Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 1 - No. 26 (2. Januar - 31. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0049

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erſ heint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch dir Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“’

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.





N= 12.

Deutschlands Kaiſer.

Die Grundrechte ſind nun fertig und von dem Reichs-
miniſterium ten deutschen Regierungen zur Ausführung über-
geben. Jetzt kommt es an ein Dberhaupt. Welch ein Strei-
ten, welch ein Zanken in allen Fürſtenblättern! D ie wollen
den Preußen, d i e den Oeſterreicher, d ie den Baier; dies
Blatt schimpft auf Oeſterreich, dies auf Preußen, jenes aut
Vaiern, und ein viertes auf alle drei, und ſtreicht seinen gnä-
digen Herrn, seinen Landesfürſten heraus; nur die demokrati-
ſchen Blätter sſehen dem ganzen Gezänke ruhig zu und behar-
ren auf ihrem alten Grundsaye , daß nur ein Präſident, der
vom Volke gewählt werde, Deutſchlands Heil bringen könne,
und die Freiheiten des Volkes schützen, so wie der Weiterent-
wickelung derselben die Hand bieten werde. Aus einem länge-
ren Aufsatze der M. Aztg. entnehmen wir folgende treffende
Stelle bierüber :

Die weiſen Herren in Frankfurt, die immer zuerſt an die
ſogenaunte deutſche Einheit denken ehe von Freiheit, Vernunft
u. s. w. die Rede sein kann, glaubten die Einheit gefährdet,
wenn zu den vier Republiken, die wir ſchon in Deutschland
haben, ſich noch ein paar neue bildeten. Statt zeitig die Für-
ſten zu Gunsten der Demokratie zu beſchränken , trat man die
Demokratie zu Gunsten der Fürſten nieder und glaubte nun
die Einheir gerettet. Da plöglich geht der Traum zu Ende,
wo man im Begriff ift, ihn zur Wirklichkeit zu machen. Man
hat von einer fürstlichen Zentralregierung, man hat ron einem
Kaiser geträumt, und als man ihm den Thron zurechtseut, kann
man ~– es iſt unglaublich + keinen Kaiser finden! Man
kann ihn deßyhalb nicht finden, weil man, was der Schulbube
vorauesehen mußte, ihrer zu viele findet. So lang die Fur-
ſten sich blos verbündet hatten um durch das Mütel des Bun-
deétags die einzelnen deutſchen Völker niederzuhalten, waren
ſie einig, denn ſie handelten in ihrem gemeinſchaftlichen In-
tereſſe und namentlich die Mächtigern (in Oesterreich, Preußen,
Baiern, Hannover, Würtemberg ) hatten der Zentralgewait
dem Bundestag, nicht ein Jota von ihren besondern Spekula-
tionen und Liebhabereien zu opfern. Dieser Fall tritt aber
ein, sobald der eine Fürft über den andern gesetzt , sobald der
Kaiser fertig wird, und seinen langen Szepter und Kom-
mandoſtab über so und so viele 100,000 Mann in die Hand
nimmt. Jetzt zeigt es ſich den weisen Herren in Frankfurt
erſt, daß der Fürſt sein besonderes Intereſſe hat, und daß hie-
ran ſich alle andern besondern Intereſſen jedes Landes hängen
die der Einheit entgegen ſind. :

Statt also ein Stifter der Einheit zu sein, droht der Kai-
ser ein Stifter der Zwietracht zu werden, und zwar nicht
bloß unter den Fürsten, welche ihm ſo wenig wie dem Volke
ihr Separat-Intereſſe opfern. wollen, sondern auch zwischen der
ganzen Nation, welche mit dem Kaiſer die beſondere Politik

Sonntag, 1/4. Januar.



1 V49.

auf den Thron ſteigen sehen muß, die er bisher als Fürſt ei-
nes Einzelſtaats befolgt hatte Wird also der Kaiser von
Oeſterreich Kaiſer, ſo muß die ganze Nation die allgemeine
Einsetzung der habsburgiſchen Politik mit Jesuitismus , Kroa-
tenthum und sonstigen Hülfsmitteln voraussehen; wird der Kö-
nig von Baiern Kaiser, ſo kommt die Wittelsbachische Politik,
ebenfalls mit Jeſuitismus u. s. w. verbündet; wird aber gar
der König von Preußen Kaiſer, der Schirmherr des
Proteſtantismus, so spinnt der hohenzolleriſch - proteſtantiſche
Jesuitismus sein Netz vollends über das ganze Deutſchland,
und zu der politiſchen Zweiheit kommt auch noch die religiöse,
und das deutſche Volk, das durch eine republikanische Zentral-
regierung die religiöſe Verſchiedenheit gar nicht zur Sprache
bringen ſähe, spaltet ſich einer Herrſchaft zu lieb in 2 Hälften,
eine norddeutsche, die vom proteſtantiſchen, und eine ſüddeutſsſche,
die vom ultramontanen Jesuitismus zerwühlt wird. Das iſt
die deutsche Einheit nach Gagern'ſcher, Gervinus’ſcher, Baſſer-
mann’ſcher, Welcker'ſcher tiefer Berechnung.

Vereinigte Staaten von Denutſchland.

& Heidelberg, 12. Januar. Vor einigen Tagen ver-
öffentlichte ein in Bruchsal sitzender Gefangener, Mechaniker
Carl Geiger aus Ludwigsburg in Würtemberg, einen an das
großh. Juſtitzminiſterium gerichteten Proteſt, aus dem zu erſe-
hen iſt, daß Carl Geiger vor 8 Monaten durch k. würtemb.
Truppen verhaftet worden, am 26. Juni vernommen und bis
jetzt, alſo 6 Monate , ohne jede Nachricht über den Verlauf
seines Prozeſſes geblieben iſt. Dies iſt eine der vielen März-
errungenſchaft in Baden !

In dem r-Augsburger Anzeigeblatt No. 4-. lieſt man
folgende r-Danksagung -,, die ich Ihnen zur weiteren Veröffent-
lichung hier wörtlich mittheile :

„In Folge eines Militärerkenatniſſes wurde ich mit noch
zwei unglücklichen Kameraden vom 1.7. Juli bis 12.
ug t o. I. über den andern Tag 6 Stunden kr u m m
ge schl os s en. Nach überstandener gräßlicher Strafe, der ein
hundertfacher Tod vorzuziehen iſt, ſtar ben in Folge dieser
furchtbaren Mißhandlung meine zwei Kameraden - mich
rettete nach viermonatlicher schmerzlicher Kur, nach me h r m a-
liger Operation und endlicher Am putati on des Bei-
n.s oberhalb des Knies die mühevolle Thätigkeit und Cnergie
des Herrn Dr. Hurter, wofür ich ihm hier öffentlich mit ge-

rührtem Herzen für seine unbeschreibliche Thätigkeit, sowie

Herrn Fabrikanten Forſter für die so wohlthuende Unlerſtützung
den innigſten herzlichſten Dank ausspreche. Augsburg, den 1.
Jan. 1849. Mar Daffner.-

Dies geschah im erſten Jahre der deutschen Rerolution,
nach Erringung der deutschen Freiheiten !!
 
Annotationen