G § Erſcheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.
Republik.
„Für das Volk und gegen seine Bedränger.‘“
Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wol ff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
M= 87,
; Deutschland.
/\4 Werinheim, April. Wie ſich doch die Zeiten än-
dern! so dachte der Einsender als er vor wenigen Tagen in
Großſ ach sen war und eine wirklich ganz erfreuliche Wahr-
nehmung machte.
Der Gemeindediener machte auf den 14. April die Bür-
germeiſterwahl bekannt. Aus verschiedenen Aeußerungen konnte
man entnehmen, daß die Bürger in Großſachſen seit einem
Jahre viel klüger geworden find, weil Erfahrung kiug macht.
Der leidige Zufall will es einmal ſo, daß es gerade am
14. April 1848 war, als der bisherige Bürgermeiſter K il-
thau, sich als ein bürgerfeindlicher , der Reaktion und Be-
amtenknechtung ganz ergebener Mann vollſtäntig zu erkennen
gab, indem er ſich einem Begehren der Bürgerſchaft wider-
setzte, anstatt derselben voran zu gehen.
15,000 fl. nütten die Märner, welche das Ende des
Zehntablöſungsprozesses herbeiführten der Gemeinde, während
der Herr Bürgermeiſter mit der Ariſtokratie liebäugelte.
Der verſtändige Theil in dieſer Gemeinde, hat dieſes nun
erkannt und es fällt ihm endlich nach 12 Mongten ein, trotz
aller Anstrengungen eines pietiſtiſchen Pfarrers, eines Armver-
drehers Fleiſchko pf, von Schandarmerie-Künſten und Ge-
walten, einen Mann von seiner bieher behaglich eingenomme-
nen hohen Stellung herunter zu holen, da er das vollſtändige
Vertrauen nicht besitzet, welches doch, besonders in der gegen-
wärtigen Zeit, sehr nöthig iſt, indem jeden Augenblick die
wichtigſien Ereigniſſe über unser Vaterland herein brechen
können.
Nach allen Mitheilungen, ist ſicher anzuuehmen , daß die
Bürger in Großsachſen einen entschiedenen Mann wählen,
welcher nicht nach der Beamten - Pfeife tanzt, indem dieſer
fühlen muß, daß ihn allein die Bürger wählen können. Es
iſt dieses um so mehr anzunehmen,, weil auch die Nachbarn
in Dossenheim einen entſchiedenen Mann gewählt haben.
Werden ſich die Bürger in Großſachſen abermals durch
Sand oder Wein tc. die Augen trüben laſſen und nicht dem
rechten Mann ihr Vertrauen zu wenden, so geschieht es ihnen
ganz recht, indem sie weitere 6 Jahre unter rem Comando-
ſtabe ſtehen müssen, unter welchem ſie bisher geſeufzt haben.
«V Frankfurt, 11. April. In der heutigen Sitzung
der Nationalverſammlung wurde in Bezug auf das Auftreten
des Königs von Preußen, der Deputation gegenüber’ von Vogt
folgender Antrag gestellt :
„Die Nationalverſammlung, veran-
laßt durch den Inhalt des
Berichts der nach Berlin entſende-
ten Deputation, erklärt 1) feierlich im Angeſicht der deutſchen
Natior, daß sie an der nach der zweiten Leſung beschlossenen
und verkündigten Berfaſſung und dem Wahlgeſeß unwandelbar
feſthält; ſie verweiſt 2) den Bericht der Deputation an einen
Aueschuß von 30 Mitgliedern zur ſchleunigen Berichterſtattung
und zur Vorbereitung der Maßregeln, welche zur Durchfüh-
rung der unter 1 verkündigten Erklärung nöthig erſcheinen.
HR. us dem Mittelrhtzeinkreis, 11. April.
Um Ihnen einen kleinen Begriff von den Leiden unserer
wackerſten Männer zu geben, um dem Volke ein kleines Bei-
ſpiel vorzuführen, wie man die beſten Söhne des Vaterlandes
behandelt, theile ich Ihnen heute Folgendes aus den Gefäng-
Freitag, 18. April.
niſſen unserer gefangenen Brüder mit. Von Bruchsal ſchreibt
_ ein politiſcher Gefangener vom 6, April etwa wie folgt;
1. V49.
Hat die uns im Gefängniſse bis jetzt zu Theil gewordene
unmenschliche Behandlung vergeblich ihres Gleichen gesucht, so
überſteigt das seit der Verurtheilung Struve's eingehaltene
Verfahren gegen uns, ale Grenzen. Schon am Abend des
30. März, als das erſte, noch unſichere Gerücht des freilich
bei solchen Geschworenen nicht unerwarteten Ausgangs des
Struve’ſchen Prozeſſes hierherkam, äußerte ſich ein Gefängniß-
diener : H r
„Jett wollen wir die Kerle zw ien, daß
.es die Zungen zum Halſe heraus
äng en-
und es iſt zu vermuthen, daß die Verwaltung demgemäße In-
ſtructionen von Oben-. erhalten hat. Früher ſtand uns doch
wenigſtens e in Weg offen, auf dem wir, wenn auch nicht zu
ge rechtem Urtheil gelangten, doch wenigſtens „V. R. W.!‘
in dunkle Zellen zu Hungerkoſt verurtheilt wurdenz jetzt aber
ſcheinen die Herrn nicht einmal den Schein des Nechts beibe-
halten zu wollenz jetzt ( und dies geschah heute ) darf jeder
Schließer, jeder Gefängnißknecht uns nicht nur ungestraft
„miserable Kerle ſchimpfen, sondern er kann ſogar die Wache
auffordern, uns mit d en Säbeln niederzuh auen. So
wirft man uns jetzt ohne Weiteres in die d u nfeln Zelken,
was doch geſezlich nur vom Gerichte, auf| vorhergegangenes
Untersuchen geschehen darf. Und fragt man dea Director
Speigler hierüber, ſo nverbittet er ſich alles Zuredeſtellen mit
dem Bemerken, ihn und seine Leute in Ruhe zu laſſen--. -
Aus einem andern Schreiben eines politischen Gefangenen, der
in einem andern Gefängniſſe des Landes ſitt, höre man
Folgendes:
„Ich darf weder rauchen noch lesen. Ich habe nicht
einmal Lemiücher oder ein Handtuch. Das Essen, das ich
erhalte, iſt jehr ſchlecht. Mein Geld hat man mir abgenommen,
und obschon mir der Arzt täglich einen Schoppen Wein ver-
ordnet, erhalte ich dennoch keinen. Ich sehnte mich schon oft
in's Zuchthaus , denn dort habe ich es auf jeden Fall beſſer,
als hier in der Unterſuchungshaft. Ich bin ſchon einige Tage
nicht recht woyl, denn es iſt sehr falt in meiner Zelle und ich
darf unter kemer Bedingung ſpazieren gehen. Ich werde bar-
bariſcher behandelt, als ein Räuber und Mörder.» Der po-
litiſche Gefangene S. Borkheim, der in Bruchsal eingeker-
kert iſt, hat im „Verkündiger-. ein Schreiben veröffentlicht, das
mit dem Inhalte des zuerſt mitgetheilten Briefes so ziemlich
übereinſtimmt. Er sagt in demſelben :
„Damit aber auch kein Laut unserer Klage fürder in's
Publikum dringe , damit man ſich ohne Scheu alle Gewalt-
thätigkeiten gegen uns erlauben könne, damit wir geradezu
lebendig begraben wären, hat man uns allen die Schreibmate-
rialien abgenommen. Bei diesem Aft nimmt man nicht ein-
mal darauf Rücksicht, daß Viele von uns ihrer dazu bedürfen,
um das, was zu ihrer bevorſtehenden Vertheidigung von
fe Wichtigkeit iſt , nach ihrem Gedächtniſsſe ſchriftlich zu
ammeln.-
Ich enthalte mich aller Bemerkungen hierüber. Das
Hr! viry ſeiner Zeit die passenden Be merkung en hiezu
machen!!
X. Mus Vaden, 11. April. Neue Volksvereine ſind wie-
der entſianden in Hüfingen, wo sich 100 Mitglieder ſogleich
unterzeichneten. Diesem Vereine haben ſich angeſchloſsen die Ver-
eine zu Mundelfingen, Fürſtenberg, Behla und Hubertshofen.
C
In letterem ſind beinahe alle Gemeindebürger und der Bür-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Poſt bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten koſtet
die dreiſpalt. Petitzeile 2kr.
Republik.
„Für das Volk und gegen seine Bedränger.‘“
Beftellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wol ff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Poſtämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
M= 87,
; Deutschland.
/\4 Werinheim, April. Wie ſich doch die Zeiten än-
dern! so dachte der Einsender als er vor wenigen Tagen in
Großſ ach sen war und eine wirklich ganz erfreuliche Wahr-
nehmung machte.
Der Gemeindediener machte auf den 14. April die Bür-
germeiſterwahl bekannt. Aus verschiedenen Aeußerungen konnte
man entnehmen, daß die Bürger in Großſachſen seit einem
Jahre viel klüger geworden find, weil Erfahrung kiug macht.
Der leidige Zufall will es einmal ſo, daß es gerade am
14. April 1848 war, als der bisherige Bürgermeiſter K il-
thau, sich als ein bürgerfeindlicher , der Reaktion und Be-
amtenknechtung ganz ergebener Mann vollſtäntig zu erkennen
gab, indem er ſich einem Begehren der Bürgerſchaft wider-
setzte, anstatt derselben voran zu gehen.
15,000 fl. nütten die Märner, welche das Ende des
Zehntablöſungsprozesses herbeiführten der Gemeinde, während
der Herr Bürgermeiſter mit der Ariſtokratie liebäugelte.
Der verſtändige Theil in dieſer Gemeinde, hat dieſes nun
erkannt und es fällt ihm endlich nach 12 Mongten ein, trotz
aller Anstrengungen eines pietiſtiſchen Pfarrers, eines Armver-
drehers Fleiſchko pf, von Schandarmerie-Künſten und Ge-
walten, einen Mann von seiner bieher behaglich eingenomme-
nen hohen Stellung herunter zu holen, da er das vollſtändige
Vertrauen nicht besitzet, welches doch, besonders in der gegen-
wärtigen Zeit, sehr nöthig iſt, indem jeden Augenblick die
wichtigſien Ereigniſſe über unser Vaterland herein brechen
können.
Nach allen Mitheilungen, ist ſicher anzuuehmen , daß die
Bürger in Großsachſen einen entschiedenen Mann wählen,
welcher nicht nach der Beamten - Pfeife tanzt, indem dieſer
fühlen muß, daß ihn allein die Bürger wählen können. Es
iſt dieses um so mehr anzunehmen,, weil auch die Nachbarn
in Dossenheim einen entſchiedenen Mann gewählt haben.
Werden ſich die Bürger in Großſachſen abermals durch
Sand oder Wein tc. die Augen trüben laſſen und nicht dem
rechten Mann ihr Vertrauen zu wenden, so geschieht es ihnen
ganz recht, indem sie weitere 6 Jahre unter rem Comando-
ſtabe ſtehen müssen, unter welchem ſie bisher geſeufzt haben.
«V Frankfurt, 11. April. In der heutigen Sitzung
der Nationalverſammlung wurde in Bezug auf das Auftreten
des Königs von Preußen, der Deputation gegenüber’ von Vogt
folgender Antrag gestellt :
„Die Nationalverſammlung, veran-
laßt durch den Inhalt des
Berichts der nach Berlin entſende-
ten Deputation, erklärt 1) feierlich im Angeſicht der deutſchen
Natior, daß sie an der nach der zweiten Leſung beschlossenen
und verkündigten Berfaſſung und dem Wahlgeſeß unwandelbar
feſthält; ſie verweiſt 2) den Bericht der Deputation an einen
Aueschuß von 30 Mitgliedern zur ſchleunigen Berichterſtattung
und zur Vorbereitung der Maßregeln, welche zur Durchfüh-
rung der unter 1 verkündigten Erklärung nöthig erſcheinen.
HR. us dem Mittelrhtzeinkreis, 11. April.
Um Ihnen einen kleinen Begriff von den Leiden unserer
wackerſten Männer zu geben, um dem Volke ein kleines Bei-
ſpiel vorzuführen, wie man die beſten Söhne des Vaterlandes
behandelt, theile ich Ihnen heute Folgendes aus den Gefäng-
Freitag, 18. April.
niſſen unserer gefangenen Brüder mit. Von Bruchsal ſchreibt
_ ein politiſcher Gefangener vom 6, April etwa wie folgt;
1. V49.
Hat die uns im Gefängniſse bis jetzt zu Theil gewordene
unmenschliche Behandlung vergeblich ihres Gleichen gesucht, so
überſteigt das seit der Verurtheilung Struve's eingehaltene
Verfahren gegen uns, ale Grenzen. Schon am Abend des
30. März, als das erſte, noch unſichere Gerücht des freilich
bei solchen Geschworenen nicht unerwarteten Ausgangs des
Struve’ſchen Prozeſſes hierherkam, äußerte ſich ein Gefängniß-
diener : H r
„Jett wollen wir die Kerle zw ien, daß
.es die Zungen zum Halſe heraus
äng en-
und es iſt zu vermuthen, daß die Verwaltung demgemäße In-
ſtructionen von Oben-. erhalten hat. Früher ſtand uns doch
wenigſtens e in Weg offen, auf dem wir, wenn auch nicht zu
ge rechtem Urtheil gelangten, doch wenigſtens „V. R. W.!‘
in dunkle Zellen zu Hungerkoſt verurtheilt wurdenz jetzt aber
ſcheinen die Herrn nicht einmal den Schein des Nechts beibe-
halten zu wollenz jetzt ( und dies geschah heute ) darf jeder
Schließer, jeder Gefängnißknecht uns nicht nur ungestraft
„miserable Kerle ſchimpfen, sondern er kann ſogar die Wache
auffordern, uns mit d en Säbeln niederzuh auen. So
wirft man uns jetzt ohne Weiteres in die d u nfeln Zelken,
was doch geſezlich nur vom Gerichte, auf| vorhergegangenes
Untersuchen geschehen darf. Und fragt man dea Director
Speigler hierüber, ſo nverbittet er ſich alles Zuredeſtellen mit
dem Bemerken, ihn und seine Leute in Ruhe zu laſſen--. -
Aus einem andern Schreiben eines politischen Gefangenen, der
in einem andern Gefängniſſe des Landes ſitt, höre man
Folgendes:
„Ich darf weder rauchen noch lesen. Ich habe nicht
einmal Lemiücher oder ein Handtuch. Das Essen, das ich
erhalte, iſt jehr ſchlecht. Mein Geld hat man mir abgenommen,
und obschon mir der Arzt täglich einen Schoppen Wein ver-
ordnet, erhalte ich dennoch keinen. Ich sehnte mich schon oft
in's Zuchthaus , denn dort habe ich es auf jeden Fall beſſer,
als hier in der Unterſuchungshaft. Ich bin ſchon einige Tage
nicht recht woyl, denn es iſt sehr falt in meiner Zelle und ich
darf unter kemer Bedingung ſpazieren gehen. Ich werde bar-
bariſcher behandelt, als ein Räuber und Mörder.» Der po-
litiſche Gefangene S. Borkheim, der in Bruchsal eingeker-
kert iſt, hat im „Verkündiger-. ein Schreiben veröffentlicht, das
mit dem Inhalte des zuerſt mitgetheilten Briefes so ziemlich
übereinſtimmt. Er sagt in demſelben :
„Damit aber auch kein Laut unserer Klage fürder in's
Publikum dringe , damit man ſich ohne Scheu alle Gewalt-
thätigkeiten gegen uns erlauben könne, damit wir geradezu
lebendig begraben wären, hat man uns allen die Schreibmate-
rialien abgenommen. Bei diesem Aft nimmt man nicht ein-
mal darauf Rücksicht, daß Viele von uns ihrer dazu bedürfen,
um das, was zu ihrer bevorſtehenden Vertheidigung von
fe Wichtigkeit iſt , nach ihrem Gedächtniſsſe ſchriftlich zu
ammeln.-
Ich enthalte mich aller Bemerkungen hierüber. Das
Hr! viry ſeiner Zeit die passenden Be merkung en hiezu
machen!!
X. Mus Vaden, 11. April. Neue Volksvereine ſind wie-
der entſianden in Hüfingen, wo sich 100 Mitglieder ſogleich
unterzeichneten. Diesem Vereine haben ſich angeſchloſsen die Ver-
eine zu Mundelfingen, Fürſtenberg, Behla und Hubertshofen.
C
In letterem ſind beinahe alle Gemeindebürger und der Bür-