Erſcheint Montags ausge-
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.
nenen tägtih. n vevÊ:. “ â «. QI acc ao lo l2.1L
Et IC V epubilik.
„Für das Volk und gegen seine Bedränger.‘’
Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u:
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
R~ 41.
. Heidelberg, 16. Februar. Folgende Eingaben wer-
den in großer Zahl von Exemplaren mit Unterſchriften des
deutſchen ſouveränen Volkes bedeckt, an die Nationalverſamm-
lung nach Frankfurt geschickt :
Hohe deutsche konſtituirende Versammlung !
: Wie wir vernommen, haben, iſt nun die erſte berathende
Lesung der, dem deutſchen Vaterland beſtimmten neuen Ge-
sammt-Verfaſſung beendigt. Aber sie zeigte uns, daß die Hoff-
nungen und Erwartungen des Volks daducch keineswegs er-
füllt oder befriedigt werden. :
î Als das deutsche Volk ſich im März vorigen Jahres kräf-
tig erhoben, um die lange genug mit stillem Ingrimm getra-
genen Feſſeln zu zerbrechen, und nur weil man ihm damals
feierlich zuſicherte, es sollien diese Fesseln gelöst, seinen Forde-
rungen Rechnung getragen und vollständig entsprochen werden,
griff es nicht weiter.
Es ſtellte ſeine Bewegungen ein, in der ſichern Erwar-
tung, daß, wie man ihm zu ſeiner Beruhigung damals ver-
ſprach, ein von ihm ſelbſt frei gewähltes Parlament allen ſei-
nen Forderungen durch seine Beſchlüſſe und ihre Durchführung
yetügen würde..
nicht entfernt daran, seine Vertreter in Frankſurt zu ermäch-
tigen, einen Reichskaiſer zu creiren, ja ſogar diesen nach Be-
lieben auch gleich selbſt zu wählen ; es wird dagegen proteſti-
ren Es wird gewiß keinen Fürſten als ſeinen Kaiser wollen,
der seine Bürger massenweise niederſchießen oder niedermeteln
ließ, weil ſie forderten, was ihnen von Gott und Rechtswegen
zuſtand. ;!
Als es unter Einstellung seiner Revolution, seine Ver-
treter nach Frankfurt schickte, da hatte es nicht nur eine Hof f-
nun g, sondern die beſtimmte Erwar tung, daß in sei
nem Parlament ü Frankfurt eine reine volksthümliche Berfas-
sung zu Stande gebracht werden würde,. welche ohne alle
Mäkelei mit seinen Rechten und deren Forderungen, nur auf
dem natürlichen Rechtsgrundſatz der Volkssſouveränetät aufge-
baut, einfach und klar dem gesammten dentſchen Volk seine
Freiheit verbürge, und an die Stelle des durch die Fürſten
bisher gewaltſam festgehaltenen Syſtems von Sonderbundes-
ftaaten, eine Staatseinrichtung ſtellen würde, so, daß nicht
blos dem Namen nach, sondern auch in der That, Deutſchland
e in Bundesſtaat wäre, in welchem der Schwerpunkt nicht
wieder, wie bisher, auf die Fürſten, sondern vernunft- und
naturgemäß, auf das Volk gelegt würde.
Statt deſſen aber hat eine hohe, ſich selbſt ſo genannte
Reichsverſammlung eine Verfaſſung gemacht, ganz wieder in
den längſt zu Grabe gebrachten Gliedern des Mittelalters,
welche daher auch in allen weſentlichſten Punkten den gerech-
len Forderungen und Bedürfniſſen des deutſchen Volkes gera-
dezu widerſprechen würde , und deshalb in ihm wieder allge-
mein ſofort den alten Unwillen erreteen.
Samſtag, 17. Februar.
ganz
1. V49. .
Noch hofft es, daß seine verſammelten freie n Vertreter
in Frankfurt bei dieſer, ihm allerwichtigſten Angelegenheit, auf
ſeine Stimme achten und hören, ſeinen wahrhaften Forderun-
gen und Bedürfniſſen entsprechen, und nicht veralteten Uſur-
pationen und Meinungen sich unterordnen werden. Daher
haben wir Unterzeichnete uns gedrungen gefühlt, das Wort zu
ergreifen, und den freien Vertretern des deutschen Volkes in
der Paulskirche in Kürze die Ausftellungen mitzutheilen, welche
nicht nur wir , sondern das ganze deutſche Volk ſicherlich in
seiner größern Mehrheit an dem bekannt gemachten Verfaſſungs-
Entwurfe gemacht hat, und dafür zugleich die Verbesserungen
anzugeben, welche nicht nur wir w ün s <en müſſen, ſondern
welche mit uns jene größte Mehrheit des Volks aller Klaſſen
v erlan g t, und zwar mit der Zuverficht, daß ſie bei der wie-
derholten Berathung (zweite Lesung genannt) um ſo entſchie-
dener Eingang finden werden, als bei den Abstimmungen über
mehrere der allerwichtigſten Fragen bei erſter Berathung, leider!
viele Mitglieder nicht anweſend in der Verſammlung waren,
und ſie bekanntlich mit einer so kleinen Stimmenmehrheit ent-
ſchieden worden ſind, daß ſicher anzunehmen iſt, es würde
anders entschieden worden sein, wären damals
jene Herren in Frankfurt und auf ihren Sitzen in der Pauls-
r rche gebtieben.
Das deutſche Volk vertraute, und wählte, dachte aber]
Ausstellungen am Verfassungsentwurfe und beantragte
î Verbesserungen in denſselben.
Folgende wichtige Punkte wollen wir also als unser ern-
ſteſtes Verlangen nun hier folgen laſſeen. t
„Reichs- und der rReichs-
g ewalt.--
1. Zu g. 8. Sollte das Wort r„.ſtändig- wegfallen.
Die Finzelſtaaten sollen nämlich keine eigene Gesandschaften
mehr haben, und damit jede Sonderbündelei verhindert wer-
den. Die Untersagung der ſt «nd igen Gesandtſchaften
genügt dazu nicht.
2. Zu den üg. 13 bis 19 Das ganze deutsſche Heer,
und die Mittel für dessen Utterhalt, sollen nur im Besitz der
Reichsgewalt sein, und nur das Volkshaus soll alljährlich die
Geldmittel für's Heer zu bewilligen haben. Ohne diese Be-
ſtimmungen bleibt die Reichsgewalt eine ohnmächtige, und die
deutſche Einheit keine Wahrheit.
Il. In Betreff de s Re ichs1 ages.
1. Zu g. 1 bis 6. Das Zweikammersyſtem iſt ſchäd-
lich. ~ Die erſte Kammer. wäre, wie die Erfahrungen zeigen,
nur ein Hemmſchuh gegen den Volkswillen, und ein ſehr
theurer.
h Die 176 Mitglieder des Staatenhauſes gingen nämlich
mit 91, alſo 6 mehr als die Hälfte, einer erſten Kammer aus
]. Jun Betreff de s
dem Willen der Fürſten hervor. Da nun kein Gesetz ohne
die Zuſtimmung dieser erſten Kammer erfolgen soll, und jede
nübliche Einrichtung, welche Geld koſtet, auch der Einw illigung
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.
nenen tägtih. n vevÊ:. “ â «. QI acc ao lo l2.1L
Et IC V epubilik.
„Für das Volk und gegen seine Bedränger.‘’
Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u:
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
R~ 41.
. Heidelberg, 16. Februar. Folgende Eingaben wer-
den in großer Zahl von Exemplaren mit Unterſchriften des
deutſchen ſouveränen Volkes bedeckt, an die Nationalverſamm-
lung nach Frankfurt geschickt :
Hohe deutsche konſtituirende Versammlung !
: Wie wir vernommen, haben, iſt nun die erſte berathende
Lesung der, dem deutſchen Vaterland beſtimmten neuen Ge-
sammt-Verfaſſung beendigt. Aber sie zeigte uns, daß die Hoff-
nungen und Erwartungen des Volks daducch keineswegs er-
füllt oder befriedigt werden. :
î Als das deutsche Volk ſich im März vorigen Jahres kräf-
tig erhoben, um die lange genug mit stillem Ingrimm getra-
genen Feſſeln zu zerbrechen, und nur weil man ihm damals
feierlich zuſicherte, es sollien diese Fesseln gelöst, seinen Forde-
rungen Rechnung getragen und vollständig entsprochen werden,
griff es nicht weiter.
Es ſtellte ſeine Bewegungen ein, in der ſichern Erwar-
tung, daß, wie man ihm zu ſeiner Beruhigung damals ver-
ſprach, ein von ihm ſelbſt frei gewähltes Parlament allen ſei-
nen Forderungen durch seine Beſchlüſſe und ihre Durchführung
yetügen würde..
nicht entfernt daran, seine Vertreter in Frankſurt zu ermäch-
tigen, einen Reichskaiſer zu creiren, ja ſogar diesen nach Be-
lieben auch gleich selbſt zu wählen ; es wird dagegen proteſti-
ren Es wird gewiß keinen Fürſten als ſeinen Kaiser wollen,
der seine Bürger massenweise niederſchießen oder niedermeteln
ließ, weil ſie forderten, was ihnen von Gott und Rechtswegen
zuſtand. ;!
Als es unter Einstellung seiner Revolution, seine Ver-
treter nach Frankfurt schickte, da hatte es nicht nur eine Hof f-
nun g, sondern die beſtimmte Erwar tung, daß in sei
nem Parlament ü Frankfurt eine reine volksthümliche Berfas-
sung zu Stande gebracht werden würde,. welche ohne alle
Mäkelei mit seinen Rechten und deren Forderungen, nur auf
dem natürlichen Rechtsgrundſatz der Volkssſouveränetät aufge-
baut, einfach und klar dem gesammten dentſchen Volk seine
Freiheit verbürge, und an die Stelle des durch die Fürſten
bisher gewaltſam festgehaltenen Syſtems von Sonderbundes-
ftaaten, eine Staatseinrichtung ſtellen würde, so, daß nicht
blos dem Namen nach, sondern auch in der That, Deutſchland
e in Bundesſtaat wäre, in welchem der Schwerpunkt nicht
wieder, wie bisher, auf die Fürſten, sondern vernunft- und
naturgemäß, auf das Volk gelegt würde.
Statt deſſen aber hat eine hohe, ſich selbſt ſo genannte
Reichsverſammlung eine Verfaſſung gemacht, ganz wieder in
den längſt zu Grabe gebrachten Gliedern des Mittelalters,
welche daher auch in allen weſentlichſten Punkten den gerech-
len Forderungen und Bedürfniſſen des deutſchen Volkes gera-
dezu widerſprechen würde , und deshalb in ihm wieder allge-
mein ſofort den alten Unwillen erreteen.
Samſtag, 17. Februar.
ganz
1. V49. .
Noch hofft es, daß seine verſammelten freie n Vertreter
in Frankfurt bei dieſer, ihm allerwichtigſten Angelegenheit, auf
ſeine Stimme achten und hören, ſeinen wahrhaften Forderun-
gen und Bedürfniſſen entsprechen, und nicht veralteten Uſur-
pationen und Meinungen sich unterordnen werden. Daher
haben wir Unterzeichnete uns gedrungen gefühlt, das Wort zu
ergreifen, und den freien Vertretern des deutschen Volkes in
der Paulskirche in Kürze die Ausftellungen mitzutheilen, welche
nicht nur wir , sondern das ganze deutſche Volk ſicherlich in
seiner größern Mehrheit an dem bekannt gemachten Verfaſſungs-
Entwurfe gemacht hat, und dafür zugleich die Verbesserungen
anzugeben, welche nicht nur wir w ün s <en müſſen, ſondern
welche mit uns jene größte Mehrheit des Volks aller Klaſſen
v erlan g t, und zwar mit der Zuverficht, daß ſie bei der wie-
derholten Berathung (zweite Lesung genannt) um ſo entſchie-
dener Eingang finden werden, als bei den Abstimmungen über
mehrere der allerwichtigſten Fragen bei erſter Berathung, leider!
viele Mitglieder nicht anweſend in der Verſammlung waren,
und ſie bekanntlich mit einer so kleinen Stimmenmehrheit ent-
ſchieden worden ſind, daß ſicher anzunehmen iſt, es würde
anders entschieden worden sein, wären damals
jene Herren in Frankfurt und auf ihren Sitzen in der Pauls-
r rche gebtieben.
Das deutſche Volk vertraute, und wählte, dachte aber]
Ausstellungen am Verfassungsentwurfe und beantragte
î Verbesserungen in denſselben.
Folgende wichtige Punkte wollen wir also als unser ern-
ſteſtes Verlangen nun hier folgen laſſeen. t
„Reichs- und der rReichs-
g ewalt.--
1. Zu g. 8. Sollte das Wort r„.ſtändig- wegfallen.
Die Finzelſtaaten sollen nämlich keine eigene Gesandschaften
mehr haben, und damit jede Sonderbündelei verhindert wer-
den. Die Untersagung der ſt «nd igen Gesandtſchaften
genügt dazu nicht.
2. Zu den üg. 13 bis 19 Das ganze deutsſche Heer,
und die Mittel für dessen Utterhalt, sollen nur im Besitz der
Reichsgewalt sein, und nur das Volkshaus soll alljährlich die
Geldmittel für's Heer zu bewilligen haben. Ohne diese Be-
ſtimmungen bleibt die Reichsgewalt eine ohnmächtige, und die
deutſche Einheit keine Wahrheit.
Il. In Betreff de s Re ichs1 ages.
1. Zu g. 1 bis 6. Das Zweikammersyſtem iſt ſchäd-
lich. ~ Die erſte Kammer. wäre, wie die Erfahrungen zeigen,
nur ein Hemmſchuh gegen den Volkswillen, und ein ſehr
theurer.
h Die 176 Mitglieder des Staatenhauſes gingen nämlich
mit 91, alſo 6 mehr als die Hälfte, einer erſten Kammer aus
]. Jun Betreff de s
dem Willen der Fürſten hervor. Da nun kein Gesetz ohne
die Zuſtimmung dieser erſten Kammer erfolgen soll, und jede
nübliche Einrichtung, welche Geld koſtet, auch der Einw illigung