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Die Republik — 1849

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No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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Erſcheint! Montags augen .. 12u e u „z Ö
nommen täglich. In Heidel- 18. ctff H .

berg vierteliährig 45 kr.Ö JL
Durch die Poſt bezogen im. {|
ganzen Großh. Baden [l fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet_
die dreispalt. Petitzeile 2kr.

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î_ Beftellung wird. gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.



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1

Deutschland.

Neckargemünd, 5. Febr. Geſtern wurde auch hier
ein Volksverein gegründet. Gleich in der erſten Versammlung
unterzeichneten sich nahe an 80 der angesehenſten Bürger und
in Bälde werden wir von doppelt so viel berichten können.
Glückauf! bald wird es beſſer werden in unſerm großen
Vaterlandee.

; s Vruchsal, 28. Febr. Zehn Monate sind es nun,
ſeit unsere Brüder, die Führer der republikanischen Partei, die
ſich in Baden zum Kampf für das ewige Recht Allr erhob,
im Kerker ſchmachten. Von Tag zu Tag vertröſtet man ſie
auf das bald zuſammenkommende Schwurgericht, doch Tag
um Tag, Woche um Woche, Monate um Monate ſchleichen
dahin, und die Aussicht auf Erlöſung wird immer trüber,

ja es will uns faſt scheinen, als ob man auf eine ganz an-

dere Weise, als die gerichtliche Verurtheilung, der verhaßten
Gäſte ſich zu entledigen sſuche. Wenizstens begünſtigt die bar-
bariſche Behandlung, welche oie Gefangenen zu erleiden haben,
dieſen Gedaukeu nur zu sehr.

î „Die Zellen sollen die Hartnäckigen beugen und wenn sie

dieſen Zweck auch nicht geradezu erfüllen, so tragen ſie doch
das Jhrige dazu bei, den fräftigſten Körper zu Grunde zu
richten, ven friſcheſten Sinn zu umdüſſtern.

Mehr als ein Opfer iſt ſchon gefallen, doch nicht genug!
Man ſuchte die Zahl terer, die mit siechem Körper, mit zer-
rütteten Geiſteekräften den Aufenthalt darin büßten, die durch
die raffinirteſte Tortur zum Selbſtmord getrieben wurden,
immer noch mehren; keine Mühe wird gespart. Im penſyl-
vaniſchen Gefängniß wurde diesen Sommer ein Franzoſe
Xavier, ein lebensluſtiger Jüngling von 17 Jayren wahn-
sinnig und besindet sich nun als unheilbar in einer franzöſiſchen
Anstalt. Im Dezember 48 nahm sich ein junger Mann von
28 Jahren aus Weinheim, J. Kies, in der Verzweiflung
das Leben. Erſt vor einigen Tagen wurde ein anderer junger
Mann aus Müllheim, Joh. Sutter, nachdem er durch die
ſcheußliche Behandlung bei seiner Gefangennahme und die Zel-
lenhaft ſiech und unfähig geworden, durch seiner Hände Arbeit,
die ihm Alles iſt, sein unglückliches Leben zu friſten , ; ohne
richterlichen Spruch -- entlaſſen-- und die Geſundheit der übri-
gen Gefangenen iſt mehr oder minder erſchüttert. Dank der
Sorgfalt, die auch die kleinſte Gelegenheit, das ., Raubgeſin-
del, zu quälen, benutzt. ; ; .:!

In Wien mordet man wenigftens offen und schnell durch
Croaten, während in unserem - glücklichen Baden langsam
und doch nicht minder ſicher, die Zellen das Henkeramt. ver-
verrichten. j ]

Vor einigen Wochen fiel es einem müßigen Kopfe ein,
Kunde von einem gewaltſamen Befreiungs-Versſuch der Gefan-
genen zu haben, der über die Leichen der Aufſeher und Mili-
1ärwachen gehen sollte und deſſen Theilnehmer durch den Ter-

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| - ; : § Ö: rr
Mittwoch, 7. März.





I V49.

rorismus (hört!) der rPreußen-- gegenüber den übrigen Ge-
fangenen geworben worden seien. Auf diese Denunziation hin
ließ der Vorſteher der Ê, Verwahrungsanstalt, - ( ein füßlicher
Jesuit) mit Hülfe der Bajonette, die man einmal nicht ent-
behren kann, 11 der „Aergſten, - vorher mit Andern zusam-
men in verschiedenen Zimmern, sogleich einzeln in die Folter-
kammern sperren, deren geſchwärzte Wände das beſte Zeug-
niß für die Luftheizung abgeben , die kleinſte Annehmlichkeir,
ſogar das Spazierengehen, ihnen entzogen. und die tröſtliche
Wahl gelaſſen, entweder im Rauche zu erſticken, oder bei offe-
nem Fenſtes zu erfrieren. - i

Trotz der natürlichen Folge, daß Diejenigen, die es nicht
vorher ſchon waren, krank wurden, trotz aller Reklamationen

| beim Arzte, einem total unfähigen Menſchen, der Hofrath

iſt, von dem Vorſtande des Gefängnisses sich gebrauchen läßt,
und nach deſſen Aeuſſeruag „„Nichts zu sagen hat, werden die
Unglücklichen nicht in luftige Zimmer verbracht. Meldungen

beim Vorſtande bleiben unberücksichtigt, ja, nicht einmal der -

Grund der Einzelhaft wurde den Gefangenen angekündigt.
Zum Uleberfluß und weil die Marter noch nicht vollſtän-

dig iſt, hat nun das Oberamt Bruchsal, das mit der Unter-

ſuchung des |- Ausbruchs - beauftragt war, o hne Beweis

als: Strafe dunklen Arreſt. und Hungerkoſt verordnet.

So geht es vom größten bis zum Kleinsten, und so we-
nig solche Quälereien die Ueberzeugung der Männer, die es
gewagt, so vielen Vorurtheilen ins Geſicht zu schlagen, wan-
kend machen kana, so sehnlich wünschen diese doch den Tag
herbei, der über ihr Schicksal entscheiden foll, der ihnen ver-
gönnt, vor ihren Mitbürgern die edlen Beweggründe ihrer
Handlungen frei und offen darzulegen, das Bild einer geprie-

senen Gerechtigkeits - Pflege aufzurollen, und im Zufammen-

hange alle jene Scheußlichkeiten zu enthüllen, welche die ra-
dikale Preſſe in unverzeihlicher Weise nur zu lange verſchwie-
gen hat.

Freiburgzz, 1. März. Das hiesige Hofgericht hat an

die Geschworenen und Zeugen in dem Prozeſſe von Struve

und Blind die Aufforderung ergehen laſſen, zur Eröffnung
der Higrngen in diesem Prozesse bis zum 20. März hier ein-
zutreffen.

Frankfurt, 1. März. Der Abg. zur deutſchen Na-
tionalverſammlung, He. Z itz von Mainz, hat heute seinen Aus-
tritt ſchriſtlich angezeigt. Motive ſind in dem Schreiben nicht
angegeben.

Mainz , 3. März. Wir hören ſo eben, daß heute im
Laufe des Tages preuß. Truppen ins Naſſauiſche einrücken
werden, um dort, wie es heißt, zu manöveriren. Da nun
morgen zufällig der 4. März iſt, so fehlt es nicht an Solchen,
die dieſen Tag mit dem beabſichtigten Manöver in Zuſammen-
hang bringen wollen. | |

Verlin. Die in Berlin zur Erhaltung der Wrangel"-
 
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