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Die Republik — 1849

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No. 78 - No. 101 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0365

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tinje Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
vie dreiſpalt. Petitzeile 2kr.

Erſcheint Montags augen. L. é yr ! / ; ; ti d ;
| nommen täglich. In Heidel- ui f j . 0
zu: Die Republik.



„Für das Volk und gegen seine Bedränger. '’

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.







A 91.



]

_ Al das Volk in Baden.

| Mitbürger!

In der ernſten Stunde, in welcher die Entscheidung über
das Geſchick unseres theuern Vaterlandes herannaht , in wel-
<er es ſich zeigen wird, ob das Blut unserer Brüder, welches
im vorigen Jahre die deutſche Erde tränkte, die Saat der
Freiheit getüngt, oder spurlos in unfruchtbarem Boden ver-
ſchwunden iſt, ob alle Anstrengungen und Mühen der letten
dreizehn Monate, ob die ganze Erhebung des deutschen Vol-

kes im vorigen März keine Früchte getragen haben ~~ in
fi wichtigem Augenblicke, Mitbürger, wenden wir uns an

Wir waren es nicht, welche Euch hinwieſen auf die in
Frankfurt am Main tagende Nationalverſammlung, wir haben
keine Hoffnungen in Euch genährt, welche ihre Verwirklichung
durch dieſes Parlament erhalten ſollten, wir haben wohl geſe-
hen, daß dort mehr auf der Fürſten, als auf des Volkes In-
tereſſen Rücksicht genommen wurre, wir haben wohl erkannt,
daß man dort die Souveränität tes Volkes zwar im Munde
ſühre, ſie aber in der That der Souveränität der gekrönten
Häupter unterordne, wir haben gefühlt, daß die Nationalver-
sammlung durch Verhöhnung des Volkswillens auf der einen
Seite die Herzen des Volkes von ſich abſtoße und auf der

andern Seite burch feiges Nachgeben und Schmiegen unter

die Gewalt ter Könige, von diesen werde mit Fußtritten be-
handelt werden! z

Unsere Voraussicht iſt eingetroffen! Die durch die Na-
tionalverſammlung befeſtigten, und durch die verdoppelten Ba-
jonnete umſtroßgten Throne lachen über die gesetzgeberiſchen
Verſuche der Staatskünſtler, welche ſich dem Volke entfremdet
haben. :
Mitbürger! Das Feldgeſchrei unsrer politiſchen Gegner
ertönte laut durch alle Gauen : Widerſtand gegen die Reak-
tion, unbedingte Unterwerfung unter die Beſchlüſſe der deut-
schen Nationalverſammlung , Cinmegung von Gut. und Blut
für die deutſche Reichsverfaſſung! Mitbürger! Der Großberzog
von Baden hat die Reichsverfassung anerkannt, wie ſie aus
den Beschlüssen der Nationalverſammlung hervorgegangen, die
Fürſten der mächtigſten Staaten wollen ſie nicht anerkennen !
Die Nationalverſammlung wird, wenn ſie nicht bis zur Selbſt-
ſchändung herabſinken will, an ihren Beschlüſſen, an ihrer
ſouveränen Gewalt zur Conſtituirung feſthalten, ſie wird Mit-
tel finden müſſen, um ihrem ſouveränen Willen Geltung zu
verſchaffen. ;

: wehlan denn! Mögen die Schrecken eines Bürger-
krieges hereinbrechen über unser unglückliches theures Vater-
land, wir haben ihn nicht verſchuldet, wir wälzen alle Ver-
antwortung auf diejenigen, welche abermals das Volk betrü-
gen wollen und schon betrogen haben! Was aber auch kom-
men möge, uns ſollen die Zeitereigniſſe nicht überraſchen, wir
wollen gerüſtet sein, wenn uns die Nationalverſammlung ruft,
mögen auch diejenigen es sein , welche ſchon so oft verſichert
haben, daß ſie mit Gut und Blut einstehen wollten, für die
êre Vereinbarung mit den Fürſten zu ſchaffende deutsche Ver-
aſſung. : ;

Drum Mitbürger, die Ihr nicht mit Worten, sondern
mit Thaten sprechen wollet, ſeid wach, damit der Feind Euch

Mittwoch, 18. April.





1V49.

[

nicht ungerüſtet findet! Es gilt die Rettung des Grundsatzes,
daß nicht die Fürſten , sondern die Völker beſtimmen, wie re-
giert werden ſoll! f
Mannheim, 14. April 1849. .
Der proviſoriſche Landesausſchuß der Volksvereine.



Deutschland.

8 Karlsruhe, 13. Aprii. Soeben hat Herr Be kk
einen Gesetzentwurf über die künftig e Zuſammenset ung
und Wahl der Kammern unſerer zweiten Rumpelkammer
vorgelegt. Ich eile, Ihnen das Wichtigſte daraus mitzutheilen.
Das Z weikammer- Syſtem iſt be ibe h alte n. Auf un-
gefähr 25,000 Seelen ſoll ein Abgeordneter in die zweite
Kammer gewählt werden, und zwar durch allgemeine und un-
mittelbare Urwahl. Die erſte Kammer soll aus 33 Mit-
gliedern beſtehen. Das Recht' in die erſte Kammer mitzu-
wählen hat nur der, der irgend eine Steuer zahlt. (Steuer
zahlen Alle, das will ich morgen beweisen.) Das Land
wird für die Wahlen zur er ſt e n Kammer in 11 Waltlkreiſe
getheilt, wovon jeder. 3 Deputirte wählen ſoll. Dieſe Wahl
ſoll ~ wie die der großen Ausſchüſſe in unserer Gemeinde-

| Ordnung — nach drei Steuerklaſſen vorgenommen werden, so

daß jede Steuerklaſſe einen Abgeordneten wählt. Zur erſten

Steuerklaſſe gehört, wer mehr als 12000 fl. verſteuert; zur





| zweiten, wer zwiſchen 3,500 fl. und

3 ö 12,000 fl. verſteuert ; zur
britten alle übrigen niederen Steuerklaſſen. Ein Abgeordneter
in die zweite Kammer muß 30 Jahre, ein Ageordneter zur
{f 40 Jahre haben (wo bei den Schwaben der Verſtand
ommt).

V Frankfurt, 14. April. Heute haben hier die Ge-
ſandten von 28 deutſchen Fürſten eine Erklärung an das
preußiſche Miniſterium unterſchrieben, daß ihre Staaten ſich
der Reichsverfaſſung und dem preußischen Kaiser unbedingt
unterwerfen. Würtemberg hat beigeſtimmt aber nicht unter-
ſchrieben. Hannover, Sachſen und Baiern laſſen noch nicht
hören, wie ſie's halten wollen. Das Wahrſcheinliche iſt, daſz
ſie ſich in die Reichsverfaſſung nicht fügen. Die OÖftreicher
Kamarilla in Olmütz hat an ihre Schwester in Berlin ge-
ſchrieben, daß Oeſterreich:

„Erſtens die Nationalverſammlung aks nicht mehr ben.
ſtehend betrachte, daß es ihr zweitens nicht das Recht zuer-
kenne, in Beziehung auf die anderweite Besegzung der prov. .
Centralgewalt die nöthigen Maßregeln zu ergreifen, daß ſie
drittens durch die ſchließliche Feſtſtellung des Verfaſſungswerkes
das Recht verwirkt habe, ſich an der Ernigung über die teutſche
Reichsverfaſſung überhaupt noch ferner zu betheiligen, und
daß es viertens den Erzherzog Johann erſucht habe, sein Amt
ſo lange fortführen zu wollen, bis die definitive Centralgewalt
auf geseßlichem Wege geregelt ſei.-

Das iſt deutlich genug! Greichzeitig vernimmt man, daß
Osterreich seine Abgeordneten zurückberufen und Baiern ein-
geladen habe, daſſelbe zu thun. Wenn es darauf beharrt, ſo
hat die Nationonalverfammlung aufgehört, eine deutsche zu
sein. Wenn Baiern und Preußen die Abgeordneten auch ab-
berufen — und von lettterem geht die Rede + ſo iſt die Na-
tionalverſammlung nicht mehr beſchlußfähig, alſo aufgelöſt.



Preußen , Ofterreich und Baiern beharren auf der „Verein-
barung. , d. h. auf dem Grundſag, daß die deutschen Fürſten
 
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