eines Volks-
Vereins die Bruchsaler Vürger und die der benachbarten Orte
eingeladen. Hochs und Gesänge verherrlichten das Feſt und
Emmiſsſäre der Amtmänner und Vaterländler zogen mit langen
Nasen ab.

; In Hardheim fand am selben Tage auch eine Volks-
versammlung ſtatt, welcher wohl 5 – 6000 Miänner bei-
wohnten. Da mm von Tautberbiſchofsheim, Abgeordneter zur
Nationalverſammlung, Dr. Nöthin g, Bürger Gög g aus
Mannheim ſowie Mördes sprachen zum Volke. Beſchloſſen
wurde: Zu fordern, daß die beiden Kammern in Karlsruhe
unverweilt aufgelöſt werden, und nicht länger mehr, dem Wil-
len des Volkes entgegen, beisammen bleiben sollen ; ferner zu
erklären, daß das künftige Oberhaupt Deutſchlands weder ein
Fürſt noch erblich ſein solle. – In Thieng en und Vor-
ſin gen haben am Oftermontag die Bürger ebenfalls Volks-
vereine gegründet, und in beiden Orten ſind Zweidrittel der
Bürgerſchaft sofort beigetreten. Es dürften in Baden jett
ſchon an 2 bis 300 Volksvereine beſtehen, während, wie die
Landgraben - Zeitung ſelbſt geſteht, die Zahl der Vaterlands-
vereine noch nicht über 30 geſtiegen ist. Nur 30 Baptiſten-
bündchen aus Amtmännern und Professoren bestehend, und welch
ein Geſchrei, welch ein Uärm von diesem Häuflein, das da
vorgibt, das badiſche Volk zu sein!! ~ Das Volk will die
Kammer, wie sie iſt, ſchreien die vaterländiſchen Amtmänner,
Schriftgelehrten und Pfaffen, während ein Bezirk nach dem
andern die Wahl zum vLandgrabenhäuflein-- verweigert, Macht
aber nichts , die Vaterländler „ſind doch das Volk.. ~ In
E mmending en (zum zweiten mal], in Heidelberg, und

ſo schon in 8 Bezirken wurden die Wahlen verweigert. Die.

Vaterlandsvereine helfen nichts, die Pfaffen- und Amtmanns-
gesellschaften bleiben ohne Wirkungz jegt denkt man an neue
Mittel. Nach dem „Verkündiger- ſoll das Miniſterium Bekk
vor Kurzem die Absicht gehabt haben, einen Schlag gegen das
Volk dadurch zu führen, daß es den Landesausschuß der bad.
Volksvereine vor Gericht ſtellen wollte. Natürlich galt dieser
Streich vorzugsweise dem unermüdlichen Volkskämpfer Bren -
tano. Wie angenehm wäre es, nicht wahr Hr. Bekfk, wenn
man seine Gegner, ſtatt ſie bekämpfen zu müſsſen, beseitigen
könnte, so etwa, wie man jezt den Spion und Denunzianten
Michael Zeiler aus Ladenburg beſeitigt ? CMich. Zeiler
wird, weil er seiner Schand- und Denunzianten - Geſchichten
halber seines Lebens in Baden nicht mehr ſicher war, von
einem hohen Freunde, aus Dank für ſeine geleiſteten
Dienste nach Amerika geschickt.)

Oder wenn Mathy, der Polizeidiener und Schandarm,
genannt rdec Verruchtez, der Schantſtreich gegen Fickler nicht
he gar yt; bekommen wäre, und dieser ſich noch einmat

enuten ließe.

O wenn man ein Mittelchen wüßte, nach preußiſchem
Mugter alle Republikaner in den Krieg zu ſchicken, und sie ſo
auf leichte Weiſe runschädlich- zu machen? ' Ach wie herrlich
wäre dies! Nicht wahr, Herr Miniſter, was ließe ſich dann
ſo angenehm regieenk

VÖ Frankfurt, 12. April. Ein weiterer Antrag in der
geſtrigen Sitzung war folgender von Schlöffel: 1) Die Na-

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