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Die Republik — 1849

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No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0137

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Erſcheint Montags ausge.

~ nommen täglich. InHeidele §
“ berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Grosh. Baden 1 îlÜ.
10 kr. Bei Inferaten kostet

die dreiſspalt. Petitzeile 2tn.







îepublik.

„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner nu.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.











NM~ 34,

Die preußische Note.

Der Mensch iſt mehr, als Sie von ihm gehalten,
Des langen Schlummers Bande wird er brechen,
Und wiederfordern sein geheiligt Recht.

; j Schiller : Don Carlos.

Der Schleier iſt gefallen, und frei und offen spricht die
preußiſche Regierung es aus, was aller Lügen-Artikel der Pro-
feſſorenzeitung zum Trotze jeder ächte Vaterlandsfreund längſt
wußte : Friedrich Wilhelm ließ die frankfurter Gesellſchaft ihr
Wesen nur so lange treiben, bis er ſich ſtark genug glaubte,
ihr s einen Willen vorſchreiben zu können. Die preußiſche
Note hat Alles enthüllt, und die Leute in ter Paulskirche
können jetzt an ihren eigenen Nägeln kauen, und verduzt auf
die ſchöne Zeit zurückblicken, welche zu benutzen ſie so unver-
antwortlich verſäumt haben.

Die preuß. Note an alle deutschen Regierungen fordert
diese r Behufs einer Verſtändigung mit der Nationalverſamim-
lung.. auf, vor der zweiten Berathung der Verfaſſung über
die, die Reichsgewalt, das Reichsoberhaupt, den Reichsrath
betreffenden Theile ihre Erklärungen zur Erwägung zu über-
geben! Der König von Preußen hat in ſeinem Lande die
Revolution bekämpft und das Königthum von Gottes Gna-

den wieder aufgepflanztz er ſsan:melt nun die übcigen urg
ſie zu gleichem |

antwortlichen um sein Banner, und bereitet
Schriit auf das gesammte Deutſchland vor. j
Die Nationalverſammlung hat die Verfassung nicht be-
„rathen kraft der Vollmacht des deutschen Volkes, sondern nur,
rweil bei ihrem Zusammentritt die Reviſion der Bundesver-
rfaſsfung noch nicht so weit vollendet war, um den gemein-
„ſamen Entwurf vorlegen zu können.# Das war ein reiner
Zufall, und „sowohl durch dieſen Zufall als weil die meiſten
wRegierungen im Innern beschäftigt waren, ſteigerten ſich die
„Vorſtellungen von dem Umfange der ſtaatsrechtlichen Befug-
„niſſe der Nationalverſammlung zu sehr. – Preußen würde
|ſich schon früher darüber ausgesprochen haben, wenn nicht
„eine bedeutende Entwicklungsperiode mit der entscheidenden
Betts der innern Zuſtände Österreichs zuſammengetrof-
en ware.. f
Das heißt auf deutſh: Preußen konnte mit ſei-
nen Absichten erſt offen hervortreten, n a ch d e m
k: Gegen-Revolution in Berlin und Wien ge-
iegt hatte. j j
. . Kann man denHohn gegen das deutſche Volk weiter trei-
ben? Kann man offener die ganze Märzrevolution abläug-
neu? Die ganze Geschichte der lezten 10 Monate iſt ein
Zwiſchenakt, in welchem, wie die Mannh. Aztg. sagt, die Kö-
nige ſich einmal das Vergnügen machen wollten, die deutſchen
Menſchenkinder Verfaſſung ſpielen zu ſehen. Jetzt fühlen die
Fürſten ſich wieder mächtig, und ~ es darf nur geſchehen
was ſi e wollen und erlauben! Also dahin ſind wir gekom-
men ? Das wäre das Ende der großen, ſchönen Bewegung ?

Freitag, 9. Februar.



1849.

Das find die Küchlein, die die redle'- Henne in Frankfurt
ausgebrütet hat? Deutſche! Im März habt ihr die Volks-
herrſchaft decretirt! Haltet euern Beſchluß aufrecht! Viel
habt ihr verloren! Alles steht jetzt auf dem Spiele : denn
man erkennt Eure Revolution, Eure Berechtigung, die Ver-
faſſung o h ne die Fürſten zu vollenden, nicht an! Deutsche,
rettet die bedrohte Freiheit! . CN.-Dpfſch.)

§ Das Heidelberger Journal nimmt Martei! !

Für Fürftenmacht, für Volkesrecht ?
Für Geiſteslicht, sür Pfaffendunkal ?
Republikaner oder Knecht?

Ja oder nein! nur kein Gemuntkel!
Entweder oder !

Eine merkwürdige Erscheinung , ſo ein Blatt, das auf

so eine Zeitung, die es mit dem Volke und ſeiner feindlichen
Partei hallen will. Ein verachtungswürdiges Ding ein Jour-
nal, das es nicht wagt, mit dieser oder jener Pactei zu fech-
ten, mit dieſer oder jener Seite zu brechen. Das Elendeſte
auf der Welt: ein Schmeichler, der mit dem Volke und seinen
Feinden buhlt. Das hieſige Journal, das bis jetzt bald aus
der Abendzeitung, bald aus dem Mannheimer Morgenblatt,
bald aus der Oberrheinischen, bald aus der Allgemeinen, bald
aus der Oberpoſtamtszeitung , bald aus der Reichstagszeitung,
bald aus dem Frankfurter und Mannheimer Journal, bald
aus der Karlsruherin und Süddeutſchen Zeitung seine Artikel
abdruckt, um den Raum auszufüllen, den es nicht für ober-
amtliche, bürgermeiſteramtliche und Privat- Anzeigen bezahlt be-
kamz das Heidelberger Journal, das bis jetzt den erbärmlichſten
Theil erwählt, das bis jett ſich zu ken Halben schlug, zu den
Thatloſen, Nuglosen; hat jetzt Partei genommen ~ es hat
ſicch zur Partei der Volksfeinde geschlagen. J| bis
jeßt ein so gleichgültiges, unschädliches Organ unberücksichtigt
gelaſſen worden, hat man es unbeantwortet die Karlsruher
und Mannh. Hofzeitungen nachſchwätzen laſſen, so lag ſicher
nur der Grund darin, weil Alles halbe, alle Mittelmäßigkeit
verachtet zu werden verdient. Heute trat das Heidelberger
Journal zu einer Partei, heute (No. 31) ſchlug es ſich zur
Seite der BV olk sfe in de. Von heute an verdient es unsere
Berücksichtigung. , ;

Ein Mensch „aus dem Oberlande- eröffnet den Kampf
und wirft gar kec dem Volke den Handschuh ins Geſicht :
„Man läßt uns nicht zur Ruhe kommen, unſere Vorwünder
wollen's nicht anders, sagt der Menſch „aus dem Oberlande--,
und nimmt die Miene eines dummen, ungebildeten, durch
Pfaffen erzogenen Menschen an. „„Man (die Vormünder
nämlich) hat uns petitioniren lassen Cman hat euch petitioniren
laſſen, ihr Männer des Volkes !) um Auflöſung der Kammer,
und wir meinten, damit sei's gethan.» Man hat euch unter-
ſchreiben laſſen und ihr wußtet nicht, so meint der pfäffiſche
Bauer „aus dem Oberlande--, und ihr wußtet nicht, daß wenn



beiden Achſeln Waſſer trägt. Eine merkwürdige Erscheinung
 
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