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Die Republik — 1849

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No. 78 - No. 101 (1. April - 29. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44148#0321

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Erſcheint Montags ausges ..1 ). g
nommen täglich. In Heidele_ '
berg vierteliährig 43 ke. J J
Durch die Poſt bezogen im. (@%
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten kotſen.
die dreiſpalt. Petitzeile 2kre.



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„„Für das Volk und gegen seine Bedränger.''

_ Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.



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C E
MW2
= VO,

An den vaterländiſchen Verein zu
Heidelberg!

Ihre Erwiederung auf die offene Erklärung des Volksver-

ein's hat mich mit so tiefer Bewunderung erfüllt, daß ich

j



nicht umhin kann, Ihuen ein anerkennendes : i Gut gebräüllt,
Löwe! - zuzurufen. Ich darf es jedech bei dieſer Gelegenheit,
im Intereſſe der Wahrheit nicht verabſäumen , Sie auf einige
Irrthümer und diverse Lügen aufmerkſam zu machen, welche

sich in Ihrer unendlich langen Erwiederung vorfinden, + be-

1 \



merke iedoch in Voraus, daß ich kein Mitglied des Volks-
verein s bin und daher nicht auf Beschuldigungen antworten
werde, die nur den Volksverein allein betreffen.

Sie machen den Demokraten den Vorwurf, das deutſche
Volk um die ſchönſten Früchte der Märzrevolution gebracht,
und die Einheit und Größe Deutschlands vor der Hand un-
möglich gemacht zu haben. Ohne mich jweiter auf dieſen
Vorwurf einzulassen, welcher ebenso absurd, als perfid iſt, spreche
ich Ihnen nur meinen Dank aus für die Beſcheidenheit, mit
der Sie übersehen haben, daß Ihr vaterländiſcher Verein ja
ſelbſt die ſchönſte Frucht iſt, welche aus der Märzrevolution
hervorgegangen iſt, denn fürwahr, Ihr vaterl. Verein iſt eine
saubere Frucht !!

Und warum meine Herren vom vaterl. Verein, beklagen

Sie ſich über die Unmöglichkeit der Einheit Deutſchland's ? Sie

haben ja jetzt einen Erbkaiſer erlangt; was doch Ihre sangui-
niſchen Hoffnungen von der Einheit Deutschland's übertroffen
aben muß. ;

. Was Sie von Claqueurs-Banden und dgl. ſprechen, iſt
wahrscheinlich ein Gebilde Ihrer von Furcht aufgeregten Phan-
taſie: Hat ja auch Baſſermann Gestalten gesehen ! Ihre Ver-
leumdungen gegen Hecker, Struve und andere guten Republi-
kaner sind zu alltäglich, als daß man etwas dagegen erwie-
dern möchte. ;

Sie sagen: tie Linke hat nach allen 4 Weltgegenden ge-

buhlt; das deutsche Volk aber hat ſie verrathen.
Wenn Sie damit sagen wollen; die Linke sei vom Volke ver-
rathen worden , so mögen Sie vielleicht Recht haben , meinen
Sie aber damit: das Volk sei von der Linken verrathen wor-
den, so iſt dies wieder eine von Ihren beliebten Behauptungen,
r: Sie hinwerfen, ohne auch nur ein Wort des Bewei-
es hinzuzufügen. ;

hurts historischen Thatsachen welche Sie anführen, zeugen
von großer Geſchichtekenntniß. Man /ollte meinen, ein Profes-
sor der Geschichte habe Jhre Erwiederung verfaßt. Die That-
sachen ſind sehr wahr,, und ſogar belehrend, namenllich für
Pfälzer Bauern. Aber dennoch irren Sie, meine Herren vom
vaterl. Verein, wenn Sie glauben, mit diesen Daten etwas
gegen die Republik bewiesen zu haben. Denn ſie beweisen
nur, daß es schon im Alterthum Verleumder gab, welche ver-
suchten, durch freche Lügen wahre Vaterlandsfreunde zu ver-
derben. Uebrigens waren diese Verleumder noch nicht gehörig
urganiſirt: es gab noch keine vaterländiſchen Vereine.

Wenn Sie ferner behaupten, daß in Paris die rothe Re-
publik aus der Mode gekommen sei, so ſind Sie ſehr kurz-

ichtig: Sie werden vielleicht in wenigen Tagen den Triumph

der rothen Republik in Frankreich ſchn .
ü “U (CFortsepung folgt:)

.

WMittwoch, A4. April.







U V49.

Deutſchland.

Mannheim , 2. April. Die auf heute anberaumte
Wahl eines Abgeordneteen zur verroſteten zwei-
ten Kammer an die Stelle des ausgetretenen Bürgers
Brentano, iſt nicht zu Stande g e komm en. Von der
Gesammtzahl der Wahlmänner waren, wie wir beiläufig frü-
her ankündigten, nur 42 erſchienen, und derunter der befannte
dermalen interimiſtiſche Reichs - Unterſtaats - Secretarius Baſſer-
mann, obgleich er von hier, , dem Wahlorte, hinweggezo-
gen ,~ und darum nach der Wahlordnung nicht berechtigt iſt,
ferner einer und der andere Wahlmann, welche gegen den
etwaigen Versuch einer Minoritätswahl zu proteſtiren kamen
ohne selbſt wäh l en zu wollen.

Nach sehr langem Warten begann von Seiten der reak-
tionären, neuvaterländiſchen Wahlmänner eine Berathung, wie
man des Widerſtrebens der heute Ausgebliebenen ungeachtet,
eine neue Wahl gültig zu Stande bringen möchte, und na-
mentlich machten die Bürger Weller, der berühmte Kammer-
Vicepräses, und Bürger Hofrath Mohr, Ex-Abgeordneter vor-
märzlichen Datums , Vorschläge, welche dahin zielten, durch
Beihülfe der Regierung demnächſt eine Wahl, und wäre es
eine Minoritätswahl, zu Stande zu bringen! Allein auch
dies Projekt mißlang, seltſt eine große Mehrheit der vorhan-
denen Wahlliebhaber erklärte fich dagegen, und ſo wird denn
ein neuer Wahltermin angeſettt werden, dessen Reſultat vor-
ausſichtlich das des heutigen ſein wird.

Mus dem Lichtenſteinischen Meiche. Uner-
wartet iſt der Befehl dahier eingelaufen , schreibt der Schwäb.
Merk., daß sich das Lichtenſtein’ſche Bataillon (18 Mann hoch !)
zum Abmarſch nach Schleswig - Holſtein bereit halten olle.
So ſcheint es alſo mit der Schleswig - Holſtein doch ernſthaft
zu werden! !! j

Magdeburg, 27. März. Geſtern kamen, von Schan-
darmen begleitet, die in Halberſtadt zu 1 jährigem Festungs-
arreſt Verurtheilten, Wisl icen us, Prediger der dortigen
freien Gemeinde, Candidat Sch mi dt und Feldmeſſer Pr em-
per, hier an und wurden sofort auf
dort ihre Strafe zu büßen.

Köln, 31.. März. Die 34 Volksvertreter, welche nach
Berlin wandern, um unserm allergnädigſten Landesvater, Fried-
rich Wilhelm IV., die durch 290 Stimmen entstandene deutſche
Kaiserkrone vor die allergnädigſten Füße zu legen, kamen ge-
ſtern hier durch. Dieſelben ziehen langſam von Frankfurt gen
Berlin, damit es ten r Vaterländlern-- jeder Stadt möglich ge-
macht wird, diese 34 Wunderthiere beim Beſuche zu hofiren.
Reichskutſcher Soi r o n machte hier das meiſte Aufsehen; meh-
rere Drosſchkenkutscher erkannten ihren früheren Kollegen wie-
der und brachten ihm ein heilloſes Pereat. Die Andern wur-

die Feſtung gebracht, um

den ebenso begrüßt und ſpät Abends durch eine Katzenmuſik

aufs Freundlichſte überraſcht. Vor ihrem Gaſthof fanden ſich

| zahlreiche Volkshaufen ein, um ihre Sympathieen an den Tag

zu legen. Liebevolle Rufe nach Soiron, Pfeifen, Trompeten,

Küchen-Zimpeln uud ähnliche vaterländiſche Instrumente tönten

in einem Konzert zuſammen, wie es nicht anſprechender gebo-
ten werden koemte. s

Die Frankfurter Deyytation möge dicse Huldigung dv .--p00

.... v Bz.1

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