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Die Republik — 1849

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No. 78 - No. 101 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0373

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.Erſcheint Montags augen.
nommen täglich. In Heidelen
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im



ganzen Großh. Baden l.
10 kr. Bei Inseraten kote.
die dreisſpalt. Petitzeile 2kr.



Die Republi

„„Für das Volk und geget seine Bedränger.““

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts - bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

f.





M 9s.
Auch wieder einmal Baptiſtiſches.

Schon lange war unser Baptiſt in zweideutiger Stimm-
ung, mitunter sogar nachdenkend, man sah ihm deutlich an,
daß aus semmem ſspiegelglatten Schädel wieder etwas für das
Wohl des Volkes herauszeboren werde; und ſieye plöglich,
wie Minerva dem Haupte Jupiters entsprang, so ſprang fer-
tig aus deſſen Schädelwerkſtätte die neue Waylordnung hervor,
und er sah, daß ſie gut sei. Wir ſayen gleich, daß ſie nach
Baptiſts Ebeubild gemacht, also nicht gut ſei. Den Beweis
wollen wir ſpäter führen. Ein Hauptmerkmal dieſes th euer n
Barptiſtes. iſt,, daß er nie etwas Beſtimmtes, Unzwrioeutiges ,
Unversſchrobenes ſagen kann; daß er immer ſich ſein Hinter-
pförtchen offen läßt. AUen ſeinen Anordnungen und Berord-
nungen sieht man an, daß Baxtiſt Bekk eine politiſche Kathe
iſt, welche immer, wenn ein einziges Mäuslein dem Be rg e
entspringt, eine Zeit lang mit demjelben spielt, dann erſt das-
selbe langſam tödt.t. Solches Schickſal hatte die Volksbewaff-
nung. Baptiſt Bekk hielt im Drange der Umſtände dieselbe
sogar für zweckmäßig, toch ſpäter pat. er emgejeyen, daß die
Hinkeldeiiſchen Centauren für ihn noch zweckmäßiger ſeien und
die Volkswehr klug uud weise in Vergeſsſenyeit geratyen laſſen.
Der märzliche Ungeſtüm hatie ip:n aus freier Eutſchließung
die Pießfreiheit abgetrost - und Bapriſt B:kk war gleich ber
der Hand; er gab eine Preßfreiyeit zu koſten, wie der Ber-

ſucher in der Wüſte dem hungeruden Heiland ein Faſtenvrodv

anbot. Doch damit Baptiſts @rundgütigkeit nicht ins maaß-
loſe ausschweife, ſo weiß. er auch wieder zu fordern und auf
Gegendbienſte zu rechnen. Yteymen iſt ſeltger,, denn Geben.
Wenn das glückliche Volk ſo übergroße Wohplthaten genießt,
so iſt es Pflicht, daß dafüx Anerkennung wird, man führt
neue Steuern ein, erhöht die Alten und läpßt die größte Ge-
rechtigfeit durch gleiche Vertheilung. derjelben walteu. (CBap-
tiſtiſche Steuermoral, verlegt bei Knittel, Landgraben 1849.)
Wenn die jungen Burſche bewaffnet. sein wollen, ſo 1t es
Fürsorge der Minister, daß man iynen gratis Waffen und
Montur gibt, man ſteckt. ſie unter das Väuitär und laßt ſie
in der Krügskunſt bei alten Unteroffizieren unterrichten. (Bap-
tiſtiſche Erziehungsleyre für das Leven und Sterben bei Hu-
keldei u. Conſorten 1849.) . Aber jegt gebt Ucht, 1hr Landes-
kinder — jetzt kommt die Hauptsache ~ das baptiſtiſche non
plus ullra — das nagelneue Waylrecht. Darüber kann doch
Niemand etwas ſagen. In die 2. Kammer finden dirette
Wahlen statt; Alle, auch Krüppel, dürfen wählen, und Alle,
die kein Roß geſtohlen haben, durfen gewähit werden. So-
gar die jeßigen Abgeordneten. Volle Wahlfreiheit! Aber in
die erſte Kammer muß man mit mehr Vorſicht wählen. Man
muß A41) Jayre alt ſein folglich Cſchwäbiſchen) Verjſtand haben ;
Geld gehört da auch dazu, folglich wird auf Bildung jegt ge-
sehen. Daniel Baſſermann ſagt ja : die Bildung hätte ihren
Sitz bei den Reicheren. Gnad Gott den Krautjuukern; keiner

kommt unter solchen strengen Umſtänden in die 1. Kammer. |-

Somit hat Baptiſt das Zweikammersſyſtem auf ſchlaue Weiſe
aufgehoben, das die Ursache ſo vieler verunglückten Geseyent-
würfe und koſstsſpieligem langem Beisammenſiten war. Das
verderbliche Institut der 1. Kammer hat unſer Baptiſt also auf-
gehoben, weil Verſtand und Bildung gefordert werden.
ML qr: unſer Freund Baptiſt hoch ! Chorus: Hoch!
Hoch! Hoch! . ans , Y



Freitag, 20. April.





18.49.

Deutſchland.

* Heidelber, 18. April. Wahrhaft eckelerregend ſind
die Berichte über Schle swig-Holſiein in den verſchiedenen
sſerviien Zeitungen. „Gott ſei Dank, kein Däne iſt mehr auf
dem Feſtlande unſere Truppen haben ſich überaus brav he-
ſchlagen.# Sieg! Sieg ! c.» renomiren die bezahlten Fürſten-
blätter mit Haus hohen Buchſtaben, und wo will die ganze
Geſchichte hinaus ? Die Blicke des Volks sollen von dem
Kriegsſchauplag in Ungarn, wo die Freiheit eine Schlacht
nach der andern ſchlägt, abgelenkt werden, das iſt das ganze
Rätysel! Glaubt Ihr denn Preußen, Hannover, Bayern wür-
den ihre Truppen marſchiren laſſen L würden die überaus gro-
ßen Ausgaben aus den Staatskassen (die ohne dies beinahe
leer ſind) machen, wenn ſie nicht hofften hierdurch beſondere
Vortheile für die reactionäre , die Fürſtenpartei erringen zu
können ? Die ganze Geſchichte iſt, wir ſagen es noch einmal,
eine blutige Comödie, aus der auch nur Nachtheil für das
Volk erwächſt !

S Frankfurt, 18. April. Der Ausschuß zur Durch-
führung der. Verfaſſung , welcher geſtern mit seinen Vorbe-
rathungen fertig geworden, wird der Nationalverſammlung
[ehz:uße drei Anträge vorlegen. Der ſchärffte Antrag ist
ſolgender :
4. Die- Rationalverfammlung erklärt in- Folge der Antwort

Friedrich Wilhelms IV. die auf ihn gefallene Wahl zum

Kaiser der Deutſchen für erledigt. '

II. Zur Vollziehung der Reichsverfaſſung beschließt demnächſt
die Nationalverſammlung :

1) Die Nat.-V. wählt durch abſolute Majorität aus ihrem
Schooße eine Regentſchaft von 5 Mitgliedern.

2) Der Regentſchaft ſtehen alle verfaſſlungsmäßigen Be-
fugniſſe des Kaiſers zu ..!

3]) Die Regentſchaft iſt gehalten, den verfaſlungsmäßigen
Reichstag auf Grund der Reichsverfaſung und des
Wahlgeseges auf den 1. Juli 1849 nach Frankfurt
einzuberufen. j

î ) Der Reichstag wählt in gemeinsamer Sitzung beider
Häuſer den Kaiser mit absoluter Stimmenmehrheit.

5) Die Regentſchaft hat auf Grund der §§. 14, 191,
193 der Verfaſſung ungesäumt die ganze bewaffnete
Macht einſchließlich der Bürgerwehren , ſowie sämmt-
liche Beamte des Reichs und der Einzelſtaaten auf
die Verfaſſung beeidigen zu lasen.

6) Die Regentschaft hat für die unverzügliche Aufftellung
einer zun Schutze der Nationalverſammlung und zur
Durchführung der Verfaſſung erforderlichen bewaffneten
Macht Sorge zu tragen.

7) Die Nat.-V. focdert die Volksvertretungen der Einzel-
ſtaaten auf, mit allen ihnen zu Gebote ſtehenden
Yriget die Durchführung der Reichsverfaſſung zu

_ unterstützen. :

8) Die Nat.-V. beſchließt, das deutſche Volk durch einen

Aufruf zur thatkräftigen Durchsührung der Reichsver-

faſſung aufzufordern, und beauftragt den Ausſchuß mit
der deßfallſigen Vorlage.

Unterschrieben iſt dieser Antrag von Ludwig Simon, Ei-
ſenſtu>, Hagen, Fehrenbach, Tafel aus Stuttgart, Tafel aus
Zweibrücken, Vogt, Spatz. Zum Berichterſtatter wurden Lud-


 
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