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Die Republik — 1849

DOI Kapitel:
No. 27 - No. 50 (1. Februar - 28. Februar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0169

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Durch die Poſt bezogen im

Erſcheint Montags augen.
nommen täglich. In Heideen.
berg vierteliährig 43 kr.

. ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.





„Für das Volk und gegen seine Bedränger.“"

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poftämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.







N 12.

Aufforderung.

Es iſt bekannt, wie vielerlei Mittel die Regierung in
Anwendung bringt, um die Wirkſamkeit der demokratiſchen
Preſſe zu beschränken. Um ſo dringendere Pflicht jedes Demo-
kraten iſt es, dieſen Verfolgungen entgegen zu wirken und den
Beftand und die Verbreitung der demokratiſchen Blätter auf
jede Weise zu ſichern und zu erleichtern. Durch Unterſtützung
mittelſt Inseraten kann hierin Vieles geleiſtet werden. Die
Regierung weiſt bekanntlich aueſchließlich den Blättern , die für
ſie ſchreiben, die amtlichen Bekanntmachungen zu. Darurch
verſchafft ſie ihnen nicht blos unmittelbar eine beträchtliche
Einnahme, sondern vermehrt auch zugleich um ein Bedeuten-
des den Kreis ihrer Abnehmer. Wir fordeen alle demokrati-
ſchen Bürger in Baden auf, das gleiche Verfahren ge-
gen die Blätter ihrer Partei zu beobachten, und
ſich derselben in vorkommenden Fällen zu Beröffentlichung von
Anzeigen und Bekanntmachungen vorzugsweise zu bedienen.
Die demokratischen Blätter könnten durch die materiellen Vor-
iheile, welche ihnen durch dieſe Unterſtüßung zufließen, neben
der Vermehrung ihrer anderweitigen Leiſtungen mit der Zeit
namentlich auch in den Stand gesetzt werden, die wichtigsten
amtlichen Bekanntmachungen aus den Regierungsblättern un-
entgeldlich in ihre Spalten hinüber zu nehmen ; die Demokra-
ten würden dann nicht mehr ſo leicht in die Nothwendigkeit
gebracht sein, lediglich der amtlichen Bekanntmachungen wegen
reafiionäre Blätter halten und hierdurch mittelbar zur Unter-

ſtüt!ung der volksfeindlichen Beſtrebungen beitragen zu müſſen.

Mannheim, 14. Februar 1849.

Der provisorische Landes-Ausſchuß des Volks-
; vereine in Baden.



Rede Brentano's über das Miniſte-
rium Bekk und die Kammerauflöſung.

v Der Abgeordnete Zittel hat unserm Gegenstand gleich
Anfangs eine Seite abgewonnen, die mich nicht überraſcht hat,
weil ich ſchon früher in einem Organ seiner Partei gelesen
habe, daß es mit dieser Debatte auf einen Schlag gegen das
jegzige Miviſterium abgesehen sei..

Ich glaubte anfänglich nicht gerade, daß aus der Sache
eine Kabinetsfrage zu machen sei; man kann sie ganz objektiv
behandeln und erörtern, ob die Kammer aufzulösen sei oder
nicht. Doch da einmal durch den Vortrag des Abg. Zittel die

Sache auf dieſes Feld gebracht worden, so heben wir den

Handschuh auf, den man uns hingeworfen. Der Abg. Zittel
glaubt, die Frage der Kammerauflösung ſei zugleich die, ob
das Miniſterium abtreten müſſe, oder nicht. Dies iſt unrich-
tig oder unkonſtitutionell. Wenn auf die Forderung des Vol-
kes hin die Kammer aufgelöſt wird, ſo iſt damit noch nicht

Sonntag, 1.8. Februar.







I1849.

gesagt, daß auch das Miniſterium sofort abtreten müſſe ; das-
selbe versucht es erſ mit den neuen Wahlen, es appellirt an
das Volk. Erſt wenn die demokratische Partei ſiegt, iſt es
geschehen, um den Fortbeſtand des Miniſteriums. Der Abg.
Helmreich beklagt es, daß zu viel bureaukratiſche Elemente im
jeßigen Miniſteriuum seien, daß dasselbe nicht ganz aus dem
parlamentariſchen Leben hervorgegangen. Ich bin im Allge-
meinen mit ihm einverſtanden, doch nicht in dem vorliegenden
Falle. Die Partei des Volkes, zu der ich gehöre, beginnt
nicht den Kampf mit dem ganzen Miniſterium, ſondern nur
mit einem einzigen Mitgliede deſſelben. In den Märztagen
erklärte ſich die öffentliche Stimme nicht gegen den Minister v.
sondern nur gegen seine damaligen Collegen von der Justiz
und den Finanzen. Dier Partei, zu der ich gehöre , und diese
iſt die Mehrheit des Volkes, führt nicht den Kampf gegen
den Juſtizminiſter v. Stengel. Der Finanzminifter Hoffmann
hat früher ſelbſt an den Kämpfen der Volkspartei Theil ge-
nommen; auch gegen ihn iſt unser Kampf nicht gerichtet. Vor
einigen Jahren hat es der Abg. Baſſermann „keck und mu-
thig- ausgesprochen : Unsere ganze Oppoſition conzentrirt ſich auf
Einen Namenz es iſt der des Miniſters v. Blittersdorf. Un-
ſ er Kampf iſt hier nur gegen Einen Mann gerichtet, das iſt
der Miniſter des Inneren. Nur er iſt es, der unser Ver-
trauen nicht besitzt. Ich werde es ſofort begründen. - Vor
den Märztagen war es dieses Haus, das die Ideen der Frei-
heit weithin über das badiſche, über das deutsche Land getra-
gen. Unser Land war es auch, das in der Zeit des Abſolu-
tismus sich der größten Freiheit erfreute. Als in den März-
tagen ein neuer Geiſt erwachte, ging auch von Baden noch
der Anstoß für das übrige Deutſchland aus. Vergleicht man
aber die heutige Rolle und Stellung Badens mit seiner frühe-
ren, fieht man, welche Freiheit hier und anderswo beſteht, ſo
muß Jeder, dem das Wohl des Volkes am Herzen liegt, bir.

ter die Stellung, in der ſi:) dasselbe jetzt befindet, ven Zu-

ſtand unseres Ytechts und unserer Freiheit im badischen Lande
beklagen. j

u die Gefährdung der deutschen Einheit durch eine ba-
dische conſstituirende Versammlung darzuthun, hat der Hr. Mi-
niſter Bezug genommen auf eine Stelle in einem Ausſchreiben
des Landeeausſchuſſes der Volksvereine für das ich mit meiner
Person einſtehe. In diesem Ausschreiben ift deutlich gesagt,
daß wir die Nationalverſa.rnilung unterſtüten, wenn ſie die
Einheit und Freiheit des Vaterlandes begründen will. Wer
will sie unterſtüßen, wenn ſie die Freiheit verrathen und das
freie Volk knechten will? das wird man doch keinem Mann
von Ehre zumuthen. Ich stehe indeſſen mit meinem Namen
ein für jedes Wort, das in dieſem Aufruf geſchrieben ſteht ;
ich frage aber den Hrn. Miniſter, ob auch er mit ſeinem Na-
men einsteht für Alles, was er geschrieben hat: Oder wird er
läugnen, daß er Schritte gethan hat bei der würtembergiſchen
Regierung, um dieselbe zu beſtimmen, daß ſie tie Einführung
der Grundrechte verzögere ( Bekk sucht seine Blässe mit der
Hand zu verbergen) und eine Sache der Vereinbarung der
 
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