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Die Republik — 1849

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No. 1 - No. 26 (2. Januar - 31. Januar)
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Erſ heint Montags augen.
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden | fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.





Die Republik.

„Für das Volk und gegen seine Bedränger.'“

Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.







de 20.

, Vereinigte Staaten vou Deutſchland.

Heidelberg, 22. Jan. Das Parlament in Frankfurt,
d. h. einige Hundert Profeſſoren, Hofräthe und ſonſtige ... l
plagen sich gegenwärtig mit der Kaiſerwahl. Daß ein Kaiſer
gemacht werden soll, darüber ſind ſie alle einverstanden, und
daß das deutsche Volk den Unsinn annehmen müſſe , der in
den consusen Köpfen von einigen hundert Profeſſoren, Hof-
räthen und sonstigen !c. ausgeheckt werden wird, daran zwei-

feln ſie auch nicht. Uneinig sind ſie jedoch darüber, ob ſie das

deutſche Volk einem Manne Namens Hohenzollern von Berlin
oder einem 18jährigen jungen Burſchen Namens Habsburg
aus Wies schenken, oder ob sich noch einige andere dieſer
Leute, z. B. einer Namens Wittelsbach aus München, oder
ein gewiſſer Würtemberg aus Stuttgardt, in die Beute theilen
und abwechselnd regieren ſollen. ,

Den Reputlikanern muß dieser Streit um des Kaisers
Bart sehr komiſch erſcheinen, denn es lautet nicht anders, als

ob ein Schulmeiſter seinem Jünger die Wahl ließe, entweder

die Hoſen gespannt, oder 6 Hiebe auf die Hände zu bekom-
men, oder eine halbe Viertelſtunde am Ohrläppchen gezerrt
zu werden. Hätten die Schulknaben die Wahl, ſie würden
wahrſcheinlich lieber gar keine Schläge vorziehen. Hätte das
deutſche Volk die Wahl, es würde ebenfalls wahrscheinlich gar
nicht geprügelt sein wollen. So aber hat es ſich im März
übertölpeln laſſen und hat sein Schickſal in die Hände von et-
nigen hundert politischen Schulmeiſtern gelegt, welche ſich nun
seit ihrem Zusammentreten in Frankfurt damit abgeben , das
deutsche Volt politiſch durchzuprügeln und am Ende gar noch
einen erblichen Prügelmeiſter ihm aufzuhängen.

So iſt es leider einmal geworden, und wahrscheinlich in
der nächſten Zeit nicht zu ändern. Das Volk wird einen kai-
sſerlichen Prügelmeiſter bekommen und wird ihn wohl. einige
Zeit ernähren müſsen, allein lernen kann es aus dieser Ge-
ſchichte wieder eine zroße Wahrheit, die Wahrheit nämlich,
daß man durch Schaden klug werden muß Kommt rereinſt
wieder die Stunde, in welcher das Volk thun kann, was es
will, so wird es sein Schicksal nicht wieder in die Hände von
politischen Schulmeiſtern legen, sondern es wird ſelbſt entschei-
den, was geschehen soll. Es wird wähleu, aber nicht ob die-
ſer oder jener zum Kaiser gemacht werden ſoll, ſondern es
wird lieber gar keinen wählen, denn wenn einmal geprügelt
wird, so iſt es ganz gleich, ob Hohenzollern, Habsburg ,
Wittelsbach oder Würtemberg prügelt.

* Heidelberg, 22. Jan. Die Steuern in den legten
33 Friedensjahren betrugen im Königreich Preußen die Summe
von 9,000,000,000 fl., sage neun Tausend Millionen Gulden.
Von diesen Einkünften könnte der Nordamerikaniſche Freiſtaat
(Rep..blif) in 346 Fried ensjahre seine Verwaltung,

kurzum alle seine Ausgaben d een. Nun hat aber

Mittwoch, 24. Jannar.



1819.

Nordamerika 21 Mill. Einwohner, während Preußen nur 16
Mill. hat; wenn also Preußen mit seinen 16 Mill. Einwohner

| eine Republik gewesen, so könnte es mit diesen Einkünften der

33 letzten Jahre 454 Jahre lang bis zum Jahre 2203 alle
ſeine Ausgaben decken. Klarer kann man doch nicht darthun,
als durch obige Rechnung, daß eine Republik vernünftiger und
besser iſt, als eine Monarchie !

Aber noch ein Beiſpiel, das sehr bezeichnend für einen
Fürſtenſtaat i. Für das Jahr 1849 beträgt die Summe,
welche die preußiſche hochverrätherische Regierung vom Volke
verlangt und zu verausgaben gedenkt, 154,000,000 Gulden;
daran zahlen die Neichen, die ‘/; alles Vermögens besitzen,
nur 49 Mill., indem der Mittel- und Arbeiterſtand , welcher
mit allem Hab und Gut nur ein -, des Vermögens beſitz,
jährlich die ungeheure Summe von 105,000,000 Gulden
bezahlt.

Die Hohen werden in der Monarchie furchtbar bezahlt ;
die Reichen haben beinahe nichts zu zahlen und die Armen
beinahe Alles. In der Republik fällt dies alles wez , darum
ſind die Hohen die größten Feinde der Republik, die Reichen
mut Ausnahme einiger Edelgeſinnten die Freunde der Monarchie,
der Mittelſtand und der Arbeiter Anhänger der Repuoölik.

Aus Würtemberg , 20. Januar. Durch den Be-
ſchluß des Parlaments in Frankfurt iſt es den Jesuiten wieder
erlaubt, ſich in Deutschland einzuniſten. Sogleich erschienen
ſie aueh. Au f Schloß Neu-Trauchb urg bei Zeil iſt
die erſte Je ſu it eu s c<z u le errichtetwor den. Der
Fürſt Zeil gibt das Geld zu diesem höchſt gefährlichen Unter-
nehmen her.

* Nassau. Als im März zu befürchten war, daß
das Volk ſich des Johannesbergs am Rhein (M etternich's
Schloß) bemächtigen werde, belegte die Regierung dieses mit
Beschlag, unter dem Vorwandte, es seien die Steuern für daſ-
ſelbe nicht entrichtet worden. Jetzt, da die alte Wirthſchaft
wieder in Ordnung iſt, wurde das Schloß wieder als Metter-
nichs Beſitzthum erklärt.

Bamberg, 19. Jan. Seit mehreren Tagen schon ka-
men Reibereien zwiſchen Civiliſten und Soldaten in einem
hieſigen Bierhauſe vor, die denn auch zu Exzeſſen führten und
wobei auch ganz unbetheiligte vorübergehende Personen auf
das Gröblichſte behandelt wurden. Die dadurch hervorgeru-
fene Erbitterung kieß einen weitern Zuſammenſtoß befürchten,
ſo daß die Bürgerſchaft ernstlich auf Entfernung der Truppen
ſchon in den erſten Tagen , wo die Exzeſſe begannen, drang,
und um diesem Verlangen Nachdruck zu geben, in Maſſe ſich
auf das Rathhaus begab. Zwar iſt die Ruhe ſcheinbar durch
die zahlreichen Patrouillen der Landwehr und des Militärs
hergeſtellt, doch glaubte man heute das Ansuchen um Abbe-
rufung der hieſigen Garnison erneuern zu müſſen Magiſtrat
und Gemeindebevollmächtigte halten diesen Mittag gemein-
 
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