Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 102 - No. 124 (1. Mai - 31. Mai)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0445

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint Montags autgen.
nommen täglich. In Heidel- g,
berg und Umgegend monall.
1 5 kr., vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Ber Inſeraten koſtet
die dreiſpalt. Petrtzeile 2 kr.
Einzelne Rummern 2 kr.



Ne.

„„Für das Volk und gegen seine Bedränger,'*

Dienstag, 1 8. Mai

Beſtellung wird gemacht în
Heidr[berg in der Buchdruk-

m . PD q L ( & krrecvon D. A Ona td,
Die liepublik. t.:
; ; , ] J @ Porzelanmaler Wagner,

u. bei der Expedition Lie.
D. 306 ; auswärts bei allen
Poſtämtern. Brieſe wer-

den frankirt erbereen.



1849.





Deutſchland.

“.* Heidelberg, 1 4. Mai. Wichtige Neuigkeiten.
Die Ereigniſſe drängen ſich. Geſtern Abend kam es
in Kailsruhe zum Gefecht zrwiſchen der Infanterie und
den Dragopern, mit welchen ſich die Karlsruher Ober-
hofpauker , ſonſt Bürgerwehr genannt, verbunden hat-
ten. Die Infanterie hielt zum Volk, Dragoner und
Hofpauker zum Großberzog. Die Infanterie ſtürmte
das Zeughaus, vertheilte die Waffen an das Volk,
löste ſich dann auf und die Soldaten zogen hierauf ein-
zeln in ihre Heimath, heim zu ihren Vätern, um in
ihren Reihen weiter zu kämpfen gegen die Fürſten und
ihren Anhang. – Es ſind Mehrere gefallen und Viele
verwundet Namentlich iſt Oberſt Laroche todt, Frie-
drich Baden, der Sohn Leopolds, verwundet - leider
nicht todt. Leopold, der Mann, der jährlich (00,000 fl.
dem Volke abnahm uud überdies noch ſeine ganze Fa-
milie auf Volkskoſten ernät;ren ließ; Leopold, der Mann,
in deſſen Namen alle Schandtyaten verübt wurden,
welcbe ſich die badiſche Regierung ſeit März vor. J.
zu Schulden kommen ließ; Leopold von Baden iſt aus-
geriſſen, it durchgebrannt, iſt fort ~ ein Flüchtling,
wie hundert andere, die er in Jahresfriſt ins Elend
jagen lies. ~ Baptiſt Bekk, Leopolds Spiesgeſelle, iſt
leider auch entkommen. Die Wohnung Leopolds, das
sog. Schloß, iſt demolirt, die Kasernen verwüſtet und
das Volk iſt Herr in der Stadt..

Die Feſtung Raſtatt, wo ſämmtliches Militär zum.

zum Volk überging, iſt in den Händen der Unſrigen.
Der Landesausſchuß hat dort ſeinen Sitzz an ſeiner
Spitze ſteht Struve, der mit Blind aus dem Ge-
fängniſse befreit wurde.

Bei uns ſteht die Sache des Volkes glänzend, und
zwar hauptſächlich in Folge des braven Benehmens
unſerer wackern Soldaten, welche nicht länger mehr
die Hundejungen der Offiziere machen und als Lanz-
knechte der Fürſten ſich gebrauchen laſſen. Dank, tau-
ſend Dank dieſen wackern Söhnen des Vaterlandes,
die im entſcheidenden Augenblick die Bande der miili-
täriſchen Ordnung gelöst und ſich wider ihre Offiziere
aufgelehnt haben. l pz. §§

In Offenburg wurden theilweiſe ſehr wichtige Be-
ſchlüſſe gefaßt, die wir heute mittheilen, morgen näher
beſprechen werden. ;

Soviel ſteht feſt, das Volk hat in Süddeutſchland
die Gewalt in Händen, es fehlt jettt nur noch, daß
die vereinzelten Bewegungen unter eine Oberleitung
kommen, daß Würtemberg , Baden, die Pfalz, Heſſen
und Rheinpreußen gemeinsam handeln, gemeinſam auf-
ſtehen, Einer ſür Alle, Alle für Einen. Dann mögen
die preußiſchen Mordhunde nur kommen, ſie werden
gehörig emyfangen werden. ;

Nach ſchrift. Heute Mittag wurde von der Bür-
gérwehr, welche geſtern Abend ſchon die Bahnhöfe be-
setzt hatte, eine Eſtaffette aufgefangen, die Depeſche
abgenommen und eröffnet. In dieſer Depeſche benach-
richtigt die badiſche Regierung den Reichsverweſer von
den Ereigniſſen in Karlsruhe und fordert ihn auf,
ſchleunigtt Preußen und Oeſterreicher zu Hülfe
zu send en. ~ Das iſt die badiſche Regierung, noch
im Todeskampfe ſucht ſie zu verwunden, wie ein gif-
tiges Ungeziefer.

HBeſſchlüſſe der Offenburger Volks-
; Versammlung.

Die Landesverſammlung in Offenburg
erklärt:

Deutſchland befindet ſich fortwährend im Zuſtand
voller Revolution, aufs Neue hervorgerufen durch die
Angriffe der größeren deutſchen Fürſten auf die von
der deutschen Nationalverſammlung endgültig beſchloſ-
ſene Reichsverfaſſung und die Freiheit überhaupt.
Die deutſchen Fürſten haben ſich zur Unterdrückung der
Freiheit verſckworen und verbunden; der Hochverrath
an Volk und Vaterland liegt offen zu Tagez es iſt
klar, daß ſie ſogar Rußlands sämmtliche Armeen zur

„Unterdrückung der Freiheit zur Hülfe rufen. – Die

Deutſchen befinden ſich alſo im Siande der Nothwehr,
ſie müſſen ſich verbinden, um die Freiheit zu retten;
ſie müſſen dem Angriff der fürſtlichen Rebellen den be-
waffneten Widerſtand entgegenſetzen. “

Die deutschen Stämme haben die Verpflichtung, ſich
gegenseitig die Freiheit zu gewährleiſten, um den
Grundſag der Volksſouveränetät vollkommen durchzu-
führen; ſie müſſen ſich daher unterſtützen überall , wo
ſie angegriffen werden.

Das badiſche Volk wird daher die Volksbewegung
in der Pfalz mit allen ihm zu Gebote ſtehenden Mit-
teln unterſtüten.

Die Landesverſammlung des badiſchen Volkes in
Offenburg hat nach vorhergegangener Berathung die
geſtellten Anträge in dem Landeskongreſſe der Volks-
vereine, nach ferner ſtattgefundener öffentlicher Be-
rathung, wobei Abgeordnete aus allen Laudestheilen
vertreten waren, nach fernerer ausführlicher Diskuſſion
in der Verſammlung des Volkes ]

beſchloſſen:

1) Die Regierung muß die Reichsverfassung, wie
ſie nun nach der durch die Ereignisse beſeitigten Ober-
hauptsfrage feſtſteht, unbedingt anerkennen und mit der
ganzen bewaffneten Macht deren Durchführung in an-
dern deutſchen Staaten, zunächſt in der baieriſchen
Pfalz unterſtüten.

2) Das gegenwärtige Miniſterium iſt ſofort zit ent-
laſſen, und Bürger Brentano, Obergerichtsadvokat zu
Mannheim, und Bürger Peter, Reichstagsabgeord-
neter von Konstanz, mit der Bildung eines neuen Mi-
niſteriums zu beauftragen.

5) Es muß alsbald unter ſofortiger Auflösung der
Ständekammern eine verfaſſunggebende Landesverſamm-
lung berufen werden, welche in ſich die geſammte
Rechts - und Machtvollkommenheit des badiſchen Vol-
kes vereinigt z ~ dieſe Landesverſammlung ſoll gewählt
werden von und aus den ſämmtlichen volljätrigen
Staatsbürgern des Landes, und zwar unter Beibehal-
tung der für die bisherige 2. Kammer beſtandenen
Wahlbezirke. tg:

4) Es muß ohne allen Verzug die Volksbewaffuung
auf Staatskosten ins Leben gerufen werden, uud es
ſind alle ledigen Männer von 18 – 30 Jahren als
erſtes Aufgebot ſofort mobil zu machen. —~ Alle dieje-
nigen Gemeindebehörden, welche nickt alsbald die Be-
waffnung ihrer Bürger anordnen, ſind angenblicklich
abzusetzen.
 
Annotationen