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Die Republik — 1849

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No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0241

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î Durch die Poſt bezogen im

i Erſcheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.

ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.







Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.''

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.







Deutsſchland.

. HS Rohrbach Amt Sinsheim, 6. März. Auch hier
bildete ſich unter m 14. v M. ein Volksverein, der bis jetzt
100 Mitglieder zählt und dessen würdige, gesittete Haltung
rot ;;; êtritrahwr erw: Briſpisle folgen und bald wird
durch moralische Kraft erlangt sein, was rohe Gewalt ebenſo-
pts wird erzwingen, als die Macht der Bajonette niederhal-
en kann.

+ Nußilloch, 8. März. Auch hier hat ſich ein Volks-
Verein gebildet, der in der heutigen erſten Sitzung schon 40
Mitglieder zählte und immer zunimmt. Auf Samstag den 11.
d. M. wurde eine außerordentliche Verſammlung anberaumt,
wobei man auf einige Redner aus Heidelberg rechnet.

Aus Thüringen, 4. März. Der Gothaer Land-
tag hat beſchloſſen, daß jeder Schullehrer wenig stens 350 fl.
Gehalt haben müſſe. Darüber haben nun die Pfaffen einen
Mordlärm gemacht. „„So vi el den Schullehrern, hieß es,
s o das Geld hinauswerfen, jeder ausgediente Soldat iſt gut
zum Schullehrer und iſt mit 120 fl. jährlich zufrieden, und
ihr wollt den eingebildeten Menſchen 350 fl. geben! « ſo
ſchreien die gemäſteten Schwarzröcke. Der Landtag kümmert
»ich aber nichts um das Gekrächz der Raben, und hat sogar
verſprochen, im nächſten Jahre den Gehalt der Volkslehrer
noch mehr zu erhöhen.

Unsere Abgeordneten sehen wohl ein, wie nöthig es iſt,
daß das Volk gründlich belehrt und gebildet werde, ſie sehen
wohl ein, daß sobald das Volk gebildet iſt, keine Ketten und
Banden mehr möglich seien. Die Schwarzröcke hingegen ſind
auch so klug, um einzusehen, daß mit der wachsenden Bildung
des Volkes ihre Herrschaft ein Ende nähme. Daher der Lärm,
daher das Heulen und Schreien über Alles, was ein wenig
vernünftig iſt.

Auch bei uns hat man das Mittel angewandt, das al-
lenthalben in Deutschland benuttt wurde, um die furchtbare
Laſt, die man durch Einquartierung dem armen Bauer auf-
bürdet, zu rechtfertigen. Man hat m allen ſervilen Zeitungen
von einer nahe bevorſtehenden republikaniſchen Schilderhebung
Thüringens geschrieben. Man hat mit Beſtimmtheit den Tag
vorausgesagt, an dem eine solche erfolgen solle, man hat so-
gar die Stunde bezeichnet, und nachdem hat man ſich an die
„Juten Bürger“’ gerichtet und ſie gefragt, ob ſie nicht wünſch-
ten, daß einem so großen Uuglück vorgebeugt werde, und da
ſchrieen nun freilich einige Geldsäcke: „„Ja, da bleiben, unsere
Geldkiſten bewachen“ !c. Die Truppen bleiben da, aber nicht
um einem Aufstand zu begegnen, sondern um den armen Bauer
durch furchtbaren Druck mürbe zu machen, um einen gehörigen
î„Nacheindruck hervorzubringen, wie ſich die Herren ausdrük-
ken. Aber nur Geduld ! wenn wir einmal ans Eindruck ma-

JA 60-. Sonntag, 11. März.





1849.

tet kommet dann werden keine ,, Nacheindrücke'‘ mehr nö-
thig sein. -

Halle, 4 März. Ueber acht Tage wird ein dreitägi-
ger Handwerkercongreß (Meiſter und Gesellen, jede Abthei-
lung für ſich) der Provinz auf unsern beiden Bahnhöfen ab-
gehalten werden.

Köln, 8. März. Geſtern nahmen die Arßbeiter , deren
gegen 4000 Arbeit verlangen sollen, eine drohende Stellung
ein: ein großer Trupp zog zur Armenverwaltung und zeigte
ſich sehr ungeſtüm. An dem Bureau der ſtädtiſchen Arbeiter-
Angelegenheiten wurden die sFenſter eingeworfen; man ſchützte
vor, die versprochene Arbeit bleibe zu lange aus. Dann ſchlug
man den Weg zum Rathhaus ein, fand aber den Platz ſchon
mit Militär besetzt und die Gitter geſchloſſen. Die Leute ſind
ſchon seit einiger Zeit in Bewegung; gestern aber thaten ſie

. | den erſten energischen Schritt: ſie wandelten noch ſpät am

Abende durch die Straßen, bei welchen Promenaden auch hin
und wieder polizeiwitrige Handlungen vorkamen, z. B. Ein-

dringen in Tabaksläden, Kaufen ohne Geld u. dgl. Das

Abtragen des Berges an der Ostseite des Domes iſt beinahe
beendet und es bekommen dann wieder viele Hände mehr Feier-
abend, wenn nicht neue Quellen entdeckt werden. Wahr-
ſcheinlich wird bald der Ausbau eines neuen Hafens in Ar-
beit genommen werden. Morgen wird der Stadtrath an die
Arbeiterfrage denken. ~ Geſtern Abend erwartete man Dr on-
k e, den letzten flüchtigen Redacteur der Neuen Rhein. Zeit-
ung. ~

Verlin, 7. März. Die Kammern haben bis jett noch
nichts besonderes zu Tage gefördert. Bei der Wahl des Prä-
ſidenten hat die conſstitutionelle Partei mit wenigen Stimmen
geſiegt. Alle ECorreſpondenzen aus Berlin stimmen überein,
daß bis nächſten Monat die demokratische Partei in der zwei-
ten Kammer in der Majorität, und Herrn von Unruh aus
der nächſten Präſidentenwahl hervorgehen wird, da dieſelbe
nur auf 4 Wochen feſtgeſett iſt. |

In der morgenden Sitzung wird der Abgeordnete Vinke
den Antrag auf eine Adreſſe an den König ſtellen; iſt der
Antrag angenommen, so wird zur Wahl der Adreß-Commisſsion
geschriten. Die 6. Abtheilung erklärte ſich in ihrer heutigen
Berathung einstimmig für eine Adreſſe ; in die Adreß-Com-
mission beſchloß ſie zu wählen: Die Abgeordneten Hentrich,
Wiethaus, Meyer und v. Ramin. Ferner wird morgen von
Waldeck, Jacobi ?c. ein Antrag auf Aufhebung des Belagerungs-
zuſtandes gestellt werden.

Der „. deutſchen Reform- wird von Wien unterm 5. d.
gemeldet, daß auch der bekannte polniſche General Umin sk i
ein Commando bei der ungariſchen Armee führe. Dann mel-
det ſie als Nachſchrift unter Wien, daß in Bregenz und Bo-
tzen aus Anlaß der Rekrutenaushebung ein bedeutender Auf-
ruhr erfolgt sei.

Von der polniſchen Grenze, 3. März. Wir ſind
 
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