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Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
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die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.











„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'“

Beftellung wird gemach in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten. -







A~ 46.

r E E E
Freitag, 23. Februar.







1 8/49.



Aus der Zeit.

Die Fürſten und Fürſtenknechte
Sind ewig feindliche Mächte,
Gegen Freiheit und gegen Rechte.

Es bleibt dabei: die Revolutionen werden immer von
denjenigen ausgebeutet und verpfuſcht, welche ſie gemacht ha-
ben. An der Entwicklung oder vielmehr Auf- und Einwick-
lung der deutſchen Märzrevolution kann man klaſſiſche Studien
machen. Die „wahrhaft Konſtitutionellen, diese Heuler uud
Heuchler der Freiheit halten die Märzrevolution in ihren Ar-
men und erſticken ſie vor lauter Zärtlichkeit. Jm Munde die
Freiheit, im Herzen und in der Fauſt die Tyrannei, hinter-
treiben ſie das neue Gut, und arbeiten an der Erhaltung und
Zurückführung des alten Schlechten.

Was erblicken wir in Deutſchland ?. Drei Bierte! von
Osterreich schmachten unter dem Belagerungezuſtand. In
Preußen herrscht ein Syſtem von Hinterliſt und Gewaltthätig-
keit, welches den Bourbonen älterer und jüngerer Linie den
Rang ablaufen möchte. In den meiſten Staaten kommen noch
täglich Nichtswürdigkeiten vor, eben so arg und ärger als
vor dem März. In keinem einzigen Staate hat die Freiheit
ein gesichertes Bürgerrecht erworben; sie bleibt ausweisungs-
fähig wie jeder Einzelne. Die Gewalt iſt heuer Recbtens ;
und die moraliſche gilt nur ſo lange, als die materielle der
Regierungen und der Kamerilla, es erlaubt. Groß oder klein
macht darin keinen Unterſchied. Sei es in Berlin oder Bern-
burg, geiſtreich oder ſchwachſinnig, die Wirkung iſt dieselbe :
es wird oktroyirt. Die alten Herrschaften und ihre Lakaien
ſind noch unverändert dieſelben; nur daß die Niederträchtigkeit

einen andern Namen und einen dreifarbigen Mantel trägt. |

Glücklicherneiſe iſt auch noch so viel beschränkter Unterthanen-
verſtand in der Welt, daß in der Morgendämmerung der
Freiheit das übernächtige Benefiz des alten Absolutismus noch
eine Weile fortsſpielen kann. Er lebt aber ſeit Oktober so
raſch, daß er ſein zeitgemäßes Ideal morgen oder übermorgen
in dem Grab. und Wiegenliede verwirklicht ſehen kann!

Wie sie fo sanft run ;

All’ die lieben Deutschen

Im großen Dom der Eipnheit !

Nichts haben sie zu thun, -

Als von schwarzrothgoldnen Peitschen

Zu dulden jede Gemeinheit.

Deutschland, was willſt du mehr? Bertraue also ruhig |
und ergeben Denen, welche für dein Wohl sorgen und wachen |

daheim und draußen. Deine großen Männer werden dich | aus Frankfurt geschrieben, daß Privalbriefen aus Schlesien

glücklich ans Ende führen. Sie machen die Weltgeschichte,
daß dir die Augen übergehen, die Radetky's, die Jellachichs,
die Windiſchgrätze, die Brandenburgs, die Wrangels, ungerech-
net tie Gardelieuteuants, welche in den Fürſtenthümern Haar-

haar und Hohenfließ den Lindwurm der Anarchie überwältigen. !

Aber was würden uns alle diese wohlthätigen Genien der
Menſchheit nützen, hätten wir nicht die großen Professoren in



der Paulskirche. Sie bringen Vernunft und System in alle
Dinge, und wenn irgendwo ein Gewaltſtreich gefallen, so be-
weiſen und rechtfertigen ſie ihn, wie jene römiſchen Juristen
in den Flegeljahren des deutschen Absolutismus. Es wäre
ſehr dumm, wenn die Ereigniſſe ohne gelehrte Erklärungen
zur Welt kämen ; die Heldenthaten der Windiſchgräte und
Wrangels müssen nicht allein geschehen, sie müssen auch be-
griffen und gründlich genoſſen werden. Und dafür ſorgen die -
Volkevertreter, vor Allem die Profeſſoren. Wofür hielte man
ſonſt Profeſſoren ?

Und damit noch nicht genug; es wird sogar außerhalb
Deutschland redlich an Deutſchlands Wohlfahrt gearbeitet. In
St. Petersburg wacht die deutsche, die europäiſche Vorsehung.
In London blüht das Geschäft der Staatskanzlei, in welcher
der große deutsche Weichſelzopffabrikant den mitgenommenen
Webstuhl der deutschen Geſchichte aufgeschlagen hat. Seine
Liebe zum Vaterlande iſt unauslöſchlich; sie reicht noch vom
Auslande herüber, und selbſt auf den Südſeeinſeln würde er
noch für Deutschland spinnen und weben. Aber, wie gesagt,
was würde Fürſt Metternich allein uns helfen? Seine Mit-
arbeiter in ganz Deutfchland, seine Geſchäftsfreunde an allen
Höfen und m aller Bureaus machen ſich faſt ebenso verdient,
wie er ſelbſte. Alle erſte Kammern wirken einträchtiglich mit
ihm zusammen; und die allererſte Kammer in Deutschland,
die Nationalverſammmlung in der Paulskirche, ſteht zu St.

Petersburg und London in weit beſſerem Rufe, als der weit-

land preußische und öſterreichiſche Reichstag. Fürſt Metternich
besitzt bekanntlich eine reiche Petre faktenſammlung. Leider

fehlt ihm noch das ſschönſte Stück: Deutschland. Wird die
Paulskirche ihm ein Geschenk damit machen ? Vielleicht,

wenn das Erbkaiferthum ins Leben tritt und die Freiheit und
Einheit Deutſchlands mit Todesſchatten überzogen wird.
Darüber denke nach, deutsches Volk! Noch haſt du Ver-
ſtand genug, noch haſt du Thatkraft genug. Du miüßteſt ja, .
wie die Berliner sagen, oktropirt dumm sein, wenn du nicht
wüßteſt, daß auf den März zwar der April, aber auch der
Mai folgt. Alle Dinge, sagt der alte Weise, ſind im ewi-
gen Fluſſe. Aber wehe dem, der nicht schwimmen kann.
CReichstagsz.)

Vereinigte Staaten von Deutſchland.
Heidelberg, 22. Febr. Der Mannh. Abendztg. wird

zufolge in Wien eine neue Revolution ausgebrochen, ja, daß
ſogar das Militär zur Stadt hinaus geschlagen worden ſei.

Die Veranlassung dazu soll abermals der Befehl gewesen sein,
| daß die dentſchen Regimenter nach Ungarn zur Unterſtützung

der dortigen k. k. Armee abmarſchiren soilten. (?)
* Heidelberg, 18. Febr. In mehreren großen Städ-
ten haben die Demokraten jetzt endlich ein praktisches Mittel
 
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