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Die Republik — 1849

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No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0149

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Erſcheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baven l fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.



s Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'"

Befſtellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.



N~ 37.

Die erſten Siege der Demokratie.

Mit dem Schlage, den die Reaktion in der letzten Hälfte
des vergangenen Jahres überall der Demokratie scheinbar ver-
setzte, jubelten die Conſtitutionellen, die Geldſäcke 1c., ſie
glaubten ihren Feind vernichtet, wenigſtens so geschlagen zu
haben, daß er während langer Zeit ſich nicht zu erheben ver-
möchte. Nur diese Sicherheit koznte die Fürſtenpartei dazu
verleiten, die freiheitsfeindlichk Hand an die blutig errunge-
nen Rechte und Freiheiten des Volkes zu legen. Wären die
Feinde des Volkes nicht überzeugt gewesen, daß mit dem
Siege, den ſie durch die Gewalt zu erringen glaubten, die
Gegenpartei für lange Zeit gelähmt sei, so würden sie nicht
verſucht haben, in einen Kampf ſich einzulaſſen, der ihnen
vielleicht ein augenblickliches Uebergewicht, nachher aber eine
um ſo ſicherere Vernichtung bereiten könnte. Die volksfeind-
liche Partei versuchte den Schlag in jedem einzelnen Theil des
Vaterlandes, und jubelte über ihren vermeintlichen Sieg und
glaubte mit dem eisernen Arme der Gewalt die Beſtrebungen
des Volkes für immer vernichten zu können. Da waren nun
viele bis dahin gut geſinnte Republikaner, welche den Korf
hängen ließen, das Volk für gänzlich geschlagen hielten und
in der Verzweiflung ſogar darauf verzichten wollten, mit er-
neuter Kraft den Kamyf für unser Recht zu beginnen, weil ſie
die Volkssache für lange Zeit für verloren hielten.

Dieser Tbeil der demokratischen Partei ſchadete mehr,
als die Gegner, weil er entmuthigend auf Alle wirkte und so
den Gegnern Gelegenheit brachte, das Feld zu behaupten! ~
Die guten Leute bedachten nicht, daß die demokratische Partei
mächtige Verbündete hatte, die Wahrheit ihrer Grundſäge, die
Nothwendigkeit ihrer Durchführung , als einzige Bedingung
der Herstellung der allgemeinen Wohlſahrt und endlich das
Bewußtsein des Volkes, die Forderungen der Demokratie blu-
tig erkämpft zu haben. Nicht eine papierene Verfaſſung , nicht
die Gewalt gibt dem Geiste des Volkes seine Richtung , son-
dern seine innere Entwickelung, geleitet durch seine geiſtigen
und materiellen d. h. körperlichen Bedürfnisse.

Kein Mittel ließ die hochmüthige Gegenpartei in dem
Taumel ihres Sieges unverſucht, sie hat das ganze Rüſtzeug,
das ihr zu Gebote ſtand, aufgeboten, ihre Macht zu ſichern,
indem sie ihre Gewaltſtreiche durch gesetzliche Zuſtimmung des
Volkes scheinbar genehmigen laſsen wollte.

Gewalt, Drohung, Verdächtigung, Beſtechung, Mord,
Brand, Verrath, kurz Alles, was nur möglich war, ward
aufgebolen. Man wollte, wie man an verſchiedenen Orten
dem Volke eine papierene Verfaſſung aufdrang, so ihm eine
amtliche Gesinnung, entsprechend dieser Verfassung, aufdringen.
Man wollte nun auch Wahlen, dieser Gesinnung entsprechend
herbeiführen und willige, unterwürfige Kammern ſollte der

nächſte Siegespreis ſein, den man zu erringen träumte. –

Dienstag, 1





3. Febrnar.

1 V49.

Aber, ~ o bittere Täuſchungg. ~ Die Wahlen begannen
in Schwerin, die Demokratie ſiegte volllommen. Die Wah-
len begannen in Sachsen, und auch dort siegte die Volkspar-
tei durchgängig bei allen Wahlen. Ja sogar zur erſten Kam-
mer wurden beinahe nur Demokraten erwählt. In Oldenburg
beſteht, ſo wie in Würtemberg, die Mehrzahl der Volksabge-
ordneten aus Demokraten und ſelbſt in Baiern ſcheint eine
ziemlich bedeutende Opposition in der Kammer zu ſitzien. Und

nun gar in Preußen! Schroff ſtanden ſich dort die Parteien

gegenüber, aber ſiehe da! Das Ergebniß der Wahlurne zeigte
den vollſtändigen Sieg der Demokraten in allen Theilen des
Landes und gab damit den Beweis, daß die große Mehrzahl
des Volkes die Forderungen der demokratischen Partei erfüllt
wiſſen will, daß es feierliche Verwahrung einlegt gegen die
aufgedrungene Verfassung , gegen das volksfeindliche Benehmen
der Regierung.

Wir ſehen, daß weder Belagerungszuſtand noch mobile
Colonnen, weder Polizei noch Verdächtigungen, daß weder die
Matthy's, Welcker's und Baſſermann's, noch die Wrangels
im Stande waren, die demokratiſche Partei zu ſchwächen, daß

seit dem Mai vorigen Jahres die Zahl der demokratiſchen Un.

wähler in hohem Maaße zugenommen, daß die demotkratiſche

Partei von Neuem zu ſiegen beginnt.

Vereinigte Staaten von Dentſchland.

* Heidelberg, 11. Februar. Bürger! Schet ihr noch
nicht vollkomen ein, wie es mit Euch getrieben wird, ſo leſet
nur die Nachricht über den bekannten rön:iſch-katholiſchen Ka-

lan Rollfu ß.

f Wem iſt nicht die Schandgeſchichte bekannt ? Jeder wird
ſich an die veröffentlichten Schreibens der unglücklichen Opfer,
welche dieser Kamerad in seine Jeſuitenanſtalt verlockte, erin-
nern? Niemand zweifelte daran, daß die verführten Jung-
frauen vergiftet und falſche Teſtamente gefertigt wurden. +

Mir wollen die Schandthaten nicht alle wiederholen. Dieser
| Mensch wurde von einem badiſchen Gerichtshof auf zwei

Jahre in das – –~ Seminar verurtheilt!! Merkt dies,
ihr Bürger! einen eurer beſten Männer gefängniſsſet man zu
todt, weil man ihn verdächtig finden will! Einen offen-
baren Verbr ech er ſpricht man in das Sem inar, wo er
gewiß recht gut gefüttert und in der Faulheit neue Teufel-Eier
auebrüten kann und nach 2 Jahren iſt er wieder Priester,
hört Beicht, liest die heilig e Me sse, spricht wieder ten
Segen u. s. w.

ß ht. Eurer beſten Söhne wurde auf zw anz i g Jahre

Juchthaus verurtheilt, weil er die Kanone nicht auf seine
republikanischen Brüder losfeuerte!!

Kann ein redlicher Geiſtlicher zugeben, daß dieſer Roll-
fuß wirklich noch länger ein Gei ſtlicher ſeit
Welche Schmach!
 
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