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Die Republik — 1849

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No. 51 - No. 77 (1. März - 31. März)
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Erſcheint Montags ausge.
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteliährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fle.
10 tr. Bei Inseraten koftet

die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.



Beftellung wird gemachk in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.





U 67,



O E





Dentfchland.

Mannheim, 26. Jan. In dieſen Tagen sahen wir
Dr. Rauſchenplatt hier, er soll in Basel gewesen sein, wohin
er wohl in Geschäften des Reichsminiſteriums gegangen iſt.
Rauſchenplatt hat die Leitung der Reichspolizei und ſoll in
Betracht der nothwendigen Reisen monatlich 500 fl. Gehalt
beziehen; eine solche Belohnung hat dieser Poliziſt auch um
das Reich verdient, inebesondere durch die Art und Weiſe,
wie er im April v. J. Verbindungen mit der Schweiz und
Straßburg, ſo wie andererseits mit den Regierungen,, welche
ſogar die Eiſenbahnzüge zu seiner Diepoſition geſtellt hatten,
zu unterhalten, und ſich dem Übijolurismus nützlich zu machen
gewußt hat. Wahrscheinlich hat Hr. R. in Basel Verbindun-
gen, um zu erfahren wie ba.d der neue Putſch losbrechen
kann, den Hr. Bekk ſchon so lange angekündigt hat. Dies
erinnert uns lebhaft an die Zeit, wo um das ſchwankende

Miniſterium Schmerling zu halten, der Pulſch am 18. Sept. |

gemacht werden mußte; sollte für das Miniſterium Gagzern, t) c L FMenel bis Gicicker néecaer ju s
) ,

deſſen Anſichten in den Verfaſsungsfragen seither immer in ter
îHMinoritât waren , eine neue Schlacht bei Kandern nvöthig ſem,
um ihm in der Furcht ter Fanatiker für Ruhe und Orduung
eine neue Stüte zu ſchaffen? Wir hoffen, so gut wie Rau-
ſchenplatts Singnalement in Straßturg bekannt iſt, werden
auch die Demokraten in der Schwriz es kennen.

I Fraun kfurt, 6. Febr. Wieder etwas aus der Pauls-

kirche, das wenigstens die Badenser intereſſiren kann. In der
lettten Sitzurg ſtand der Antrag Fe hr en b ach's auf der Ta. |

gesordnung : „Die Nationalverſammlung wolle das Kriegsmi-
niſterium auffordern, die, die Besetzung des Großherzogthums
Baden durch Reichstruppen betreffenden Akten der National-
verſammlung mitzutheilenn. Man ging über Fehrenbach's
Antrag. hinweg, denn man hatte gute Gründe, dieſe Atten
geheim zu halten. Fehrenbach, Vogt und Fröbel sprachen für
und Bassermann , sowie Buß g e g e n das Veröffentlichen der
Unterhandlnngen Bekt’s mit Gagern.

Fehrenbach unterwarf das Verfahren der badiſchen Re-
gierung, seit dem erſten Aufstand dasetbſt einer bittern Kritik,

machte auf die ertheile Amneſtie aufmerkſam , durch welche |

höchſlens das Kind im Mutterleibe, sons Niemand amneſtirt
worden sei, und hebt den ungeheuern Druck der Einquartie-
rung hervor. Ein Einfall der Flüchtlinge ſei ganz und gar
nicht zu befürchten, die Aufregung im Lande würde man durch
solche Geschichten nur vermehren; übrigens brauche man auch
deßhalb das Militär nicht, indem es sogenannte wohlgeſinnte
Bürger gäbe, tie da, wo die Schandarmen nicht ausreichten,
ſich zu Polizeidienerdienſten hergäben, selbſt gegen ihre Wohl-
thäter. Die Gewüther seien bloß durch Entfernung der Reichs-
î truppen und Ertheilung einer allgemeinen Amnestie gänzlich
zu beruhigen. Y
Von Gefahr ſprechen nur eine Anzahl Haſenherzen, die



wie das böſe Gewiſſen in Berlin,. sich vor Gestalten fürchten,
ein Heer Beamten, rie sich beliebt machen wollen, und Mini-
ſter, die sich auf Bajonetten ſtüßen, weil sie das Vertrauen
des Volkes verloren haben. Warum fürchtet man ſich in
Würtemberg nicht? Weil dort ein biederes, deutsches Mini-
ſterium an der Spit:e ſteht.

Man ſprceche auch von einen Staa tsſtreich von
ob en, zu deſſen Vorbereitung man Militär zusammenzieht,
und das Gerücht von einem Aufſtand von unten verbreitet,
um jenem den beliebten Empfang durch Militärkräfte bereiten
zu können. Die Gründe, die man angebe, seien unzureichend,
ian müſſe andere haben, und darum müſsſsen die Akten vor-

gelegt werden, damit man hinter die geheimen Geſchichten

“sts Rechte lachte ob dieser Rede und ging zur Tages-
ordnung über und ihr armen Badenser habt nach wie vor die
furchtbare Laſt zu tragen.

Frankfurt, 5. März. Ruſſen in Siebenbürgen, Ruſ-
sen in Galizien! Der Erb- und Todtfeind des deutschen Vol-

Arm an der Grenze lagernd, nein, kampffertig wälzt ſich, als
Bundesgenoſſe einer deutschen Macht, die ihre zum großen
Theil in deutſchen Landen ausgehobenen Truppen mit der
Schlachthorde vereinigt, das ruſſiſche Barbarenheer gegen We-
ſten um jene eigenthümliche Civilliſation zu uns zu tragen,
welche als die Zukunft der europäischen Welt so laut geprie-

| ſen wird, und welche durch die Ruhe eines Kirchhofs und

Ordnung tines Galeerenſchiffs ſich auszeichnet.

Und das arme betrogene und verrathene deutſche Volk
ſchaut dieſen Dugen rathlos zu2 Ja verrathen und betro-
gen! ~ wer wird es nun noch länger zu läugnen wagen?
Deutſchlants innere Feinde, die Feinde seiner Freiheit, die
Freunde der Tyrannen haben ihm das finſtere Lvos bereitet,
welchcs in dem zahllosen Haufen aſiatiſcher Barbaren, mit den
ſchrecklichſten Mitteln der Verwüſtung und Unterdrückung her-
anrückt. Dreißig Jahre ward an dem Ney gesponnen, wel-
ces Deutschland von allen Seiten umgarnt, damit es, wenn
die Zeit gekommen, eine leichte Beute des ruſſiſchen Tyrannen
werde. ;

Sthildwache um Schildwache ward an den Hofburgen der
deutſchen Fürſtenfamilien aufgeſtellt, um ihrer Hülfe ſicher zu
sein, wenn es gelten sollte, den eisernen Reif der ruſſiſchen
Herrſchaft um unser Vaterland zu sſpannen. Oder ſind nicht
faſt alle déutsſchen Fürstenhäuser nach und nach durch Vetter-

und Schwägerſchaſt an Rußland gekettet worden ? Preußen

und Baiern, Würtemberg und Darmstadt, Oldenburg und
Sachſen, Weimar und Sachſen- Altenberg? Zäylt nid. t der
Zaar seine treueſten Verbündeten unter den Anhängern der

Fürſtengewalt, die für immer zu zerbrechen das deutſche Volk

im Frühling vorigen Jahres ſich so gewaltig anstrengte und
die wieder aufzurichten der Schule Welker, Baſſermann, Ga-
gern, Matthy im Sinne ihrer Patronen so woyl gelungen ift.
 
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