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Die Republik — 1849

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No. 125 - No. 141 (1. Juni - 21. Juni)
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Erſcheint Montags augen.
nommen täglich. In Heiden
berg und Umgegend monatl.
15 kr., vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl. +
10 kr. Bei Inseraten koſtet.
bie dreiſpalt. Petitzeile 2 kr.
Einzelne Nummern 2 kr.



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U mg N d ! ; . » ; “t d Q kerei von O. A. Oßwald,
[] e liep n 1 î bei Kaufmann Berner,
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„Für das Bolk und gegen ſeine Bedränger.''

Beſtellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buchdruk-

auswärts bei allen Poſtäm-
tern. Briefe werden
frankirt erbeten.





Montag, 1V. Juni

"

1849.







N® 139.

Deutſchland.

Die Vereinigung von Baden und der
Rheinpfalz. j

Eine der wickttigſten Aufgaben der proviſoriſchen

Regierung von Baden beſteht unzweifelhaft darin, die

bereits geſchloſſene militäriſche Union Badens mit der
Rheinpfalz in das wirkliche Leben einzuführen und die
volitiſcb e Vereinigung beider Länder zu vermitteln. In
Betreſf der militärijchen Union beider Staaten iſt im
Laufe von mehr als 14 Tagen, ſeit dieſelbe auf dem
Papier abgesdloſſen worden, beider Theile ſo gurt als
nichts geſchehen. Dieselbe kann nicht ins wirkliche
Leben eintreten, bevor nicht die höctſten Millitärbebör-
den beider Staaten eine volſtändige Kenutniß der ges
genseitigen militäriſchen Verhältnisse beſiten. Obne
eine ſolche iſt eine kräftige Zusammenwirkung unmög-
lich. Allein weder die badiſche noch die rheinpfälziſct e
oberſte Militärdehörde besitzt irgend umfassende Kennt-
niß von den militäriſchen Zuſtänden des andern Landes.
Ja über die militäriſchen Zuſtände des eigenen Landes
fehlt es da und dort noch ſehr an Klarheit.

Auch die politiſche Union beider Staaten ſetzt manche
Vorarbeiten voraus. Dahin rechnen wir nawentlich

die Verſtändigung über folgende Fragen:

1) wo ſoll der Sitz der gemeinſchaftlichen Regierung
von Baden-Rheinpfalz ſein ?
2) welche Behörden ſollen als Centralbehörden beider
Länder betracktet werden ?
5) auf welche Weiſe ſollen dieſe gemeinſchaftlichen
Centralbehörden gebildet werden.
Die Antwort auf dieſe Fragen iſt unſeres Erachtens :
Zu 1) fürs erſte Karlsruhe, ſo bald als möglich
aber Maunheim.
Zu 2) Dieſe Behörden ſind:
a. die prov. soriſche Regierung,
b ſäummtliche Minviſterien nebſt den verſchiedenen
Srcktionen derſelben,
aa auswärtige Angelegenheiten und Geſandtſchaften,
hb oberſte Kirchen- und Schulbehörde.
c. die fonstituirende Landesverſammlu
Zu 5) a Die Rheinpfalz ernenüt- zl Mitglieder,
welche Siz und Stimme im Scbooße dex proviſoriſchen
Regierung des gemeinſchaftlichen Landes Baden- Rhein-
pfalz (Oberrhein) nehmen; :
b. die proviſoriſche Regierung der Rheilpfalz ernennt
so viele Beamte in ſämmtliche badiſche Miniſterien
nebſt den verſchiedenen Sektionen derſelben, als erfor-
derlich ſind, um dieselben um die Hälfte ihrer jetzigen
Zahl zu vermehren. Ueber das Oberkommando des
Rriegsheeres haben ſich beide Theile ſchon verſtändigt.
Wenn ſich die oberſten Behörden von Baden und
Rheinpfalz nicht über dieſe Einzelnheiten verſtändigen,
ſo wird die militäriſche und politiſche Union Badens
ein Traum bleiben. Leider fehlt es aber, wie es ſcheint,




an Männern, welche ſich die Mühe geben, im Strudel.

der Revolution die Verhältniſſe etwas tiefer zu erfaſſen.

Diejenigen Männer aber, welche ſich mit Redensarten
nicht begnügen und auf eine gründlichere Geſchäfts-
behandlung dringen, werden nicht ſelten unbequem ge-
funden und zur Seite geſchoben.

Iſt es beiden Theilen Ernſt mit der Vereinigung,
ſo werden ſie vor allen Dingen eine Commiſſion zu
Verwirklichung derselben niederzuſeßen haben. Dieſer
würden wir die vorſtehenden Punkte zur Erwägung
empfehlen. (D. Zuſch.)

Hauptquartier Heddesbach (Joh. Phil. Be-
er), 15. Juni. Endlich ſchreiten wir zur That! Geſtern
Nacht fanden bereits umfassende Operationen hinein
ins Heſſiſche ſtatt.

Gegen Mitternactt wurden unſere Truppen mit
Uebermacht angegriffen, hielten aber Stand, und der
Feiud zog ſich zurück. Zwei Todte auſ unserer Seite,
während der Feind einen Verluſt von 14 Mann und
einem Offizier gehabt hatte. Gegen 2.1), Uhr Mor-
gens fand ein neuer Angriff ſtatt. Der Feind hatte
bedeutende Verſtärkungen an ſich gezogen. Gegen 1 400
Mann mit Kavalerie und Artillerie griffen unſere
Bluſenmänner an. Sie mußten der Uebermacht wei-
chen, zogen ſich aber in größter Ordnung in ihre alte
Stellung zurück. Heute Vormittag aber verließen die
Heſſen ihre Stellung, die Unsrigen rückten wieder nach,
ſv daß unuſere Vorpolten ſchon jenſeits Waldmicbelbach
ſtehen. Wir hoffen, mit Nächſtem auf heſſiſchen Grund
uud Boden das Hauptquartier zu ſehen.

Nachſchrift von Heidelberg vom 18. Juni. Nach
heute bend eingegaugenen Nachrichten haben die Volks-
wehren im Odenwald neue günſtige Erfolge gegen den
Feind errungen. Es wurden 5 Gefangene hier ein-
gebracht, darunter ein mecklenburgiſcher Offizier.

* Heidelberg, 16. Juni. Geſtern begann end-
lich an zwei Punkten der Kampf. Die Preußen waren
bis Ludwigshafen vorgedrungen und würden hier von
den Unſrigen beſchoſſen. Sie wurden, da die pfälzi-
ſche Volkswehr von der andern Seite anrückte, hinaus-
geſchlagen. Zugleich entbraunte an der Neckarlinie der
Kawpf mit den Heſſen. Von Vormittag bis Abend
dauerte die Schlacht; die Heſſen wurdeu auf allen
Punkten total geſchlagen und zogen ſich mit großem
Berluſt an Mannſchaft und Kriegsgeräth zurück.
Die Bewegung in Frankreich ſcheint hauptsächlich das
Elſaß zu berühren, wo das Volk gegen die nieder-
trächtige Regierung erbittert und für die deutschen
Freiheitskämpfer begeiſtert iſt. Die Straßburger Zitas
delle iſt vom Volke beſetzt.

t Heidelberg, 153. Juni. (Vierte Sitzung der
konſtit. Verſammlung.) (Schluß.) Der Abgeordnete
Heuniſch erſtaltet darauf Bericht über den Gesetzentwurf,
das Zwangsanlehen betreffend. Er hebt die Nothwen-
digkeit hervor, in dem gegenwärtigen Augenblicke außer-
ordentliche Opfer zu bringen, und beſeitigt das etwaige
Bedenken, als ob eine proviſoriſche Regierung für die
Rückzahlung des Anlehens keine Garantie gebe, inden?
es ein Grundſag ſei, daß die Vertrauens - Verpflich-
 
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