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Die Republik — 1849

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No. 125 - No. 141 (1. Juni - 21. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0515

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Erscheint Montags ausgen. -
nommen täglich. In Heidel-
berg und Umgegend mönätl.
15 kr., vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden x fl..
1 0 kr. Bei Inseraten koſtet

die dreiſpalt. Petitzeile 2 kr.

. Einzelne Nummern 2 kr.



ND 130.

Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'“

Donnerſtag, 7. Juni

Beſtelung wird gemacht in
Heidelberg in der Buchdruk-
kerei von O. A. O ßwal d,
bei Kaufmann Berner,
Porzelanmaler Wa g n e r;
auswärts bei allen Poſtäm-

tern, Brieſe werden

frankirt erbeten.

1849.



ê Deutſchland.

j * Heidelberg, 6. Mai. Die nächſten Tage wer-
den entſcheiden. Die Hauptmacht iſt bereits an die
heſſiſche Grenze abgegangen, heute Morgen marſchirte
eine unüberſehbare Kolonne Infauterie, Cavallerie,
Artillerie nach Weinheim, wo geſtern eine vorgeſcho-
bene Kompagnie Heidelberger zurückgedrängt worden,
nachdem ſie einige Leute verloren, die noch im Sterben
von den Heſſen grauſam gemartert wurden. Geſtern
brachte man die Leichen der Gefallenen hier ein, im
Ganzen 9 Mann. Sie ſtarben den Tod der Tapfe-
ren; ein feierliches Leichenbegängniß wird ihnen heute
zu Theil werden. l

Nach eben angelangten Nactrichten soll ein Theil

des Volksheeres von Rheinbaiern aus nach Darmstadt
gedrungen und diese Bettelreſitenz genommen haben.
Zugleich bricht ein Corps durch den Odenwald auf
die Bergstraße herein, ſo daß die Heſſen zwiſchen drei
Feuer gerathen. Ein Beweiß abermals, daß man ſich
durch einen verübergehenden Unfall nicht irre macben
laſſen darf und namentlich ſein Urtheil zurückzut,alten
hat über die Plane des Oberkommando’s, die natür-
lich nicht Jedem witgetheilt und erſt nach ihrem Erfolg
beurtheilt werden können.

In Mannbheim ſtehen 14 eroberte hesſiſcke Kanonen.
Aus Württemberg nichts Neues. Einige meldeten, der
König sei geflohen, Römer verhaftet. Indessen kann
man uocb nichs Gewiſsſes behaupten.

Karlsruhe, 4. Juni. In dem All]. Wahlbezirk
erbielten die meiſten Stimmen von Seiten der Stadt
Karlsruhe bei ungefähr 1700 Stimmenden:
Brentano 164A4 Stimmen, Chriſt 1138 Stimmen,
Thbiebauth 970 Peter 605

5GA Stimmen fielen auf Civilklommiſssär Ziegler.

Frankfurt, 5. Juni. Es verlautet, daß Minliſte-
rialpräſident, Dr. Grävell, ſich bewogen findet, ſeine
Demiſſion einzureichen und zwar aus deuſelben Grün-
den, welche einſt Hrn. v. Schmerling zu dem nämlichen
Schritte veranlaßten. Dieser war vor Allem Dester-
reicher und daun Deutſcher. Jener iſt Preuße. – Den
Bemühungen zweier Mitglieder der Mivorität iſt es
gelungen, die Bevollmäebtigten der Einzelſtaaten dahin
zu vermögen, dem Reichsverweser Gegenvorſtelungen
gegen die Bewilligung von fl. 23,000 für den Unter-
halt der Nationalverſammlung zu macbenz wirklich
wurde die bereits genehmigte Summe nictt ausgezahlt ;
der Zuſammentritt wird dennoch ſtattfinden und die
Verſammlung wird beſchlußfähig ſien.

~ den 50. Mai. Gervinus ſpricht in einem Rück-
blick auf die Wirkſamkeit der Nationalversanmmlung u. A.
folgende Worte aus: «Auf die Reitung des Vaterlan-
des durch Preußen und durch die Monarchie war unser
Streben hinausgegangen. Preußen bat uns verlassen;
nicht allein der König, auch die Dynastie, auch die
Stände, auch das Volk. Der Monarcktismus hat ſich
ſelbſt verlaſſen; ſeine Sacbe iſt in Deuiſchland, was
auch die preußiſchen Bajonette ſchaffen mögen, gäuz-
lich verloren.. Ei, ei Herr Hofrath! was man heute
nicht Alles erlebt!

München, 50. Mai. Diehier erscheinende «Deutſcbe
Conßtitutionelle Zeitung» sagt am Schlusse eines «Noch

einmal Baierns Beruf!» überſchriebenen Artikels: «Man
wird einwenden, König Marx kann aus Gründen der
Loyalität nicht mehr zurück; er hat ſein Wort an die
octroyirenden Mächte gegeben. Nun wir glauben, daß
die Octroyirung überhaupt niemals die Sache Baierns
ſein kann und wir glauben auch, daß das Wort des
baieriſchen Volkes, welches seine gesetzlichen Vertreter
ſo eben ausgesprochen und das ſich in zahlloſen Ad-
reſſen deutlich genug geäußert hat, auch in die Wag-
ſchale fallen dürfte. Aber abgesehen davon, ſind denn
Jriedrich Wilbelm IV. und sein Kabinet mit Loyalität
vorangegangen? War es nicht ein Hohn gegen alle
und jede Loyalität, daß sie bis zum letzten Augenblick
mit preußiſcher Pfiffigkeit der ganzen erbkaiserlichen
Farge zu Frankfurt, der Wurzel alles jetzigen Unglückes
im BVaterlande, zugeſehen und sie ruhig ausſpielen lie-
ßen? Hat Friedrich Wilhelm IV. nicht faſt volle vier
Wochen in einer Zeit, in welcher Minuten ſchwer wie-
gen, gezögert, eine entscheidende Antwort zu geben und
dadurch, ja dadurch hauprſächlich die Anarchie im Va-
terlande herauf beſchworen, gegen die er nun sein
«herrliches Kriegsheer» zu «herrlichen Siegen» an-

feuert? Jetzt noch in dieſem Augenblick ſpekulirt dieſes

Kabinet auf die Anarchie, um auf den Trümmern des
Vaterlandes die preußiſche Hegemonie aufzurichten und
Baiern wird der Vaſallenherrſchaft nicht entgehen,
wenn es ſich an die Fersen dieſes loyalen Kabinettes
heftet. Freiherr v. Lerchenfeld hat in einer seiner Re-
den ausgerufen: «Nehmt Itr den Erbkaiser mit der
Verfaſſung, ſo werdet Jhr den Erbkaiſer ohne die Ver-
faſſung um so gewisser haben!!» Unseres Bedünkens
hätte er richtiger geſagt: «Nehmt die Verfaſſung ohne
den Erbkaiſer, wo nicht, ſo werdet Ihr den Erbkaiser
ohne die Verfaſſung um so gewisser haben!! Wir
schließen mit dea warnenden Worten der bereits oben
angeführten Schrift: «Mögen die Fürſten wohl beden-
ken, daß die iiefſte moraliſche Entmuthigung, die ein
Volk treffen kann, der vergebliche Verſuch der Verwirk-
lichung eines ſeit Jahrhunderten erſtrebten Lebensbe-
dürfniſſes iſt; unnd daß, wenn die Vereitelung dieses
Verſuches mit Recht oder Unrecbt ibnen zugeschrieben
wird, die unmittelbare Folge der Entwuthigung eine
Rache sein kann, die keine Grenzen mehr kennt !»
Muüunchen, 1. Juni. Die Erricktung von 14
neuen Reſerve-Bataillonen iſt beschlossen, und soll un-
verzüglich ins Leben treten. Diese Bataillone werden
aus den in den letzten Jabren mit Abſcbied entlaſſenen
Soldaten gebildet, und haben verfassungsmäßig nur
in Baiern ſich verwenden zu laſſen. Woher die Koſten
für das Heer aufgebracht werden, begreift kein Menfch.
Jetzt ſclon, ohne dieſe 14 Bataillone, kostet der Un-
terhalt des Heeres monatlich mehr als eine Million
und die Kaſſen sollen faſt alle leer ſein. – Geſtern
Abends gegen 10 Uhr wurde der frübere Nedatteur
des «Gradaus» , Herr Danzer, auf der Straße von
zwei Gensdarmen arretirt und ins Gefängniß gebracht.
Wadthrſcheiulich iſt jett wegen der früvern Auſchuldi-
gungen die Stellung vor den Schwurgerichtshvf gegen
ihn erkaunt worden. So befinden sich denn gegenwär-
tig fün f Redakteure dieſes Blattes in Haft.
Solingen, 27. Mai. Im Eingangsartikel Ihrer
erſten Nummer wird der bekannten Worte gedacht, die
 
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